Bayern 2 - Bayerisches Feuilleton


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Familienkino - Kinofamilien Die Büches und die Fläxls

Moritz Holfelder erzählt vom Geschäft mit den bewegten Bildern, wie es die Fläxls und die Büches seit vielen Jahrzehnten betreiben, die eine Familie auf dem Land, die andere in der großen Stadt. Es geht um die Filmkunst und um Multiplexe, um Unterhaltung und um Bilder, die die Welt bewegten ...

Von: Moritz Holfelder

Stand: 23.08.2014 | Archiv

Gabriel Kino in der Dachauerstraße in München | Bild: Familie Büche

Das "Gabriel Kino" in der Dachauer Straße gilt nicht nur als das älteste Lichtspielhaus Münchens, sondern sogar der ganzen Welt. 1907 wurde es eröffnet – und existiert noch heute. Zwischendurch wurden hier Pornos gezeigt, dann kehrte man aus Begeisterung für die Filmkunst zum regulären Kinobetrieb zurück. Inzwischen besitzt das "Gabriel", wie es im Volksmund heißt, vor allem bei jungen Leuten Kultstatus. Seit 1936 wird es von der Familie Büche betrieben, vor ein paar Jahren hat Tochter Alexandra die Geschäftsführung übernommen. 

Schneidermeister Georg Fläxl war begeistert vom "Gabriel"

Erstes Fläxl Kino in Freising (1912)

Das "Gabriel" besuchte relativ bald nach dessen Eröffnung der technikbegeisterte Schneidermeister Georg Fläxl aus Freising. Er war bezaubert und entschloss sich, selbst so ein Gewerbe zu betreiben. 1912 baute er neben dem "Gasthaus zur Gred" in Freising das "Stadt-Kino". Zur Eröffnung im Dezember schickte Fläxl einen Marktschreier mit einer Tafel durch die Freisinger Innenstadt: "Heute große kinematographische Vorstellungen! Kein Warten auf Anfang, jederzeit Zutritt!"

"100 Jahre Fläxl-Kino"

Fläxl Kino-Schild

Die Familie Fläxl ist noch im Besitz dieses Schildes – und bespielt mit dem Freisinger Stadtkino sowie den Multiplexen in Vilsbiburg, Erding und Neufahrn inzwischen über 30 Leinwände. 2012 feierte man das Jubiläum "100 Jahre Fläxl-Kino", inzwischen in der 4. Generation mit Tochter Veronika, die in die Geschäftsleitung aufgenommen wurde. Doch das alte Lichtspielhaus in der Freisinger Innenstadt muss man aufgeben. Tradition hat hier keine Zukunft, das Kino an der Stieglbräugasse macht Verluste, zudem läuft der Mietvertrag Ende 2013 aus, das Haus wird wohl abgerissen.

"Ich bin der Geist des Kinos. - Ich bin in jedem Kino. Ich sehe alles. Ich erlebe alles. Ich bin überall. In den Filmpalästen der fünfziger Jahre mit dem eleganten Schwung ihrer Einrichtung. In den Schachtelkinos der Siebziger. In den Multiplexen. Vergangenheit und Gegenwart vermischen sich in meinem Kopf in einer Weise, dass die Dinge sämtlich sich durchdringen. Alles ist, als wäre es heute gewesen. Alles ist, als wäre es gestern gewesen."

('Geist des Kinos')

Das Multiplex mit 16 Kinosälen rechnet sich besser

Die alten Kinos der Fläxls im Freisinger Zentrum erwiesen sich als nicht mehr rentabel. Die Besucher kommen in einer Kleinstadt aus einem größeren Umkreis als in der Großstadt - und sie fahren mit dem Auto, weil die Anbindung mit öffentlichen Verkehrsmitteln auf dem Land abends oft schlecht ist. Im Freisinger Zentrum fehlt es aber an Parkplätzen. Das vor der Stadt errichtete Multiplex mit 16 Kinosälen unter einem Dach tut sich da leichter - und rechnet sich auch besser. - Das alte Camera in der Freisinger Oberen Hauptstraße, ehedem eines der meist prämierten Filmkunstkinos in Deutschland, schloss im August 2013.


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