Bayern 2 - Bayerisches Feuilleton


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König verehrt Autor Ludwig II. und Edgar Allan Poe

Am 13. Juni 1886, vor 130 Jahren also, starb König Ludwig II. Zeitlebens hatte er den amerikanischen Schriftsteller Edgar Allan Poe verehrt. Zu einer Begegnung der beiden kam es jedoch nie. - Markus Metz und Georg Seeßlen haben dennoch ein Treffen arrangiert - auf der Basis von weitgehend wortgetreuen Zitaten des Königs und des amerikanischen Autors.

Von: Markus Metz und Georg Seeßlen

Stand: 11.06.2016 | Archiv

Ludwig II. (Hintergrund: Plakat zum Musical "Edgar Allan Poe") | Bild: picture-alliance/dpa; dpa/Jens Kalaene / Montage: BR

Am Abend des 13. Juni 1886 ist er gestorben, ertrunken in den Wassern des Starnberger Sees. Ludwig II., König von Bayern. Der Märchenkönig, die tragische Gestalt. Kurz vorher hat man ihn entmündigt, gestützt auf ein psychiatrisches Gutachten, das wir heute als reichlich zweifelhaft empfinden müssen. Natürlich, Sonderbares gab es schon genug in seinem Leben. Das Zurückgezogene, Misstrauische, Menschenfeindliche, das besessene Bauen von Schlössern, einsame nächtliche Diners, bei denen der König die Toten zu Gast hatte und mit ihnen sprach. Ludwig war eher in dieser sehr eigenen, künstlichen Welt der Vergangenheit zuhause als in der allgemein zugänglichen Wirklichkeit seiner Zeit.

Alfons Schweiggert

"Für Ludwig war das aber nicht verrückt, sondern er hat sich in diese Welt begeben. Und was war die Ursache, dass man so etwas tut? Das ist einfach, dass man sagt, diese Toten sind für einen selbst nicht tot, sondern real. Also man will diese Brücke beibehalten, die zwischen dem Reich der Lebenden und dem der Toten vorhanden ist. Und das ist das Grundthema in Poes Werk und das Grundthema in den Schlössern von Ludwig II., vor allem in seinem letzten Schloss, Schloss Falkenstein: wo dieser riesige Schlafsaal - das ist ja kein Schlafzimmer mehr - ein sakraler Raum war, in dem das Lager gleichzeitig Totenlager ist, gleichzeitig Auferstehungsmoment ist, sozusagen eine Brücke aus dem Diesseits zum Jenseits. Und das war für beide von unheimlicher Bedeutung. Und da spielt auch die Kunst eine ganz entscheidende Rolle, nämlich als Vermittlerin zwischen dem jenseitigen Bereich und dem diesseitigen Bereich. Das leistet sowohl für Poe als für Ludwig nur der Künstler - und beide empfanden sich so."

(Alfons Schweiggert, Autor des Buches 'Edgar Allan Poe und König Ludwig II.: Anatomie einer Geistesfreundschaft')

"Für mich ist Poe einer der größten Menschen, die je geboren wurden"

Edgar Allan Poe

Als Edgar Allan Poe am 7. Oktober 1849 starb, war Ludwig, der spätere bayerische "Märchenkönig", gerade vier Jahre alt. Die literarische Welt des amerikanischen Meisters des Phantastischen und Abgründigen, den Charles Baudelaire einen "neuen Heiligen in der Gesellschaft der erlauchten Unglückseligen" nannte, scheint Ludwig II. später nachhaltig beeindruckt zu haben. Ein Buch mit dem Titel "Edgar Allan Poe und König Ludwig II. - Anatomie einer Geistesverwandtschaft" stellt eine erstaunliche geistig-seelische Beziehung zweier genialer Persönlichkeiten fest: äußerliche und charakterliche Parallelen, ähnliche Interessen und psychische Merkmale, Überschneidungen hinsichtlich der künstlerischen Auffassungen und der Nähe zum Wahn. "Für mich ist Poe einer der größten Menschen, die je geboren wurden", soll Ludwig II. 1882 dem amerikanischen Journalisten Lew Vanderpoole verraten haben. Für ein einstündiges Gespräch mit Edgar Allan Poe, so Ludwig II. laut Vanderpoole, hätte er jederzeit seinen Thron gegeben.

Markus Metz und Georg Seeßlen machen das Unmögliche möglich: ein Gespräch zwischen E. A. Poe und dem Märchenkönig, ausschließlich auf der Basis wirklicher Äußerungen und Aufzeichnungen zum Tönen gebracht.

Ludwig II. – sein Leben, seine Zeit

Buchtipp:

Edgar Allan Poe und König Ludwig II.: Anatomie einer Geistesfreundschaft

  • Autor: Alfons Schweiggert
  • Broschiert: 176 Seiten
  • Verlag: EOS Verlag (3. November 2008)
  • ISBN-10: 3830673477
  • ISBN-13: 978-3830673477

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