Bayern 1 - Experten-Tipps


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Blumen vom Discounter Sind Fairtrade-Rosen aus Afrika okay?

Valentinstag, Muttertag, Geburtstag - Blumen haben immer Saison. Doch kann man bedenkenlos das Sträußchen Rosen für 1,99 Euro vom Discounter kaufen? Sind heimische Rosen besser als die aus Afrika? Und wie sieht es mit der Ökobilanz und der Ausbeutung der Arbeiter aus?

Stand: 19.04.2021 | Archiv

Rosen | Bild: mauritius-images

https://www.ardaudiothek.de/episode/besser-leben-der-bayern-1-nachhaltigkeitspodcast/der-bund-rosen-fuer-1-99-euro-wie-geht-das/bayern-1/88412988/

Darf ich Rosen aus Ostafrika kaufen?

Nirgendwo in Europa werden so viele Schnittblumen verkauft wie in Deutschland. Gut 37 Euro pro Kopf und Jahr. Ein Milliardengeschäft. Dabei kommen noch nicht einmal 20 Prozent der Blumen aus heimischem Anbau. Vier von fünf Blumen werden importiert. Fast die Hälfte des Schnittblumengeschäfts wird dabei mit Rosen gemacht (47 Prozent), dahinter schaffen es die immer beliebter werdenden Tulpen auf den zweiten Platz (14 Prozent) gefolgt von Chrysanthemen (11 Prozent), so die Zentrale Markt- und Preisberichtstelle für Erzeugnisse der Land-, Forst- und Ernährungswirtschaft GmbH für 2017.

Woher kommen die Blumen, die bei uns verkauft werden?

Fair Trade hilft den Arbeitern.

Rosen, Tulpen oder auch Anemonen kommen heutzutage oft aus Lateinamerika oder Afrika und werden dann über Tausende von Kilometern transportiert, bevor sie bei Blumengroßhändlern in Europa bzw. Deutschland landen. Es ist ein globales und leider sehr oft auch undurchsichtiges Geschäft, weil die Vertriebswege weitverzweigt sind und selbst die Verkäufer in den Blumengeschäften oft nicht wissen, in welchem Land die Blumen gezüchtet worden sind. Wie viel Wasser, Schädlingsbekämpfungsmittel und Dünger eingesetzt worden ist, bleibt damit auch im Dunkeln. Ob die Arbeiter auf den Blumenfarmen ordentlich bezahlt werden und Schutzkleidung tragen, ebenfalls. Das Image der Branche ist nicht sonderlich gut, aber das ist auch selbst verschuldet.

Die Zuchtrosen der Blumenfarmen haben dabei mit den Rosen im eigenen Garten wenig zu tun. Diese Rosen aus dem Gewächshaus sind Hochleistungsblumen. Innerhalb weniger Wochen sollen sie soweit gewachsen sein, dass sie gepflückt werden können. In einem einzigen Gewächshaus wachsen etwa drei Millionen Stiele heran, Krankheiten sind deshalb unerwünscht und werden entsprechend mit Pestiziden bekämpft. Und später, wenn sie dann bei uns in der Vase stehen, sollen sie natürlich möglichst lange blühen. Ach ja, und billig sollen sie natürlich auch noch sein. Aber geht das? Kann ich tatsächlich guten Gewissens einen Bund Moosröschen für 1,99 Euro kaufen?

Wie funktioniert der Blumenhandel in Europa?

Drehkreuz des Blumenhandels in Europa sind die Niederlande. Im Durchschnitt werden dort neun Millionen Rosen pro Tag importiert und weiter verschickt. Etwa 77 Prozent stammen aus Afrika und Südamerika (EU-Statistikbehörde Eurostat). Kenia und Äthiopien sind dabei mittlerweile die wichtigsten Produzenten. Größter Rosenlieferant ist Kenia, begünstigt durch die niedrigen Löhne und das günstige Klima. Während Tulpen und Chrysanthemen vor allem in den Niederlanden gezüchtet und gezogen werden, ist Kenia der weltweit größte Rosenexporteur. Neben Äthiopien und Ecuador sind auch Israel oder Kolumbien weltweit wichtige Blumenzüchter.

