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Keine Brotzeit nach der Tagesschau Streitpunkt Ladenöffnungszeiten

Einkaufen nach acht? Anderswo üblich, in Bayern praktisch unmöglich. Zeit, das Ladenschlussgesetz zu ändern. Oder?

Stand: 07.06.2017

Ladenschluss in Bayern: Früh! | Bild: picture-alliance/dpa

Viele kennen das: Man kommt spät von der Arbeit, kämpft sich durch den Feierabendverkehr und steht dann vor verschlossenen Türen. 20 Uhr, wieder nichts mit Kühlschrank auffüllen.

Fast alle Geschäfte im Freistaat schließen pünktlich zur Tagesschau, sogar in einer Großstadt wie München: eine der Schattenseiten am Leben im Freistaat, die Zugezogene bemerken.

In vielen anderen Bundesländern, zum Beispiel in Baden-Württemberg, können Kunden bis um 22 Uhr einkaufen. Bundesländer wie Berlin oder NRW sind sogar berühmt für ihre "Spätis" oder "Büdchen": Kioske, die manchmal sogar rund um die Uhr geöffnet sind.

Bayern ist da strenger. Als einziges Land richtet es sich nach dem "Gesetz über den Ladenschluss" des Bundes. Das sieht vor, dass Verkaufsstellen montags bis samstags um 20 Uhr schließen müssen und nicht vor sechs Uhr aufmachen dürfen. Das ist sonst nur im Saarland so. Bäckereien können schon um 5.30 Uhr öffnen.

Verkaufsoffener Sonntag in Bayern - maximal vier Mal

Weitere Ausnahmen gibt es für Tankstellen sowie Apotheken, aber beispielsweise auch für Kurorte, Bahnhöfe und Flughäfen. An höchstens vier Sonn- und Feiertagen im Jahr dürfen Läden auch sonntags öffnen – allerdings nur "aus Anlass von Märkten, Messen oder ähnlichen Veranstaltungen".

Doch auch wenn die Öffnung an einzelnen Sonntagen grundsätzlich möglich ist, gibt es immer wieder Klagen. Der Bayerische Verwaltungsgerichtshof kippte erst kürzlich zwei verkaufsoffene Sonntage in Augsburg.

In Bonn Alltag, in Bayern nicht möglich - einkaufen bis 22 Uhr.

Zu leiden unter den im Vergleich zu anderen Ländern kurzen Öffnungszeiten haben Berufstätige, die spät von der Arbeit kommen oder pendeln. Als Alternativen bleiben oft nur Tankstellen oder Lieferdienste – und beides ist teuer. Befürworter des aktuellen Gesetzes sagen, dass Arbeitnehmer im Einzelhandel belastet würden, wenn sie bis 22 Uhr oder länger arbeiten müssten oder der Sonntag als Ruhetag wegfiele. Zudem würden längere Öffnungszeiten höhere Kosten verursachen, was kleinere Geschäfte in den Ruin treiben könne.

Die Initiative "Selbstbestimmter Sonntag", in der sich unter anderem große Kaufhäuser engagieren, sieht in der Sonntagsöffnung eine Chance gegen die Konkurrenz im Online-Handel anzukommen. Die Mitglieder argumentieren, dass der Sonntag online einer der Haupteinkaufstage sei und sie durch die Restriktionen eingeschränkt würden.

Ein weiteres Argument vieler Händler: Bei einer Flexibilisierung der Ladenöffnungszeiten könnte jeder Betreiber eines Supermarkts oder Geschäfts ja selbst entscheiden, ob und wann er aufmacht und wann er schließt. Damit jeder, der seinen Kühlschrank auffüllen möchte, das auch noch nach der Tagesschau machen kann.


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