Bayern 2 - Bayerisches Feuilleton


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Macke und Marc Eine Künstlerfreundschaft

Nachdem August Macke 1910 Franz Marc zum ersten Mal in seinem Münchner Atelier besucht hatte, entwickelte sich zwischen den beiden Malern eine tiefe Freundschaft. Macke und Marc, ein Rheinländer und ein Bayer - zwei höchst unterschiedliche Charaktere mit jeweils sehr eigener Handschrift, die dennoch vieles miteinander verband: die Künstlergruppe "Der Blaue Reiter" etwa, aber auch die gemeinsame Arbeit an dem großformatigen Wandgemälde "Das Paradies". Der Erste Weltkrieg setzte dieser intensiven Beziehung ein jähes Ende. - Katinka Strassberger erinnert an Franz Marc, der vor 100 Jahren starb.

Von: Katinka Strassberger

Stand: 05.03.2016 | Archiv

Atelier des Malers August Macke mit der Reproduktion des Wandbildes „Das Paradies“ von Macke und Franz Marc | Bild: picture-alliance/dpa

Nachdem August Macke im Januar 1910 Franz Marc zum ersten Mal in seinem Münchner Atelier besucht hatte, entwickelte sich zwischen beiden eine tiefe Freundschaft. In nur wenigen Jahren gelang es diesen so unterschiedlichen Charakteren, ein erstaunliches Maß an Nähe und Vertrautheit aufzubauen.

"Marc, dieser sanfte, stille Bayer, der große, elegante Mann, der nachdenklich, zögernd, fast tastend, reflektiert sich der Sache nähert, an den Bildern rang, die er in den ersten Jahren auch wieder zerstörte, weil er nicht zufrieden war ... Macke, diese rheinische Frohnatur, die nicht polternde, aber doch präsente Figur, der hatte mehr als die doppelte Zahl von Bildern als Marc gemalt, da ist eine ganz andere Produktivität, spontan, direkt. Er hat nicht gelitten, gezweifelt an seiner Kunst ..."

(Volker Adolphs)

Zwei sehr unterschiedliche Charaktere

Franz Marc

Der eher in sich gekehrte, grüblerisch veranlagte Bayer Franz Marc und der umtriebige, lebensfrohe Rheinländer August Macke pflegten einen regen Gedankenaustausch. Leidenschaftlich und oft auch kontrovers diskutierten sie die Kunstströmungen ihrer Zeit und fanden dadurch zu ganz individuellen und wegweisend neuen Ausdrucksformen. Während August Macke seiner optimistischen Lebenshaltung vor allem durch harmonische Gleichnisse rund um das Thema Mensch und Natur Ausdruck verlieh, die er als "Gesang von der Schönheit der Dinge" bezeichnete, ging es dem pessimistischeren Franz Marc mehr um eine spirituelle Durchdringung der Welt, für die er Tiere als Sinnbilder unschuldiger Ursprünglichkeit wählte. Beiden war die Erforschung der Farbe und ihrer räumlichen Wirkung sehr wichtig, wie ihr intensiver Briefwechsel belegt. Daraus geht aber auch hervor, was diese beiden Meister der klassischen Moderne darüber hinaus verband: viele Treffen in Bonn und in Sindelsdorf, gegenseitige Vermittlung von hilfreichen Kontakten und Ausstellungsbeteiligungen – und schließlich die gemeinsame Arbeit an dem großformatigen Wandgemälde "Das Paradies" in Mackes Bonner Atelier und in der Künstlergruppe "Der Blaue Reiter".

Tierbilder, Kompositionen, Kräfte

"Er gab vor uns allen der Farbe den hellsten und reinsten Klang"

August Macke | Bild: picture-alliance/dpa

August Macke

Der Erste Weltkrieg setzte dieser besonderen Künstlerfreundschaft ein jähes Ende: am 26. September 1914 fiel August Macke bei Perthes-lès-Hurlus in der Champagne. Er wurde nur 27 Jahre alt. In seinem Nachruf schrieb Franz Marc: "Er hat vor uns allen der Farbe den hellsten und reinsten Klang gegeben, so klar und hell wie sein ganzes Wesen war." Anderthalb Jahre später, kurz nach seinem 36. Geburtstag, starb auch Franz Marc - auf den Schlachtfeldern bei Verdun.

"Es gab einige Künstler, die mit Begeisterung in den Krieg gegangen sind, und dabei pathetische, patriotische Vorstellungen hatten, Franz Marc gehört dazu. (...) Kandinsky konnte Franz Marc überhaupt nicht verstehen, dass der für den Krieg war um der Reinigung der Gesellschaft willen, weil, so Kandinsky, damit doch schließlich Opfer verbunden seien. Und auch Paul Klee konnte Marc bald nicht mehr verstehen und hasste ihn in der Offiziersuniform, mit der er da stolz herumlief."

(Uwe Schneede, Kunsthistoriker)

Buchtipps:

August Macke und Franz Marc: Eine Künstlerfreundschaft

  • Hrsg.: Volker Adolphs und Annegret Hoberg
  • Gebundene Ausgabe: 360 Seiten
  • Verlag: Hatje Cantz Verlag; Auflage: 1 (25. September 2014)
  • ISBN-10: 3775738827
  • ISBN-13: 978-3775738828


Franz Marc, August Macke - Briefwechsel 1910-1914

  • Autoren: Franz Marc und August Macke
  • Taschenbuch: 160 Seiten
  • Verlag: CreateSpace Independent Publishing Platform (22. Februar 2014)
  • ISBN-10: 1496036662
  • ISBN-13: 978-1496036667


Erinnerung an August Macke

  • Autorin: Elisabeth Erdmann-Macke
  • Broschiert: 372 Seiten
  • Verlag: Fischer Taschenbuch; Auflage: 17 (1. Januar 1987)
  • ISBN-10: 3596256607
  • ISBN-13: 978-3596256600

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