Rosen aus Kenia oder aus den Niederlanden

Der Einfuhrpreis für eine afrikanische Rose liege derzeit bei 10 bis 15 Cent. Ein Großteil der Rosen wird laut Statistik wieder an das europäische Ausland weiterverkauft. Seit 2010 werden in den Niederlanden mehr Rosen exportiert als importiert, so dass jährlich etwas mehr als 3 Milliarden Rosen für umgerechnet weit über eine Milliarde Euro das Land verlassen. Deutschland ist der größte Abnehmer. Weiterverkauft wird eine Rose übrigens für rund 30 Cent. Gut mehr als zwei Drittel der Rosen in Deutschland kommen deshalb aus den Niederlanden, etwa jede fünfte Rose direkt aus Kenia. Entsprechend hoch ist die Wahrscheinlichkeit, in Deutschland eine Rose aus Ostafrika zu kaufen. Direkt oder indirekt über die Niederlande. Konventionell angebaute Rosen werden meist über Auktionen gehandelt und die Herkunft ist dann kaum mehr nachvollziehbar. Bei fair gehandelten Rosen gibt es zumindest eine Codenummer, die dann eindeutig einer Farm oder einem Gärtnereibetrieb zugeordnet werden kann.

Jeder fünfte Internetnutzer kauft Blumen online

Das Geschäft ist mittlerweile knallhart. Den traditionellen Blumenläden in Deutschland droht nicht nur die Billigkonkurrenz aus dem Supermarkt, sondern auch aus dem Onlinehandel. Dort sind zwar die Marktanteile, im Vergleich zu Büchern oder Kosmetik, noch gering, aber das Interesse wächst. Laut Branchenverband BITKOM kauft mittlerweile jeder fünfte Internetnutzer seine Blumen bereits online (2016). In diesem Bereich sind es offenbar vor allem ältere Kunden, die gerne online Blumen kaufen. In der Altersgruppe der 50- bis 64-Jährigen hat jedenfalls gut ein Viertel schon mal Sträuße oder Gestecke im Internet bestellt. Bei den 14- bis 29-Jährigen waren es dagegen nur 12 Prozent.

Rosen schlucken Unmengen Wasser

Meist sind die Blumenfarmen in Kenia, nahe der Hauptstadt Nairobi angesiedelt. Kenia ist in Ostafrika einer der Hauptproduzenten von Blumen für den Markt in Europa. Neben Tee hat die Aufzucht und Kultivierung von Blumen dort mittlerweile einen wirtschaftlichen Stellenwert wie hierzulande die Autoindustrie. Bei den meisten Rosenfarmen handelt es sich um Betriebe, die in etwa mit kleineren und größeren mittelständischen Betrieben in Deutschland vergleichbar sind.

In jeder Schnittblume aus Ostafrika stecken 7 bis 13 Liter Wasser

Gewissensfrage: Wie nachhaltig sind Rosen aus Ostafrika?

Vor allem in und um Naivasha, das direkt am See liegt, haben sich viele Gärtnereibetriebe niedergelassen. Entsprechend hoch war und ist dort auch noch die Belastung des Wassers mit Nitraten und Pestiziden. Zudem ist der Wasserspiegel über die Jahre kontinuierlich gesunken, denn die Farmen brauchen natürlich jede Menge Wasser. In jeder Schnittblume aus Ostafrika stecken, je nach Sorte und Größe, etwa 7 bis 13 Liter virtuelles Wasser. Angesichts der 45 Millionen Kilogramm Blumen, die allein Kenia jährlich exportiert, wird schnell klar, welche Dimensionen das hat.

Mittlerweile hat sich die Situation jedoch verbessert bzw. es ist nicht schlimmer geworden. Das hat auch Andreas Gemählich, Wirtschafts- und Sozialgeograph an der Uni Bonn, bei seinen Forschungen gesehen: "Also die Arbeitsbedingungen haben sich deutlich verbessert. Es wird sparsamer mit Wasser und auch mit Pestiziden umgegangen, weil vor allem auch in Bewässerungstechnologien investiert wurde und somit ein sparsamerer Umgang hergestellt werden konnte." Eben auch, weil verschiedene Umweltverbände Druck machen und die Ressourcen endlich sind und damit auch die Blumenindustrie dort langfristig bedroht wäre. Außerdem wächst die Billig-Konkurrenz. Weil sich Auflagen und Sozialstandards in Kenia verändert haben, sind bereits einige Produzenten (die meist aus Europa kommen) nach Äthiopien umgezogen. Dort wird den Arbeitern nämlich oft noch weniger gezahlt als den Rosenpflückern in Kenia. Und die Bezahlung ist meist der einzige Bereich, in dem die Produktionskosten gedrückt werden können.

