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Mieten statt kaufen Wie günstig ist es wirklich, Elektrogeräte zu leihen?

Die Waschmaschine ist kaputt und für den Kauf einer neuen reicht es gerade nicht. Im Netz können Sie die neuesten Elektrogeräte auch mieten. Was aber lohnt sich bei Technik, und was sollten Sie doch besser kaufen?

Von: Marc Strucken

Stand: 10.05.2017

Frau kniet vor defekter Waschmaschine und wischt Schaum auf | Bild: picture-alliance/dpa

Was früher unter Nachbarn und Freunden üblich war, erledigt jetzt auch das Internet: Dinge leihen. Der erste große Unterschied ist, dass der Nachbar natürlich keine Miete verlangt hat. Die Online-Anbieter schon, dafür ist die Auswahl um Längen größer, wie man sich bei Unternehmen wie MediamarktSaturn und Otto vorstellen kann.

Technik, Haushalt, Sport bei Otto

Die Otto Group bietet unter dem Titel "Otto now" eine Auswahl von Elektrogeräten an, die vom Smartphone, über die Waschmaschine bis zum E-Bike reicht. Sie werden als "neuwertig" angeboten, was hier bedeutet, dass die Technik professionell gereinigt und voll funktionsfähig ist - eine gemietete Waschmaschine kann also ein paar Schrammen haben, wenn sie zu Ihnen nach Hause kommt. Tatsächlich, Otto liefert Geräte, installiert sie und holt sie auch wieder ab am Ende.

Zwei der drei Waschmaschinen bei Ottonow.de zum Mieten. von 15 bis 50 Euro pro Monat.

Und bei einem Schaden? Otto sagt, normale Gebrauchsspuren, wie sie über Monate hinweg entstehen können, sind ok. Fraglich ist, wie kulant das Hamburger Unternehmen im Fall der Fälle ist? Defekte, die trotz "sachgemäßer" Behandlung entstehen, werden repariert. Nur wenn der Kunde Schuld ist, muss er die Kosten übernehmen. Hier empfiehlt Otto selbst, die Haftpflichtversicherung zu checken, ob diese auch Mietgeräte abdeckt.

Beispielrechnung Otto:

Grundsätzlich bieten die Hamburger eine Mindestmietdauer von drei Monaten an, ab dann ist der Vertrag monatlich kündbar. Eine maximale Dauer ist nicht genannt - diese erschließt sich dem kühlen Rechner aber recht bald: Ein Smartphone "Samsung Galaxy S7" kostet beispielsweise 29,99 Euro pro Monat, ab 12 Monaten Mietzeit, sinkt der Preis, ab zwei Jahren noch ein weiteres Mal. Nach zwei Jahren wurden knapp 600 Euro an Miete fällig - der Kaufpreis für dieses Modell liegt aber derzeit bei etwa 400 Euro.

Auch bei einer Waschmaschine lohnt sich langfristige Miete eigentlich nicht. Sie kostet 49,99 Euro im Monat - nach zwei Jahren sind das über 1000 Euro. Das genannte Modell der Firma Miele kostet aber nur 900 Euro neu und hält (hoffentlich) weit länger als zwei Jahre.

"Mietwochen" bei Mediamarkt

Nur ein kleiner Button und ein "Miet mich" weist bei Mediamarkt darauf hin, dass man nicht nur kaufen kann.

Der Ingolstädter Elektronikmarkt rechnet etwas anders - und bietet keine Weißwaren, sprich Wasch-, Spül- und sonstige Haushaltsmaschinen an. Zumal der Titel "Mietwochen" andeutet, dass das Unternehmen noch testet, ob sich das Miet-Geschäft lohnt. Bei Mediamarkt ist schon eine Mietdauer von vier Wochen möglich, der Preis liegt meist bei zehn Prozent des Kaufpreises. Hier sind alle Mietgeräte tatsächlich neu und nicht neuwertig.

Bei Schäden bietet Mediamarkt grundsätzlich an, die Hälfte der Kosten zu übernehmen - das gilt nicht für Verlust oder Diebstahl. Vielleicht will man am Ende die gemietete Smartwatch oder Playstation gar nicht mehr zurückgeben. Anders als Otto bietet Mediamarkt auch eine Kaufoption an, wonach 30 Prozent der schon gezahlten Miete als Rabatt auf den Kaufpreis angerechnet wird. Hier zahlt man in der Regel so deutlich drauf, dass sich das nicht lohnt.

Beispielrechnung Mediamarkt:

Die Xbox One S für 288 Euro kann sich der Kunde für 29,90 Euro pro Monat ausleihen. Folglich wäre der volle Kaufpreis nach zehn Monaten erreicht. Vermutlich steht eine solche Spielkonsole aber deutlich länger im Wohnzimmer. Auch die Kaufoption ist rein rechnerisch nur für Mediamarkt von Vorteil.

Überlege ich mir beispielsweise nach sechs Monaten, die Konsole zu behalten, habe ich bereits 210 Euro Miete gezahlt. Durch den Rabatt kostete das Gerät zwar nur noch 234 Euro, zusammen mit der bereits gezahlten Summe kommt die Xbox dann aber auf knapp 415 Euro - statt der 288 Euro, die ich beim sofortigen Kauf investieren muss.

Alternative Miet-Möglichkeiten

Spielsachen für die Großen und für große Vorhaben: Bagger bei mietmeile.de mit Tagesspreisen.

Viele Baumärkte bieten mittlerweile auch Technik zum Mieten an. Hier liegt die minimale Mietdauer im Stundenbereich. Vergleichbar mit den oben genannten Angeboten ist das nicht, weil die Kosten viel höher liegen. Der Obi-Baumarkt verleiht etwa Kettensägen für 25 Euro am Tag - das wäre eine Jahresmiete von 8.400 Euro.

Auch Online-Börsen wie "Leihdirwas" oder "Mietmeile" gibt es mittlerweile für Geräte aller Art. Hier bieten meist Privatleute an und können den Preis selbst bestimmen. Allerdings kann hier die Gewährleistung bei Defekten und Schäden zum Problem werden, weil es hier nicht um kommerzielle Vermietung geht.

Gebraucht statt neu

Technik zu mieten statt zu kaufen lohnt sich also nur, wenn man teure Geräte kurze Zeit braucht, z.B. einen Beamer für die WM oder ein Laptop bis das eigene aus der Reparatur zurück kommt. Vielleicht ist es auch eine Lösung für all jene, die wissen, dass der Nachwuchs (oder man selbst) schnell das Interesse an neuem Spielzeug verliert. Allgemein ist aber die Miete für längere Zeit meist höher, als das Gerät auf seine Lebensdauer gerechnet kosten würde. Auch ist bei Gebrauchsgegenständen wie Waschmaschinen oder Smartphones ein Risiko, welche Schäden der Vermieter wirklich akzeptiert.

Wer nicht unbedingt auf die brandaktuelle Technik oder vollkommen neue Geräte Wert legt, für den ist der Gebrauchtkauf eine gute Alternative. Im Internet gibt es für jeden Lebensbereich Foren, Anbieter und Tauschbörsen. Und die Preise lassen auch dort das Herz schneller schlagen.


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