Bayern 2

Alternativer Nobelpreis 2017 Für Menschenrechte, gegen Umweltverschmutzung und Korruption

Am 1. Dezember wurden die Preisträger des diesjährigen Right Livelihood Award in Stockholm ausgezeichnet. Eine Preisträgerin fehlte allerdings: die aserbaidschanische Journalistin Khadija Ismayilova. Ihr wurde die Ausreise verweigert.

Stand: 01.12.2017 | Archiv

Portraits von links nach rechts: Robert Bilott (USA), Colin Gonsalves (Indien), Khadija Ismayilova (Aserbaidschan) und Yetnebersh Nigussie (Äthiopen) | Bild: www.rightlivelihoodaward.org

Die Preisträger des diesjährigen Right Livelihood Award, weithin bekannt als "Alternativer Nobelpreis", wurden am 26. September 2017 bekannt gegeben. Die Verleihungszermonie fand am 1. Dezember in Stockholm statt.

Robert Bilott

Den nicht dotierten Ehrenpreis erhielt Robert Bilott aus den USA "für die Aufdeckung einer über Jahrzehnte andauernden chemischen Umweltverschmutzung, das Erreichen von Entschädigung für deren Opfer und seinen Einsatz für eine effektivere Regulierung gefährlicher Chemikalien." Bilott hatte in einem 19 Jahre dauernden Rechtsstreit 70.000 Bürger im US-Bundesstaat West Virginia vertreten. Deren Trinkwasser war durch den Chemiegiganten DuPont mit Perfluoroctansäure (PFOA) verseucht worden.

"Ich hoffe, dass diese Auszeichnung dazu beiträgt, ein stärkeres Bewusstsein für den Schutz unseres Trinkwassers und die Stärkung der Rechte von betroffenen Anwohnern und Gemeinden zu schaffen."

Robert Bilott

Colin Gonsalves

Das Preisgeld von drei Millionen Schwedischer Kronen (circa 315.000 Euro) teilten sich drei Preisträgerinnen und Preisträger: Colin Gonsalves aus Indien wird von der Jury geehrt "für seinen unermüdlichen und innovativen Einsatz vor Gericht, um die grundlegenden Menschenrechte von Indiens marginalisiertesten Bürgern zu schützen". Seit drei Jahrzehnten verteidigt er moderne Sklaven, Slumbewohner, Frauen und Arme. Sein Menschenrechtsnetzwerk HRLN erstritt unter anderem ein "Recht auf Nahrung". Das habe laut Right Livelihood Award Stiftung das Leben von 400 Millionen Menschen verbessert.

"Ich nehme dieses Privileg mit Demut entgegen. Die Auszeichnung kommt zu einer Zeit, in der Indien durch eine dunkle Zeit geht und Menschenrechtsaktivisten unter Druck gesetzt werden. Die Plattform, welche die Stiftung bietet, wird uns dabei helfen, den demokratischen Widerstand in dieser kritischen Situation zu stärken."

Colin Gonsalves

Khadija Ismayilova

Khadija Ismayilova aus Aserbaidschan konnte nicht zur Verleihung des Alternativen Nobelpreises reisen, da ihr die Ausreise verweigert wurde. Ismayilova sagte laut einer Mitteilung, sie sei nicht die einzige Journalistin in Aserbaidschan, die mit einem Reiseverbot konfrontiert sei, weil sie es wage, die Korruption in ihrem Land anzuprangern. Die Auszeichnung erhielt sie "für ihren Mut und ihre Hartnäckigkeit, Korruption auf höchster Regierungsebene durch herausragenden investigativen Journalismus aufzudecken". Ihre Arbeit brachte sie auch ins Gefängnis. Es war das erste Mal, dass ein Right Livelihood Award an eine Preisträgerin aus Aserbaidschan geht.

"Es ist eine Ehre für mich, einen so prestigeträchtigen Preis zu erhalten. Ich nehme die Auszeichnung im Namen aller Journalisten und Verteidiger der Menschenrechte in meinem Land an, die trotz schwierigster Bedingungen unermüdlich weiterarbeiten."