Die Ökobilanz von Rosen aus Afrika und Europa

Das Klima in Kenia ist für die Rosen ideal. Viel Licht, die Temperaturen und vor allem die Luftfeuchtigkeit begünstigen den Anbau. In Europa können ähnliche Verhältnisse zwar auch im Gewächshaus hergestellt werden, aber der Energie- und damit auch Kostenaufwand ist eben entsprechend hoch. In den Niederlanden oder Frankreich müssen die Rosenzüchter ungefähr das Dreifache hinlegen, um einen Hektar Rosen im Gewächshaus zu bewirtschaften - was im Vergleich der Transport der Blumen von der Rosenfarm nach Europa kostet.

Der Preis spiegelt auch die ökologischen Realitäten wider. Natürlich ist der Verbrauch der Ressource "Wasser" gerade in dieser Region Kenias, mit wiederkehrenden Dürreperioden, enorm. Immerhin haben mittlerweile viele Blumenfarmen eine eigene Kläranlage. Auch der Transport mit dem Flieger samt Kühlkette, die die Frische der Blumen garantieren muss, schlägt in der Ökobilanz natürlich negativ zu Buche. Und dennoch ist es im Vergleich immer noch besser, als mit einem enormen Energieaufwand Gewächshäuser im durchschnittlich wesentlich kälteren Europa das ganze Jahr hindurch zu betreiben.   

Unter bestimmten Umständen ist die Ökobilanz für ostafrikanische Blumen ziemlich gut.

Eine Studie der Max-Havelaar-Stiftung mit Sitz in Zürich/Schweiz bewertet beispielsweise die Ökobilanz für ostafrikanische Blumen unter bestimmten Bedingungen überraschend gut. Die Studie wurde vom Schweizer Handelskonzern Migros in Auftrag geben. Die Max-Havelaar-Stiftung zeichnet mit ihrem Gütesiegel FairTrade-Produkte nach internationalen Standards für fairen Handel aus. In der Studie aus dem Jahr 2018 sind die Umweltauswirkungen der Produktion von verschiedenen Schnittrosen untersucht worden. Zum Beispiel konventionell gezüchtete Rosen aus Ecuador, Durchschnitts- und Fairtrade-Rosen von kenianischen Rosenfarmen und konventionelle Rosen und Rosen aus optimierter Produktion aus den Niederlanden. Unter anderem wurden dabei die landwirtschaftliche Produktion im Herkunftsland, die Verpackung der Rosen sowie der Transport in die Schweiz berücksichtigt. "In der Studie haben sie versucht, ähnliche Betriebsgrößen miteinander zu vergleichen", sagt Claudia Brück, Vorstand von Fairtrade Deutschland, "und den Energiebedarf heruntergebrochen auf einen Rosenstiel, um das dann vergleichbar zu machen."

Welche Rose kann man guten Gewissens kaufen?

Ergebnis: Die fair gehandelten Rosen aus Kenia haben die geringsten, besser gesagt eine geringere Auswirkung auf die Umwelt als vergleichbar gezüchtete Rosen aus den Niederlanden und konventionelle Rosen aus Ecuador. Auch, wenn der ökologische Fußabdruck in Sachen Wasserknappheit, bei dem das ostafrikanische Land die höchsten Werte aufweist, natürlich schwer wiegt. Gemessen an der eingesetzten Menge ist der Pestizideinsatz bei niederländischen Rosen dagegen am geringsten. In Kenia haben Fairtrade-Rosen immerhin einen geringeren Pestizideinsatz als konventionell gezüchtete Rosen. Der Energieverbrauch für die Treibhausheizung der in den Niederlanden produzierten Rosen und der Lufttransport für die im Ausland angebauten Rosen sind ausschlaggebend für die Ökobilanzen des jeweiligen Herkunftslandes. Untersucht wurden auch der direkte Wasserverbrauch, die Nitratemissionen der Rosenproduktion im Ausland - und auch das Verpackungsmaterials wurde in der Studie berücksichtigt. Die Treibhausgasemissionen, die sich durch den Lufttransport von Rosen aus Übersee ergeben, sind zwar enorm hoch, aber immer noch niedriger als der CO2-Ausstoß, der durch das Beheizen der Gewächshäuser in den Niederlanden verursacht wird.

Eines sagt die Studie aber auch aus: Würden die niederländischen Rosenzüchter stärker auf erneuerbare Energiequellen für die Treibhausheizung umstellen, wäre die Produktion in Europa ökologisch kaum zu schlagen. Dass bereits 2007 eine Studie der englischen Cranfield Universität zu einem ähnlichen Ergebnis kam und auch damals ein Strauß niederländischer Rosen ökologisch schlechter bewertet wurde als ein vergleichbarer Strauß aus Kenia - trotz der mehr als 6.000 Kilometer Flug zwischen Ostafrika und Europa - lässt darauf schließen, dass sich in den Gärtnereibetrieben in den Niederlanden in dieser Hinsicht nicht viel getan hat.

