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Rück- und Ausblick Geschichte der (verpassten) Weltuntergänge

Am 21. Dezember 2012 endet nach 5.000 Jahren der Maya-Kalender. Dann soll es vorbei sein mit uns, glauben einige. Sie sind in guter Gesellschaft, denn das Ende der Welt wird nicht zum ersten Mal verkündet.

Stand: 18.12.2012

  • 70 v. Chr.
    Modell des Tempels in Jerusalem | Bild: picture-alliance/dpa

    70 v. Chr.

    Frühe Apokalypsen

    Im frühen Judentum und bei den ersten Christen gab es zahlreiche Weltuntergangs-Prophezeiungen. Im Judentum entstanden sie vor allem vor der Zerstörung des Tempels in Jerusalem durch die Römer im Jahr 70 v. Chr.
    Das bekannteste Zeugnis frühchristlicher Untergangs-Vorstellungen ist die Offenbarung des Johannes. Er schrieb seine Apokalypse 69 n. Chr. Darin auch ein Satz, der für spätere Prophezeiungen immer wieder herangezogen wurde: "Wenn die tausend Jahre vollendet sind, wird der Satan aus seinem Gefängnis freigelassen werden."

  • 500 n. Chr.
    Blick auf das Forum Romanum in Rom | Bild: picture-alliance/dpa

    500 n. Chr.

    Ende der Antike

    Als das Christentum noch in den Kinderschuhen steckte, gab es schon wieder erste Untergangs-Prophezeiungen. Gegenpapst Hippolyt sagte bereits um 200 n Chr. den Weltuntergang voraus. Seiner Meinung nach wurde die Welt 5500 v. Chr. erschaffen und wird 6.000 Jahre alt.
    Die Lehre vom Weltuntergang ging unter, nicht so das übrige Werk von Hippolyt. Der Kirchenlehrer hatte großen Einfluss auf die katholische Kirche. Sein bekanntestes Werk ist das Hochgebet in der Heiligen Messe zur Eucharistiefeier: "Ebenso nahm er auch den Kelch und sprach: Dies ist mein Blut, das für euch vergossen wird ..."

  • 999 n. Chr.
    Papst Sylvester II und der Teufel | Bild: BR

    31. Dezember 999

    Erstes Millennium

    Zur Jahrtausendwende brach in der christlichen Welt eine wahre Massenhysterie aus. Papst Sylvester II. hatte den Weltuntergang verkündet. In der Offenbarung des Johannes stehe schließlich, dass nach Vollendung von 1.000 Jahren die Apokalypse beginnt. In Erwartung des Weltuntergangs plünderten Räuber ganze Dörfer, Hexen wurden verbrannt. Die allgemeine Panik machte selbst vor den Mächtigen nicht halt: Kaiser Otto III. kroch auf dem Boden herum und versprach, Mönch zu werden. Als der Weltuntergang ausblieb, erklärte der Papst, seine Gebete hätten den Weltuntergang verhindert.

  • 1498 n. Chr.
    Die Apokalypse von Albrecht Dürer  | Bild: picture-alliance/dpa

    1498

    Apokalyptische Reiter

    Kurz bevor die Reformation Europa erfasste, lag schon Endzeitstimmung in der Luft. Moderne Ideen waren auf dem Vormarsch - die Renaissance und der Humanismus. Viele Menschen glaubten, das Ende der Welt sei nah.
    Albrecht Dürer veröffentlichte 1498 seine „Heimliche Offenbarung des Johannes“, 15 Holzschnitte mit Motiven aus der biblischen Apokalypse. Sie waren ein großer Erfolg, vor allem die Darstellung der vier apokalyptischen Reiter. Sie zählen zu den berühmtesten Werken Dürers.

