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Hilfe für Betroffene Depression - das können Angehörige tun

Wenn Freunde oder Familienmitglieder an einer Depression erkranken, ist das auch für das Umfeld belastend. Was in so einer Situation wichtig ist.

Stand: 10.10.2016

Ein Besuch beim Arzt schafft Klarheit. | Bild: mauritius-images

Wie erkenne ich, ob ein Angehöriger depressiv ist?

Depression ist eine Krankheit, die jeden treffen kann. Professor Dr. med. Peter Falkai ist Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum München, er rät: "Wenn die Stimmung in den letzten 14 Tagen schlecht war, alles grau in grau war, jemand antriebslos war und es eine Veränderung im Vergleich zu vorher gegeben hat – dann sollte derjenige zum Arzt."

Tests im Internet können allenfalls einen Hinweis geben, die Diagnose kann nur ein Arzt stellen. Der Hausarzt oder die Hausärztin können nicht nur die notwendigen Behandlungsschritte einleiten, sondern auch andere körperliche Ursachen für die Symptome ausschließen.

"Kein Mensch ist gerne krank und Erkrankungen der Psyche haben immer noch Stigma."

Professor Dr. med. Peter Falkai, Ärztlicher Direktor der Klinik für Psychiatrie und Psychotherapie am Universitätsklinikum München.

Warum ist die Erkrankung an einer Depression für Angehörige so belastend?

"Für die Angehörigen ist eine Depression belastend. Wenn jemand ganz grundsätzliche Dinge wie zur Arbeit gehen oder überhaupt aufstehen nicht mehr schafft, macht das natürlich Angst", sagt Professor Falkai. Besonders schwer sei häufig auch die Phase bis zur Diagnose, bis zu der in einigen Fällen zwei bis drei Monate vergehen. Nur ein Besuch beim Arzt schafft Klarheit.

Wie können Angehörige Erkrankten helfen?

Depression ist eine Krankheit, die man behandeln muss. Angehörige sollten die Erkrankung ernst nehmen und nicht versuchen, vermeintlich gute Ratschläge wie "Das wird schon wieder" und "Ist doch nicht so schlimm" zu geben, rät Prof. Falkai.

Er empfiehlt Angehörigen zu versuchen, den Erkrankten zum Arztbesuch zu bewegen. Manchmal kann auch ein gemeinsamer Termin helfen: "Ich habe immer wieder Patienten, die sagen: 'Eigentlich geht es gar nicht um mich, sondern um meinen Partner.' Dann untersuche ich eben beide", sagt Falkai.

Wichtig sei es die Nerven zu behalten und die Depression als das zu sehen, was sie ist: eine Krankheit, die aber in den meisten Fällen gut zu behandeln ist. "Die Prognose ist bei der Krankheit sehr gut“, sagt Falkai.

Wie können Angehörige sich selbst helfen?

Gerade wenn jemand im engsten Umfeld an einer Depression erkrankt, sollten Angehörige sich Hilfe suchen. "Es ist wichtig, dass die Angehörigen informiert sind und sich eine Plattform suchen", empfiehlt Falkai. Denn je besser sie die Situation verstehen, desto besser können sie mit ihr umgehen. In vielen Kliniken gibt es Angehörigengruppen, die helfen, mit den Erkrankten umzugehen und in denen ganz konkrete Probleme im Alltag mit einem Erkrankten angesprochen werden können.

Angehörige sollten ihre eigenen Grenzen kennen und respektieren. "Dazu gehört es zu verstehen, dass man für den anderen Unterstützung bieten aber nicht die Therapeutin spielen kann. Es ist auch nicht die Aufgabe von Angehörigen und Freunden andere zu 'heilen'", sagt die Münchner Psychotherapeutin Therese De Liz. Und wer das Gefühl hat die Belastung nicht mehr auszuhalten, der sollte sich selbst Untstützung durch einen Arzt suchen.

Hier bekommen Sie Hilfe:

  • Infotelefon Depression der Stiftung Dt. Depressionshilfe

0800 - 33 44 533
Mo, Di, Do: 13 - 17 Uhr; Mi, Fr: 8.30 - 12.30 Uhr
http://www.deutsche-depressionshilfe.de

  • TelefonSeelsorge in Deutschland

0800 - 111 0 111 
0800 - 111 0 222 
http://telefonseelsorge.de/

  • Krisendienst Psychiatrie für München und Oberbayern

0180 - 655 3000 (20 Ct./Anruf aus dem dt. Festnetz, mobil max. 60 Ct./Anruf)
täglich von 9 bis 24 Uhr
http://www.krisendienst-psychiatrie.de/

  • ApK - Aktionsgemeinschaft der Angehörigen psychisch Kranker e.V.

089 - 5024673
 www.apk-muenchen.de


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