Wasserverbrauch in Kenia für Rosen ist extrem hoch

Trotz einer positiveren Ökobilanz: Für kenianische Rosen ist der Wasserverbrauch ein sehr kritisches Thema, eben gerade infolge der hohen Wasserknappheit in der Region. Maßnahmen zur Reduzierung des Wasserbedarfs und zur Steigerung der Wassereffizienz müssen hier also im Mittelpunkt stehen. Auch eine Optimierung der Verpackung in Bezug auf das Materialgewicht oder die Verwendung von recyceltem Material werden in der Schweizer Studie als mögliche Verbesserungsmöglichkeiten genannt.

"Fair Trade" hilft den Arbeitern

Seit 2005 gibt es das Fairtrade-Siegel auch für Rosen. Damit sollen bessere Arbeitsbedingungen für die Pflückerinnen und Pflücker in der Blumenproduktion geschaffen werden. Insbesondere in den Hauptanbaugebieten Ostafrikas wie Äthiopien, Kenia oder Tansania. Mittlerweile haben fair gehandelte Blumen aus diesen Regionen immerhin einen Marktanteil von mehr als einem Viertel (28 Prozent). Zu den Rahmenbedingungen von Fair Trade gehören feste Arbeitsverträge, soziale und gesundheitliche Absicherung, Mutterschutz sowie Umweltstandards, wie eine Liste verbotener Pestizide:

"Im Umgang mit Pestiziden gibt es ganz klare Regelungen, wie Schutzanzüge zu nutzen sind. Wartezeiten, so dass man die Gewächshäuser nicht betreten kann. Insgesamt beträgt so ein Standard, wie wir ihn für die Rosen nutzen, etwa 140 Kriterien und der bezieht sich bei einem Drittel auf Umweltbereiche, ein Drittel auf Arbeitnehmer und der Rest darauf, wie man den Handel verbessern kann."

Claudia Brück von Fairtrade Deutschland

Mit der Fairtrade-Prämie, die durch die Verkäufe über den Fairen Handel an die Beschäftigten fließt, können außerdem Projekte wie Kinderkrippen, Computerworkshops oder auch Schulstipendien finanziert werden. Die angeschlossenen Betriebe wie Penta Flowers, einer der ersten Fair-Trade Betriebe Kenias, werden durch ein Zertifizierungsunternehmen regelmäßig kontrolliert. Auch die Fairtrade-Farm von Red Lands Roses gehört dazu. Geschäftsführerin Lorraine Spindler: "Ich denke, am meisten profitieren die Arbeiter. Wenn wir gute Geschäfte machen, gibt es eine Prämie. Und das ist viel Geld, das in Projekte für die ganze Gemeinschaft fließt."

Bio-Blumen und Biopflanzen sind am Markt derzeit bestenfalls Nischenprodukte und gar nicht so einfach zu finden. Am ehesten noch auf Wochenmärkten oder eben direkt bei Gärtnereibetrieben, die bereits ökologisch arbeiten. Auch hier gibt es interaktive Karten, die helfen sollen, Bezugsquellen in Deutschland zu finden: bio-zierpflanzen.de

Rosen für 1,99 Euro - wie geht das?

Auch wenn die Wege des Blumenhandels recht verschlungen sind, die Käufer scheinen sich in Deutschland auch nicht groß zu fragen, woher ihre Blumen ganz genau stammen. "Für Rosen sagen Marktstudien, dass sich die Konsumenten gar nicht dafür interessieren, wo die Blumen herkommen", sagt Andreas Gemählich von der Uni Bonn, "und die meisten Menschen, mit denen ich spreche, denken eigentlich, dass die Rosen aus den Niederlanden kommen."

