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Reaktionen auf Boris Johnson Anti-Europäer im europäischen Gegenwind

Er ist die Überraschung in Theresa Mays neuem Kabinett: Boris Johnson, von der Kandidatur für das Amt des Premiers zurückgetretener Ober-Brexiteer, soll britischer Außenminister werden. Die Reaktionen in Brüssel und Berlin: baff bis heftig. Von Kai Küstner und Achim Wendler

Stand: 14.07.2016

Conservative MP, former London mayor, Boris Johnson arrives at Downing Street after being summoned by new British Prime Minister Theresa May in London, Britain | Bild: dpa-Bildfunk

Wie auch immer man zu Boris Johnson steht – kalt lässt der Mann niemanden. Schon gar nicht in Brüssel nicht, auf das Johnson während seiner Brexit-Kampagne so erfolgreich geschimpft hatte.

"Es ist sicher der Versuch der neuen Premierministerin, die Partei zu einen. Aber das hat mich doch sehr verwundert, dass derjenige, der den Brexit organisiert hat - mit Kampagnen, die nicht knapp, sondern sehr weit an der Wahrheit vorbeigingen – jetzt europäische Politik zu betreiben hat. Und mit Europa kooperieren muss."

Elmar Brok

Sagt einer, der in Zukunft irgendwie mit dem neuen britischen Außenminister wird umgehen müssen: Der CDU-Politiker Brok ist Vorsitzender des Auswärtigen Ausschusses im EU-Parlament. Für den CSU-Bundestagsabgeordneten und Außenpolitiker Hans-Peter Uhl verkörpert Johnson "die europaschädliche Haltung, alle Vorteile mitzunehmen ohne Bereitschaft zur europäischen Solidarität". Und SPD-Vize Ralf Stegner flüchtet sich in Ironie: Mit Boris Johnson werde ein "ausgewiesener, feinfühliger Diplomat Außenminister“.

Ähnliche Töne kommen aus der Opposition, etwa von der Grünen-Fraktionschefin im EU-Parlament. Erst habe sie die Nachricht von Johnsons Ernennung für einen Scherz gehalten, so Rebecca Harms. Jetzt wisse sie nicht, ob sie lachen oder weinen solle.

"Ich weiß aber, dass es nicht gut ist, wenn in der Politik Verantwortungslosigkeit belohnt wird."

Rebecca Harms

Bundesaußenminister Steinmeier hatte sich zuletzt so geäußert:

"Nachdem verantwortungslose Politiker das Land erst in den Brexit gelockt haben, um sich dann, als die Entscheidung feststand, aus dem Staub zu machen, die Verantwortung nicht zu übernehmen, stattdessen Cricket spielen zu gehen - ich finde das, ehrlich gesagt, ungeheuerlich."

Frank-Walter Steinmeier

Das Zitat stammt allerdings von gestern Abend. Erst kurz danach wurde bekannt, dass Johnson sein neuer Amtskollege wird. Von Sympathie geprägt wird das Verhältnis der Außenminister kaum sein - worauf auch die erste Reaktion von Frankreichs Jean-Marc Ayrault im Radiosender Europe 1 hindeutet: Im Wahlkampf habe Johnson die Briten angelogen - jetzt stehe er mit dem Rücken zur Wand.

Bildergalerie: Boris Johnson - die Reizfigur


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