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Arzttermin Wartezeit beim Facharzt - wie lange ist in Ordnung?

Wartezeiten von fast einem Jahr sind bei Fachärzten durchaus möglich. Warum das so ist und wie Sie schneller an einen Termin kommen.

Stand: 20.11.2016

Eine Ärztin berät ihre Patientin. | Bild: picture-alliance/dpa

Seit Januar vermittelt eine zentrale Vergabestelle Kassenpatienten Termine bei Fachärzten. Wer eine Überweisung vom Hausarzt oder einem anderen Facharzt hat, kann sich telefonisch an die Mitarbeiter wenden.

Ist die Überweisung als dringlich markiert, bekommt der Patient innerhalb einer Woche einen Rückruf und ein Angebot für einen Termin in den nächsten vier Wochen. Der Weg zum vorgeschlagenen Arzt darf dabei maximal 30 Minuten länger sein als der zur nächstgelegen Facharztpraxis, bei manchen Fachrichtungen allerdings auch länger. Ausgenommen von der Vermittlung sind Bagatellkrankkeiten und Routineuntersuchungen. Ist die Überweisung allerdings nicht dringlich, kann die Wartezeit auch mehrere Monate betragen.

Mit der Einrichtung der Servicestellen durch die Kassenärztlichen Vereinigungen der Länder soll extrem langen Wartezeiten zumindest bei dringenden Beschwerden vorgebeugt werden.

Termin innerhalb von vier Wochen - nicht in jedem Fall

Doch der neue Service hat auch Tücken: Zum Beispiel gibt es keine Abstufung der Dringlichkeit, der Hausarzt kann also nicht vermerken, dass eine Untersuchung in jedem Fall innerhalb von einer Woche oder schneller erfolgen sollte.

"Für Vorsorgetermine, also jährliche oder halbjährliche Routineuntersuchungen ist langfristige Planung sinnvoll."

Birgit Grain, Kassenärztliche Vereinigung Bayerns

Schnelle Hilfe durch den Hausarzt

Bei der Kassenärztlichen Vereinigung in Bayern, die die Vermittlungsstelle im gesetzlichen Auftrag eingerichtet hat, stößt das auf Kritik: "Da sind wir an dem Punkt, wo wir die Sinnhaftigkeit der Vermittlungsstellen in Frage stellen", sagt Birgit Grain, Sprecherin der KVB.

Wenn der Termin wirklich schnell stattfinden sollte, sei es meist sinnvoller, wenn der Hausarzt sich an einen Kollegen wende, sagt Grain. Viele Hausärzte haben Kontakte zu Facharzt-Kollegen und können so weiterhelfen.

Das sieht auch Thorben Krumwiede, Geschäftsführer der Unabhängigen Patientenberatung Deutschland (UPD) so: "Wenn jemand zum Radiologen muss, um eine Diagnose abzuklären, können zwei Wochen Wartezeit oder länger auch psychisch sehr belastend sein." Gerade bei Patienten, die schlecht zu Fuß seien oder kein Auto besäßen, könne außerdem eine Anreise von 30 oder 40 Kilometern schon zum Problem werden.

Kein Termin beim Wunscharzt

Der Kontakt zur Vermittlungsstelle ist für Kassenpatienten nicht verpflichtend - ebenso wenig wie der Termin selbst. Wer allerdings in der Zwischenzeit einen schnelleren Termin bekommen hat oder den Termin aus anderen Gründen nicht wahrnehmen kann, wird gebeten nicht nur in der Praxis selbst abzusagen, sondern sich auch bei der Servistelle zu melden. So kann der Termin neu vergeben werden.

Wenn keine dringende Untersuchung stattfinden soll, erspart der Service den Patienten vor allem die Suche nach einer Praxis mit einem freien Termin und die Anrufe. Birgit Grain: "Die Servicestellen sollten die letzte Möglichkeit für Patienten sein. Bei konkreten Terminwünschen empfiehlt es sich, zuerst selbst in der Praxis nach einem Wunschtermin anzufragen, bevor die Terminservicestelle kontaktiert wird."

Denn wer den Service nutzt gibt die Möglichkeit den Arzt frei zu wählen und bestimmte Tage oder Uhrzeiten auszuschließen ab.


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