Bayern 2 - Heimatspiegel


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Bumeders Buchtipps Die Bayerische Bücherschau Weihnachten 2014

Ein gutes Buch ist ein klassisches Weihnachtsgeschenk. Die Zahl der Neuerscheinungen ist groß, auch an bayerischen Büchern. Um die Auswahl zu erleichtern, stellt Franz Bumeder seine Lieblingstitel aus und über Bayern vor.

Von: Franz Bumeder

Stand: 13.12.2014 | Archiv

Buchcover "Oberbayern. Jenseits des Klischees", "Mords-Bescherung 2", "Ein ganzes Leben" und Kalender "Mehr sog i ned! " | Bild: Volk Verlag München, 2. emons Verlag Köln, Hanser Verlag Berlin, Heye; Montage: BR

Die besprochenen Titel im Einzelnen:

Eichenseer Adolf (Hrsg.): Das große bairische Gstanzlbuch. Volk Verlag München
Heydenreuter Reinhard: Kriminalität in München. Pustet Verlag Regensburg
Schöffel Robert: Fußball in München. Pustet Verlag Regensburg
Rohrmayer Erich: Lerne Schafkopfen. Buch & Kunstverlag Oberpfalz Amberg
Mehr sog i ned! Bayrisch für jedenTag. KV&H Verlag Unterhaching
Göttler Norbert: Oberbayern. Jenseits des Klischees. Volk Verlag München
Seethaler Robert: Ein ganzes Leben. Hanser Verlag Berlin
Weidinger Erich / Maxian Jeff (Hrsg.): Mords-Bescherung 2. emons Verlag Köln

So schauen sie aus, die empfohlenen Bücher:

Eichenseers Gstanzlbuch

Dokumentieren will der ehemalige Bezirks-Heimatpfleger der Oberpfalz, Adolf Eichenseer  Gstanzl. Auf 246 Seiten hat Eichenseer 2000 gesungene Vierzeiler zusammen getragen. „Das große bairische Gstanzlbuch – Hod oaner oans gsunga“ lautet der Titel. Und wer glaubt, Gstanzl seien was Altbackenes, was ewig Gestriges, dem widerspricht der Herausgeber: Als Beispiel ein aktuelles, böses, politisches Gstanzl vom Daller Wastl aus Niederbayern:  „Und da Eichenseer hat Gstanzl gsunga und jetzt is mer klar, dass er Heimatpleger und ned Gstanzlsänger war.“

"Diese politischen Dämmerschoppen, die kommen ohne Gstanzl überhaupt nicht aus. Das Gstanzl, vor allem das politische Gstanzl ist heute aktueller denn je."

 Autor Adolf Eichenseer

Auch recht makaber: eine Neuerscheinung der Reihe „Kleine Münchner Geschichten“. Mit ihnen will Herausgeber Thomas Götz nach eigenen Worten „Erkenntnisse historischer Spezialisten interessierten Laien lesbar erschließen“. Zitat Ende. Und das ist Reinhard Heydenreuter mit seinem Bändchen „Kriminalität in München“ hervorragend gelungen. Die zum Teil recht grausigen Geschichten haben für Heydenreuter, den ehemaligen Archiv-Chef der Bayerischen Akademie der Wissenschaften, auch ihr Gutes:

So wurde etwa Kaspar Rhain 1771 in München nach einem Raub öffentlich hingerichtet – in einem publikumsträchtigen Schauspiel mit feierlicher für uns heute nicht mehr nachvollziehbarer Ansprache

"Nun ist der Samstag da, sein Bruder folgt ihm nach, das Schwert ist schon entblößt, sein rundes Schlafgemach liegt in dem Grase dort und wartet auf die Glieder."

Worte zur Hinrichtung

Um zum Teil recht harte, aber auf keinen Fall kleine Geschichten geht es auch in einem anderen Kapitel aus der Historie der Landeshauptstadt: Robert Schöffels „Fußball in München“. Schon der Untertitel zeigt, worum es dem Autor vor allem geht: „Eine Stadt zwischen Rot und Blau“. Denn viele Zeitgenossen, die nur die erdrückende Übermacht des FC Bayern kennen, wissen nicht mehr,

"Dass Bayern München und 1860 sehr lange auf Augenhöhe waren, dass 60 den Bayern oft ein Stück voraus war und dass Bayern und 60 sich sehr lange ein Stadion geteilt haben, nämlich das Grünwalder, das merkt man heute noch."

