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Olympia-Fackelträger '72 83 Jahre und unbeirrt im Training

Bei den Olympischen Spielen 1972 war er einer der Läufer, die das olympische Feuer getragen haben: Werner Thalhofer vom ESV Neuaubing. Der heute 83-Jährige hat sein Leben dem Sport gewidmet – und ist immer noch fit wie ein Turnschuh.

Stand: 19.08.2016

Werner Thalhofer, Fackelträger bei Olympia '72, anno 2016 mit Fackel | Bild: BR/Lisa Weiss

Der Kraftraum des ESV Neuaubing ist fast leer an diesem sonnigen Vormittag, aber Werner Thalhofer trainiert unbeirrt weiter an den Geräten. Er wolle schließlich nicht, dass seine  Muskeln erschlaffen, sagt der Senior und lacht.

Das Olympia-T-Shirt sitzt

83 Jahre ist Werner Thalhofer mittlerweile, die sieht man ihm aber nicht an. Er ist schlank und sehnig, trägt das offizielle T-Shirt der Olympischen Spiele 1972 – und es passt ihm immer noch perfekt. 1972 war er einer der Läufer, die das olympische Feuer getragen haben. Während er davon erzählt, holt er einen Metallstab aus seinem Rucksack – die olympische Fackel. "Wenn ich die anschaue, dann sehe ich mich immer noch rennen mit meiner Fackel in der Hand, mit ausgestrecktem Arm."

Thalhofer hatte sich damals in den Kopf gesetzt, mit ausgestrecktem Arm die 1.000 Meter lange Strecke zu laufen. Keine einfache Aufgabe, immerhin wiegt die Fackel rund 700 Gramm. Aber er trainierte, lief drei Mal pro Woche die Strecke mit einem gleich schweren Stab – so lange, bis die Armmuskeln stark genug waren. 

Rätsel um die Stadtgrenze

Werner Thalhofer lief seinen Streckenabschnitt auf der Bodenseestraße in München

Am großen Tag funktionierte erstmal alles wie gedacht: Die Muskeln hielten durch bis zum Ende der Strecke an der Stadtgrenze, wo Thalhofer die Fackel an den nächsten Läufer übergeben sollte. Doch dort stand niemand. Thalhofer und seine Begleiter vom ESV Neuaubing warteten, wunderten sich. Irgendwann sprach sie ein Mann an und klärte sie auf: Die Stadtgrenze sei vor kurzem um einen Kilometer verlegt worden. Das Missverständnis bedeutete: Nochmal 1.000 Meter Fackellauf – aber da durfte dann ein anderer aus dem Verein ran. Thalhofers Armmuskeln hätten das wohl nicht mehr gepackt.

Werner Thalhofer hat noch viele andere solcher Geschichten auf Lager. Der 83-Jährige hat sein Leben dem Sport gewidmet, seit 1947 ist er beim ESV Neuaubing. Angefangen hat er als Ringer, weil er als Jugendlicher klein und schmächtig war und stärker werden wollte. Später war er Leichtathlet, lief alles bis zum Marathon. Selbst sein Berufsleben hat er ganz auf den Sport ausgerichtet: 1953  wollte der gelernte Elektriker als Ringer unbedingt mit zur Eisenbahnereuropameisterschaft in Finnland – und das ging nur als Bahnmitarbeiter. Also schulte er um zum Rangierer. Später arbeitete er bei der Bahnpolizei als Diensthundeführer, war dort auch mal Schießlehrer und betreute als Bezirkssportleiter die Eisenbahnsportvereine.

Gymnastik und Joggen

Auch nach der Pensionierung ist er seinem Verein und dem Sport treu geblieben. Fast täglich joggt er, fährt Fahrrad oder macht Aquagymnastik. Außerdem gibt er immer noch Kurse: Gesundheitssport für Senioren zum Beispiel oder Wirbelsäulengymnastik für alle über 60. Die Kurse sind gut besucht, es gibt durchaus auch Teilnehmer in seinem Alter. Die setzten aber manchmal während der Übungen ein bisschen aus, sagt er und lächelt.

Thalhofer läuft noch heute den 20 Jahre Jüngeren davon, erzählen sie in seinem Verein. Das Geheimnis seiner Fitness? So ganz genau weiß er das auch nicht. Seine Vermutung: Sport seit frühester Jugend, gesunde Ernährung mit wenig Fleisch, viel Fisch, Gemüse und Obst – und seine Frau. Die kocht nämlich ziemlich gut.

Beitrag: Lisa Weiss


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