Billigangebote im Discounter, bei denen der Bund Tulpen lächerliche 1,99 Euro kostet, lassen sich auch nur dadurch erklären, dass hier Ausschussware im großen Stil aufgekauft wurde, der sich über den Fachhandel nicht mehr verkaufen ließe. Die Gewinnmarge spielt keine große Rolle, da es sich meist um Lockangebote handelt. Dennoch sind gerade die Supermärkte und Discounter mit den Blumen-Spottpreisen eine enorme Konkurrenz für die traditionellen Blumen-Einzelhändler. Schließlich will jeder in der Kette mitverdienen. Am Anfang stehen die Gärtnereibetriebe und Rosenfarmen, die wahrscheinlich am wenigsten dabei für sich verbuchen. Eine Rose bringt bei der Ankunft in Europa nicht viel mehr als 10 bis 15 Cent. Lächerlich wenig, sagt auch Claudia Brück von Fairtrade Deutschland in Köln:

"Ja, das muss man sagen, dass die Blumen zu billig sind. Auch unter Fairtrade haben wir es noch nicht geschafft, existenzsichernde Löhne zu garantieren. Die Bedingungen dort vor Ort, in Äthiopien oder Kenia, sind noch lange nicht dort, wo wir sie gerne hätten. Dass Arbeitnehmer selbstbestimmt ihren Alltag gestalten können. Und dafür braucht es viel mehr Geld, das in den Süden fließt."

Claudia Brück von Fairtrade Deutschland

Bereits 10 Cent mehr pro Rose würde derzeit eine Verdoppelung des Gewinns für die produzierenden Farmen im Herstellerland bedeuten. Dennoch ist eine solche Preissteigerung, mal abgesehen davon, ob sie überhaupt vor Ort ankäme, kaum durchsetzbar, meint Claudia Brück: "Es ist ziemlich schwierig. Denn in Umfragen sagen Verbraucher immer wieder, dass ihnen soziale und Umweltthemen sehr wichtig sind, wenn sie dann aber vor dem Regal stehen, wird doch die billigste Rose eingekauft."

Regional ist besser, aber reicht nicht

Ganz wichtig: Es geht auch regional! Zimmerpflanzen, wie Chrysanthemen, Cyclamen oder Weihnachtssterne werden auch von deutschen Gärtnereibetrieben gezüchtet und vertrieben. Über eine Million Beet- und Balkonpflanzen sowie Stauden müssen nicht importiert werden. Auch hunderttausende von Rosen, Chrysanthemen und Sommerblumen stammen aus Deutschland. Die arbeitsrechtlichen Bedingungen und selbst der Einsatz von Pestiziden sind in Deutschland wesentlich schärfer gefasst, als es Fairtrade-Rahmenbedingungen leisten können. Aber der Bedarf kann damit natürlich nicht gedeckt werden.

Fazit: Fairtrade hilft den Arbeitern vor Ort

Wie für viele andere Produkte gilt auch bei Blumen: Es muss uns etwas wert sein. Wenn zehn Röschen für 1,99 Euro über tausende Kilometer transportiert worden sind und die Herkunft noch nicht mal auf Nachfrage abschließend geklärt werden kann, muss etwas faul sein! Wir Verbraucher können die Rosenindustrie zwar nicht grundlegend von einem Tag auf den anderen verändern, aber die Nachfrage regelt auch hier das Angebot. Wenn die Nachfrage nach fair gehandelten Rosen oder anderen Blumen steigt, werden und müssen die Produzenten darauf reagieren. Dass dann die Rosen teurer werden müssen, ist natürlich eine Folge für den Verbraucher, aber wir müssen die Ware auch wertschätzen. Denn es gibt Grenzen, was Fairtrade derzeit leisten kann, sagt Wirtschaftsgeograph Andreas Gemählich: "Viele kaufen sich ja so ein bisschen ein reines Gewissen über solche Zertifikate. Die massiven Ungleichgewichte, die es im Handel gibt, bleiben auch mit diesen Labels bestehen. Eine Fairtrade gehandelte Rose wird nicht teurer gehandelt als eine konventionelle Rose." 

Dass damit Arbeiter in Ostafrika aber sozial bessergestellt werden, ist eine Folge; und ökologisch ist der Import von Zuchtrosen auch vertretbar, wenn die klimatischen Bedingungen im Land besser sind und dort ebenfalls darauf geachtet wird, dass nicht wahllos Pestizide eingesetzt werden. Lediglich in den Sommermonaten, wenn die klimatischen Rahmenbedingungen auch in den Niederlanden die Energieleistung in den Gewächshäusern stark absinken lässt, dürfte sich das ökologische Ungleichgewicht wieder zugunsten niederländischer Blumen verschieben. 

Tipp: Wie Sie Ihren Frühlingsblumenstrauß möglichst lange behalten können, erklären diese die Tipps unserer Pflanzen-Expertin Karin Greiner: So bleiben Schnittblumen länger frisch.

Quellen und weiterführende Links:

Podcast "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast

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Alle Folgen zum Nachlesen finden Sie auf der Übersichtsseite "Besser leben. Der BAYERN 1 Nachhaltigkeitspodcast.

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