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Auf die Bretter Surfen - ein lukratives Lebensgefühl

Was macht der Skifahrer oder Snowboarder im Sommer? Surfen - auf einer Flusswelle oder stehend am See. Rund um dieses Lebensgefühl ist eine ganze Szene aufgeblüht: Surf-Shops, Modelabels, Kneipen und natürlich: Surfschulen.

Von: Katja Görg, Angelika Nörr

Stand: 25.06.2016

Ein Surfer am Münchner Eisbach mit Publikum | Bild: picture-alliance/dpa

Die Mutter aller Flusswellen

Das ultimative urbane Surferparadies  liegt mitten in der Landeshauptstadt: die stehende Welle im Eisbach am Haus der Kunst. Wellenreiten ohne flussabwärts getrieben zu werden – hier begann die Geschichte der Eisbachsurfer.

Mittlerweile stehen längst die Surfer Schlange, um für ein paar Sekunden die Welle zu reiten. Echter Surf-Tourismus für's "Meergefühl“:

"Du kannst auf jeden Fall komplett aus der Stadt draußen sein für einen Moment, für 20 Sekunden. Und das ist glaub ich das, was das Surfen ausmacht. Dass man ein Stück weit einfach mal kurz aus dem Alltag aussteigt."

Tobi aus München

Weiter unten am Eisbach und an der Floßlände in Thalkirchen gibt es auch noch jeweils Wellen – auch für Anfänger geeignet, aber wer sich traut, versucht´s vor großem Publikum.

Die Nachahmer

Das Original aus München hat bald Begehrlichkeiten geweckt in anderen Städten: Auch in Passau, Bad Reichenhall, Wolfratshausen, Ingolstadt, Traunstein und Nürnberg hätten sie gerne den Surfer-Flow. Unterschiedliche Initiativen kämpfen mehr oder weniger erfolgreich für ihre Flusswelle vor Ort: Finanzierung, Genehmigung, Naturschutz, Haftung – große Fragen, für die man einen langen Atem braucht. Nicht grade das, was dem Surfer-Naturell entgegen kommt.

In München aber haben es die Eisbach-Pioniere geschafft  und ihre Welle institutionalisiert und allen Bedenkenträgern getrotzt. Umso stärker hat sich der Surfer-Kult  in der Stadt verankert:

"Es ist irgendwie cool, wenn man Leute mit Surfbrettern durch die Stadt gehen sieht. Ich finde, das lockert das Ganze voll auf."

Klara aus München

Surfen - ein lukratives Lebensgefühl

Wer surft, hat’s drauf – klare Botschaft. Und darum springen alle auf die Welle. Es gibt Münchner, die Surfbretter besitzen ohne jemals auf dem Wasser gewesen zu sein. Surfer - und vor allem die, die danach aussehen wollen - können sich im Santo Loco ausstatten, Münchens größtem Surfer-Laden. Wobei man hier Wert darauf legt, vom Sport auch was zu verstehen.

"In München ist es definitiv mittlerweile zur Mode geworden, mit dem Brett unterm Arm zu radeln.  Man merkt’s ja auch in der Modebranche. Jeder versucht grad irgendwas mit Surfen zu shooten. Da liegen Surfboards jetzt im Schaufenster. Und das Geile: In den Schaufenstern sieht man dann die Finnen falsch montiert. Als Surfer schmunzelt man dann schon sehr."

Tobi, Verkäufer

arts'n'boards, Surfercafé in München | Bild: privat

Im "Arts’n‘ Boards" sind die Finnen richtig montiert. Die Kneipe in Schwabing bietet eine Boardbörse an. Ansonsten: helle Farben, Hawaii-Style, chillige Musik, Deko-Surfboards an der Decke, das Frühstück nach berühmten Wellen benannt.

Weil einige Kilometer weit weg vom Eisbach, stehen aber keine nassen Surfbretter in der Garderobe. Und keine Neoprenanzüge an der Bar. Aber immerhin sehr entspannte Menschen.

"Ich mag’s sehr hier zu arbeiten. Du kriegst echt nie irgendein Stress. Kommt schon immer mal einer zu spät, halb so wild. Das nächste Mal ist wer anders dran. Ich denk, das strahlt sich halt einfach auf die Gäste aus. Wir sind hier mit nem Grinsen, die Gäste übernehmen das genau so."

Marcel vom Arts‘n‘ Boards

Stand-up-Paddeln - die Surfer-Aura strahlt aus

Das weitaus weniger spektakuläre Stand-up-Paddeln verspricht auf Anhieb Surferfeeling, ganz ohne Flusswelle: Ein großes Surfbrett, ein langes Paddel, draufstellen und los geht’s. An vielen bayerischen Badeseen gibt es neben Tretbooten natürlich inzwischen auch SUPs zu mieten. Etwa am Ammersee bei Surflehrer Lutz. Am Ende des Tages hat er unzählige Schüler auf die Bretter geschickt.

"Ich fand es für jemanden, der schonmal auf nem Surfboard gestanden ist, erstaunlich leicht. Aber trotzdem anstrengend. Rein von der Technik her ist es jetzt kein Hexenwerk. Man kommt richtig flott voran, es ist sehr einfach zu bedienen. Echt ne coole Sache eigentlich."

Michael und Steffi, Kursteilnehmer am Ammersee


Eine coole Sache – und für Surflehrer Lutz eine profitable Sache: Denn SUPs gehen am besten bei Sonne und Flaute. Und mit dem Wind und den Wellen kommen dann ohnehin die Windsurfer – und wollen Surfen lernen.


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