  • 1532 n. Chr.
    Martin Luther von Lucas Cranach | Bild: picture-alliance/dpa

    1532

    Reformation

    "Wenn ich wüsste, dass morgen die Welt unterginge, dann würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen", wird Martin Luther zitiert. Der ehemalige Augustinermönch reformierte nicht nur die Kirche.
    Als seine religiösen Vorstellungen überall verbreitet wurden, befasste er sich mit der Schöpfungsgeschichte. Dreimal sagte er den Weltuntergang voraus: Für das Jahr 1532, dann 1538 und schließlich 1542. Danach distanzierte er sich von weiteren Prognosen und widmete sich wieder seinen theolgischen Schriften. In Wittenberg hielt er noch einige Jahre Vorlesungen.

  • 1666 n. Chr.
    Nachbildung Santa Maria, Schiff von Kolumbus | Bild: picture-alliance/dpa

    1666

    Christoph Kolumbus

    Hier hat er nicht das Ei des Kolumbus gefunden: Der genuesische Seefahrer Christoph Kolumbus hat zwar 1492 die Neue Welt Amerika entdeckt. Aber er hat auch gleich ihr Ende vorhergesagt: 1666 drohe der Weltuntergang. Die Zahl 666 galt in der christlichen Welt als Zahl des Teufels. In der Johannes-Apokalypse steht: "seine Zahl ist sechshundertsechsundsechzig." Die logische Folge für den begabten Seefahrer Christoph Kolumbus: Der Weltuntergang droht 1666. Nicht wirklich originell, und genauso falsch wie die Prophezeiungen vor ihm.

  • 1799 n. Chr.
    Mühlhiasl | Bild: Gemeindearchiv Hunderdorf

    1799

    Mühlhiasl

    Ende des 18. Jahrhunderts soll im Bayerischen Wald der Mühlhiasl gelebt haben. Er wurde von schrecklichen Visionen heimgesucht und sprach vom Weltuntergang immer als dem großen "Bänkeabräumen":
    "Wenn der eiserne Hund durch den Vorderwald bellt, nachad fangt der große Krieg an, und wenn d' Leut in der Luft fliagn können, wenn d' Wagen ohne Ross und Deichsel fahrn - dann steht's nimmer lang an." Spricht er von Flugzeugen, Autos, Eisenbahnen und den Weltkriegen?

  • 1910 n. Chr.
    Komet Halley und russische Sonde 1986 | Bild: picture-alliance/dpa

    1910

    Komet im Anflug

    1910 durchquerte die Erde den Schweif des Kometen Halley. Kurz zuvor hatten Forscher Blausäure darin festgestellt, wenn auch nur in geringen Konzentrationen. Die Menschen in Europa kauften trotzdem Kometenpillen und Gasmasken. Etliche nahmen sich vorsorglich selbst das Leben, manche verschenkten aus Panik ihr Geld.
    Halley ist ein periodischer Komet, der alle 70 Jahre so nah an die Erde kommt, dass man ihn am Himmel sehen kann. Sein Schweif entsteht durch die Freisetzung von Gasen und Staub. Das nächste Mal kann man Halley 2061 sehen.

  • 1969 n. Chr.
    CHarles Manson 1971 | Bild: picture-alliance/dpa

    1969

    Apokalypse Rockmusik

    Auch Charles Manson hat seinerzeit den Weltuntergang vorausgesagt, und zwar für das Jahr 1969. Der Hippie und Rockmusiker behauptete, die Beatles wären Engel der Apokalypse und ihre Songs wie "Helter Skelter" oder "Revolution Number 9" enthielten kryptische Botschaften über die Zukunft.
    Mansons rassistische Wahnvorstellungen mündeten 1969 in eine Serie von Auftragsmorden, der unter anderem die Schauspielerin Sharon Tate und das Unternehmerpaar LaBianca zum Opfer fielen. Manson wurde wegen Verabredung zum Mord zum Tode verurteilt und verbüßt nun eine lebenslange Haftstrafe in Kalifornien.