Khadija Ismayilova

Yetnebersh Nigussie

Yetnebersh Nigussie aus Äthiopien wurde von der Jury ausgezeichnet "für ihre inspirierende Arbeit, die Rechte von Menschen mit Behinderungen zu stärken und sich für deren Inklusion stark zu machen. Sie ermöglicht es Menschen, ihr Potenzial voll auszuschöpfen und verändert dabei die Denkweise in unserer Gesellschaft." Ihr Engagement basiert auf ihren eigenen Erfahrungen von Diskriminierung - aufgrund ihrer Herkunft, ihres Alters, ihres Geschlechts und nicht zuletzt, weil sie seit dem sechsten Lebensjahr blind ist.

"Es ist eine große Ehre, den Right Livelihood Award zu erhalten. Die Anerkennung ist ein willkommener Schub für die andauernde Forderung nach wirklicher Inklusion und voller Beteiligung von Menschen mit Behinderung in allen Lebensbereichen."

Yetnebersh Nigussie

Bekanntgabe im schwedischen Außenministerium

Die Bekanntgabe der Preisträger erfolgte im internationalen Pressezentrum des schwedischen Außenministeriums durch Ole von Uexkull, Direktor der Right Livelihood Award Stiftung, und Maina Kiai, Jurymitglied und früherer UN-Sonderberichterstatter für Versammlungs- und Vereinsfreiheit. Entschieden hatte eine internationalen Jury, welche die Preisträger aus 102 Nominierungen aus 51 Ländern auswählte.

"Die diesjährigen Preisträger schützen die Rechte und das Leben der Bürger auf drei Kontinenten. Mit ihrer mutigen Arbeit für Menschenrechte, öffentliche Gesundheit und verantwortungsvolle Regierungsführung begegnen sie einigen der weltweit drängendsten Herausforderungen. In einer Zeit der alarmierenden Rückschläge für die Demokratie zeigen uns ihre Erfolge den Weg zu einer gerechten, friedlichen und nachhaltigen Welt für alle."

Ole von Uexkull, Gründer des Alternativen Nobelpreises

Deutsche Davids gegen Goliaths

Der Right Livelihood Award

Jakob von Uexküll, Gründer des Alternativen Nobelpreises

Albert Einstein sagte einmal, eine wirklich gute Idee erkenne man daran, dass ihre Verwirklichung von vornherein ausgeschlossen scheint. Seit 1985 zeichnet der Right Livelihood Award, bei uns als "Alternativer Nobelpreis" bekannt, Menschen aus, die solche unmöglichen Ideen verwirklichen und sich für den Schutz der Umwelt, für Menschenrechte und Frieden einsetzen.

Jakob von Uexküll

Die Idee, einen alternativen Nobelpreis ins Leben zu rufen, hatte der ehemalige Europa-Abgeordnete Jakob von Uexküll (geb. 1944) in den 70er-Jahren. Damals reiste er um die Welt, sah die Armut und Umweltzerstörung in den Ländern. Zurück in Stockholm schlug er dem Nobelkomitee vor, auch einen Preis für Umwelt und Entwicklung zu vergeben. Der Plan wurde abgelehnt.

Erfinder des Alternativen Nobelpreises

Doch von Uexküll hielt an seiner Vision fest, verkaufte seine exklusive Briefmarkensammlung und gründete von dem Erlös über eine Million US-Dollar die Stiftung für Richtige Lebensführung, die bis heute den Alternativen Nobelpreis vergibt. Seit 1980 wurden zahlreiche Menschen und Initiativen aus den verschiedensten Ländern gewürdigt. Die Feierlichkeiten in Stockholm finden meist einige Tage vor oder nach der Verleihung der Nobelpreise am 10. Dezember statt. Oft gibt es vier Alternative Preisträger, die sich das Preisgeld von zwei Millionen Schwedischer Kronen (rund 200.000 Euro) teilen. Manchmal wird noch zusätzlich ein Ehrenpreis (undotiert) vergeben. Ermöglicht wird die Unterstützung der Preisträger durch Spenden und Vermächtnisse.

"Der Right Livelihood Award will dem Norden helfen, eine Weisheit zu finden, die zu seiner Wissenschaft passt, und dem Süden, eine Wissenschaft zu finden, die seine alte Weisheit ergänzt."

Jakob von Uexküll