Robert Schöffel

Ein Fußballbuch, das seinesgleichen sucht.

Der locker und unterhaltsam geschriebene historische Fußball-Abriss beginnt Ende des 19. Jahrhunderts und endet mit dem tiefen Fall von Uli Hoeneß. Ihm ist in dem kleinen Buch ein ganzes Kapitel gewidmet. So wie auch anderen weit über die Grenzen Münchens hinaus bekannten Größen. Franz Beckenbauer natürlich, aber auch Rudi Brunnenmaier oder Max Merkel, Sepp Maier oder Tschik Cajkovski  und natürlich Paul Breitner, der sich auch politisch positionierte.

Schafkopfen im Wirtshaus oder daheim

Schafkopf in drei Tagen lernen? Mit Sicherheit kein Ding der Unmöglichkeit, wenn man entweder den richtigen Lehrer oder das richtige , sagen wir mal, Lehrbuch hat. Und da ist dem seit 30 Jahren aktiven Schafkopfer Erich Rohrmayer etwas Beachtliches gelungen. In einem handlichen Spiralbuch schafft er es auf 80 Seiten, die Regeln dieses faszinierenden Kartenspiels zu erklären. Und zwar so, dass im Gegensatz zu vielen dicken Schafkopfbüchern auch absolute Laien diese Regeln sofort umsetzen können.

Ein spezieller Kalender

Und noch ein Spiralbuch sei hier empfohlen. Erinnert an einen Kalender, ist trotzdem jedes Jahr wieder einsetzbar. „Mehr sog i ned – Bayrisch Tag für Tag“ heißt das Werk. Vom Bairischen als einer eigenen Sprache mit eigenem Wortschatz ausgehend präsentiert der ansehnliche kleine Tischaufsteller 62 Ausdrücke und Redewendungen vom Schimpfen bis zum Schmeicheln. Für des Bairischen nicht Kundige gibt es auch die jeweilige Übersetzung dazu. Ob allerdings a Ratschkattl wirklich eine „Quasselstrippe“ ist, sei dahin gestellt.

Empfehlenswert - dieses neue Oberbayernbuch

Und deshalb hat Norbert Göttler, Bezirksheimatpfleger von Oberbayern  einen Hochglanz-Sammelband herausgegeben: „Oberbayern jenseits des Klischees“. Es geht also nicht um Almen, um Kühe und geraniengeschmückte Balkone, auch wenn das Titelbild genau das vermuten lässt. Vielmehr behandeln die Autoren Themen wie Denkmalschutz, jüdisches Leben in Oberbayern oder das – so wörtlich – „symbiotische Verhältnis der Hochkultur zwischen München und Oberbayern“. Die Antwort finden Sie in „Oberbayern jenseits des Klischees“.

Gestattet sei ein kleiner Ausflug über die weißblauen Grenzen hinaus – ins Nachbarland Österreich, in ein Alpental. Der Roman „Ein ganzes Leben“ von Robert Seethaler könnte nämlich genauso gut im Freistaat spielen. Rückblick auf ein Leben, in dem vordergründig wenig und eigentlich doch enorm viel passiert. Eine Geschichte für einen Abend. Eine recht einfache und doch faszinierend zu lesende Geschichte.

Ganz ohne Weihnachtliches kommen Buchtipps so kurz vor Weihnachten dann aber doch nicht aus. Unter dem Titel „Mords-Bescherung“ haben Erich Weidiinger und Jeff Maxian „Weihnachtskrimis aus den Alpen“ zusammengestellt, zum zweiten Mal bereits. Kurzkrimis besser. Etwa „Drei Tote im Stall – Commissario Lucas Evangelistas letzter Fall“, „Gefüllte Gans“ oder den „Hausfrauenroman mit Punsch“. Da geht es um die Eheleute Tassilo und Liselotte und deren dunkle Pläne. Das durchaus überraschende Ende dieses Kurzkrimis wird nicht verraten.  Aber es ist zu lesen, in dem Band Mordsbegehren.


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