BR24 - Der Funkstreifzug


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50 Jahre Funkstreifzug Vom Ombudsmann zur Investigativ-Recherche

Der Funkstreifzug wird 50. Der Auftrag der Sendung aber ist aktueller denn je: Der Bayerische Rundfunk unterstreicht mit der seit 1965 existierenden Sendung, wie wichtig ihm investigativer Journalismus ist.

Von: Carola Brand

Stand: 22.05.2015 | Archiv

Christoph Lindenmeyer (l) mit Toningenieur Seebacher im Hörfunkstudio bei der Vorbereitung der Sendung "Funkstreifzug", 1971. Anfang der 70er Jahre hatte Lindenmeyer die Redaktion der Sendung übernommen.  | Bild: BR / Historisches Archiv, Foto: Roman Soumar

Mutig war der Funkstreifzug schon immer, eine Sendung, die Aufmerksamkeit erregt. Bei den Hörern, bei Rundfunkräten und Politikern oder in anderen Medien.

Von Preisen, Petitionen und einem Shitstorm

Petition für todkranke Hanna

Die Recherchesendung im Radio bewegt. Mit Themen wie Terrorfinanzierung, Medizintourismus, Misshandlungen in der Forensik oder dem Fleischskandal in Coburg. Mit Geschichten wie der über die todkranke neunjährige Hannah, die ein dringend benötigtes Medikament nicht bekommt. Nach unserer Berichterstattung haben mehr als 150.000 Menschen eine Petition für das Kind unterschrieben. Sieben Journalistenpreise haben Funkstreifzug-Autoren in den vergangenen drei Jahren gewonnen. Zum Echo gehört auch der eine oder andere Shitstorm, etwa wenn der Funkstreifzug über Physiotherapeuten berichtet, die ihre Patienten schröpfen.

Die Fakten zur Recherchesendung im Radio

Am 29. Mai 1965 ging der Funkstreifzug zum ersten Mal auf Sendung, zunächst alle 14 Tage um 11.15 Uhr im 1. Programm. Erfinder und langjähriger Redakteur des Funkstreifzugs war Josef Othmar Zöller. Als Autor trat häufig Norbert Albrecht auf. Anfang der 70er Jahre übernahm Christoph Lindenmeyer die Redaktion, gefolgt von Hans-Dieter Krais, Karl-Jörg Wohlhüter und Roland Krüppel. Zwischenzeitlich war die Sendung zu Bayern2 gewandert; seit 12 Jahren läuft der Funkstreifzug im Sonntagsprogramm von B5aktuell, um 9.15 Uhr und in der Wiederholung um 12.15 Uhr. Die Redaktion hat Carola Brand.

Recherche mit Anspruch

Der Funkstreifzug, die Recherchesendung im Radio, klingt heute völlig anders als früher. Das Selbstverständnis hat sich gewandelt. Vom Ombudsmann des kleinen Mannes zur Recherchesendung mit investigativem Anspruch. Weniger Einzelschicksal, mehr genereller Missstand. In der Männerdomäne von damals tummeln sich längst eine Reihe erstklassiger Autorinnen. Immer häufiger gehen gemischte Teams auf die Jagd nach der Exklusivstory – recherchieren über die Redaktions- und Mediengrenzen hinweg.


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