  • 1999 n. Chr.
    Nostradamus | Bild: picture-alliance/dpa

    Juli 1999

    Prophezeiung des Nostradamus

    Geht die Welt noch vor dem Jahr 2000 unter? Nostradamus, Arzt und Astrologe, hatte das im 16. Jahrhundert vorhergesagt. In seinen Prophezeiungen steht: "Im Jahr Neunzehnhundert-neunundneunzig, im siebten Monat wird vom Himmel der große Schreckenskönig kommen." 1999 war wegen des nahenden Milleniums ohnehin das Jahr der Endzeit-Vorstellungen.
    Nostradamus schreibt an anderer Stelle, dass im Jahr 2012 die Welt in einem Dritten Weltkrieg untergehen würde. Wenn das auch nicht passiert: Im Vorwort an seinen Sohn César erklärt er, seine Prophezeiungen reichten "von heute bis ins Jahr 3797".

  • 2000 n. Chr.
    Silvester-Feuerwerk in Berlin | Bild: picture-alliance/dpa

    2000

    Zweites Millennium

    Selbsternannte Untergangsprohpeten und Sektenführer waren sich sicher: Mit dem neuen Millennium kommt das Ende der Welt. Vermeintliche Hinweise gab es genug. In Peru wurde sogar die Geburt eines dreibeinigen Entenkükens als Zeichen der Apokalypse gedeutet. Auch hierzulande glaubten viele, dass etwas Unvorhergesehenes passieren könnte.
    Berechtigt waren jedoch nur Befürchtungen, die Datumsumstellung könnte zu weltweiten Computerproblemen führen. Nicht alle Programme waren auf vierstellige Jahreszahlen eingestellt. Der befürchtete technische Kollapps blieb aus.

  • 2008 n. Chr.
    Der LHC am Cern in Genf | Bild: picture-alliance/dpa

    September 2008

    Schwarze Löcher

    Bringt ein physikalisches Experiment den Weltuntergang? Im schweizerischen Genf nahm 2008 der bis heute größte Teilchenbeschleuniger "Large Hadron Collider (LHC)" seine Arbeit auf. Der LHC kann Teilchen nahezu auf Lichtgeschwindigkeit beschleunigen und sie dann aufeinander prallen lassen. Wissenschaftler am Cern, dem Europäischen Labor für Teilchenphysik, versprachen sich davon neue Erkenntnisse. Gegner fürchten, dass schwarze Löcher entstehen, die sich ausdehnen und die Erde zerreißen. Ihre Versuche, den LHC zu verbieten, scheiterten. Das Bundesverfassungsgericht lehnte die Klage 2010 ab.

  • 2012 n. Chr.
    Hieroglyphen der Maya in La Corona | Bild: picture-alliance/dpa

    21. Dezember 2012

    Maya-Kalender

    Am 21. Dezember endet nach über 5.000 Jahren der Maya-Kalender. Manche fürchten: Dann geht die Welt unter. Schließlich hatte auch Nostradamus das Weltende für 2012 vorausgesagt. Dass die Theorie vom nahen Weltende wissenschaftlich nicht haltbar ist, verwundert nicht. Aber viele finden offenbar Spaß an der gruseligen Vorstellung. Schon gibt es Weltuntergangs-Partys, Adventskalender mit 21 Türchen und spezielle Uhren, die den Countdown bis zum Weltende zählen. Die Maya selbst glaubten übrigens, dass nach dem aktuellen Zeitalter einfach ein neues beginnt.

  • 2060 n. Chr.
    Isaac Newton - zeitgenössiche Darstellung | Bild: picture-alliance/dpa

    2060

    Newtonsches Gesetz

    Ihm könnte man eigentlich glauben, denn er war ein echter Meister der Zahlen. Sir Isaac Newton stellte im 18. Jahrhundert die nach ihm benannten Newtonschen Gesetze auf - die Grundlage der klassischen Mechanik, auf der alle weiteren Modelle basieren. Noch heute gilt er als einer der bedeutendsten Wissenschaftler.
    Aber Newton war auch ein gläubiger Christ und beschäftigte sich viel mit der Bibel. Ähnlich präzise wie physikalische Kräfte wollte er das Weltende berechnen - anhand von Bibelversen. Heraus gekommen ist das Jahr 2060. Warten wir's ab ...


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