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Augenweide Das Auge isst mit - Münchner Beispiele

Das Auge isst mit. Wissenschaftler haben das bestätigt, was unser Alltagswissen sagt, was gut aussieht, schmeckt auch besser. An Julitagen wie heute können kühle Getränke oder Desserts wahre Augenweiden sein. Erkundigungen aus München.

Von: Hannelore Fisgus und Anton Rauch

Stand: 05.07.2015 | Archiv

Spitzenköche stylen ihre Teller

Kühe auf sattgrünen Wiesen und Schafe, die friedlich grasen – für Sommerfrischler, die das Landleben genießen und die den Blick schweifen lassen. ist dieser Anblick sicher eine Augenweide. Für den Städter ist es vielleicht eher die langbeinige Blondine, die an einem Sommertag vorüberspaziert und für den Gourmet, das was er auf dem Teller hat. Denn : das Auge isst mit

"Ich hab hier Nektarinenstrudel.. Erdbeersorbet.. Kokossand.. grüne Teller darauf das Gelb von Nektarinen, Rot vom Sorbet und weißer Tupfer Sabayon"

Küchenchef

Küchenchef Bernd Friedrich richtet gerade ein Dessert an. Um ihn herum stehen junge Frauen und Männer, die alle eine Passion für gutes Essen haben und als „blogger“ im Internet darüber schreiben

"Das schaut sehr schön aus.. Optik ist sehr wichtig, ... sie muss den Effekt haben, dass man’s sofort essen möchte, eben, dass man, auf den ersten Blick Lust bekommt"

Bernd Friedrich

Ohne das Auge schmeckts nicht richtig, wenn man den Anblick schon genießt, dann ist man froher Erwartung - entsprechend schmeckt es auchDas bestätigt der britische Psychologe Charles Spence.

Seine Untersuchungen haben ergeben, dass wir in Sekundenbruchteilen Erwartungen produzieren, beim Blick auf den Teller – positive wie negative. Er schreibt

"Die Wirkung von Farben und Farbkontrasten auf die Geschmackswahrnehmung und das Konsumverhalten wird stark von Gefühlen beeinflusst, weil das Denken an Essen und Emotionen dieselben Gehirnareale aktivieren."

Charles Spence

Tomate/Mozarella in den italienischen Farben

Und alle Sinne anspricht: Nase, Zunge, Augen – auch die Ohren und selbst den Tastsinn. Wenn wir schweres Silberbesteck benutzen, so der britische Wissenschaftler- schmeckt uns das Essen besser. Er nennt das multisensorischen Genuss. Es ist auch bei weitem nicht egal, von welchem Teller wir essen. Erbeermousse auf weißen Tellern hat bei einer Untersuchung besser abgeschnitten, als auf schwarzen Tellern. Die Tester fanden die auf den weißen Tellern süßer.

Wer abnehmen will sollte von roten Tellern essen!

Doch machen wir uns nichts vor, wir sind nicht die ersten, denen die Optik wichtig ist. Bei der ganzen barocken Tafelkultur war das Auge viel wichtiger als der Gechmack, sagt Katharina Hanschamnn, Kuratorin am Bayerischen Nationalmuseum.

Je vielfältiger und reichhaltiger, das was auf die Tafel kam, um so reicher war der Fürst um so mehr konnte er seine Macht und seinen Reichtum präsentieren. Dafür ließen sich die Küchenchefs auch damals schon viel einfallen

Was mag im Apfel sein?

Und der krönende Abschluss waren auch damals die Desserts. Dafür bauten die Patissiers Schlösser und Burgen, Gärten und allegorische Figuren – alles in Marzipan oder Zucker. Bis dann das Porzellan aufkam und die aufwändige Tischdekoration mit Porzellandfiguren ersetzt wurden – am Bayerischen Hof aus der Manufaktur in Nypmphenburg die preußischen Könige bestellten in Meissen. Heut gehört sie zwar auch noch dazu, aber die Tischdekoration ist doch bescheidener geworden – was dazu gehört, sind allerdings immer noch Kerzen und farblich passendes Geschirr.


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