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Lass das mal besser den Profi machen! Was man beim Winchen beachten sollte

Nico von Lerchenfeld macht’s vor – Winchen ist der Shit! Einfach mit dem Wakeboard und einer mobilen Seilwinde nach einem geeigneten Spot suchen und über Wehre und Wasserfälle springen. Naja, wenn’s so einfach wäre…

Von: Carolin Schwarz

Stand: 05.07.2016 | Archiv

Winch heißt Seilwinde und Wakeboarder verwenden sie, um sich an ausgefalleneren Orten als in Wakeparks auszutoben. Sie ist klein, kann also überall mit hingenommen und befestigt werden. Klingt alles total einfach, doch Winchen ist in Deutschland eigentlich nicht ganz legal und auch nicht ganz ungefährlich.

 "Darf ich bitte Ihren Fluss benutzen?"

Nein, keine Angst, noch stehen nirgends Schilder mit der Aufschrift "Wakeboarden verboten" – aber offiziell erlaubt ist es leider trotzdem nicht. Auch wenn man jetzt nicht gleich ins Gefängnis kommt, gilt Wakeboarden auf öffentlichen Gewässern als Ordnungswidrigkeit. Wenn man Pech hat verscheuchen einen Ordnungsamtler vom besten Spot. Es ist nämlich nur erlaubt, ein öffentliches Gewässer mit einem Fahrzeug ohne eigenen Antrieb zu befahren – also ohne Motor. Auch wenn ein Wakeboard keinen hat, die Seilwinde hat einen. Trotzdem ist Winchen möglich:

"Auf der Homepage des deutschen Kanuverbandes gibt es unter dem Reiter 'Befahrungsregelung' Informationen über die Nutzungsrechte aller Flüsse in Deutschland. Da können unter anderem auch Wincher nachschauen auf welchem Gewässer man welche Abschnitte nutzen, betreten und befahren darf. Zusätzlich würde ich empfehlen, dass man beim zuständigen Wasserwirtschaftsamt nachfrägt und auch Kontakt mit örtlichen Vereinen, Hilfsorganisationen und mit der Wasserwacht aufnimmt, die können einem da immer Rede und Antwort stehen." (Madita Lang, Ausbilderin bei der Wasserwacht Bayern)

Diese Regeln sind kein Ergebnis purer Bürokratie und Spielverderberei, hier geht’s auch um den Schutz der Natur. Winches, die mit Benzin betrieben werden, sollten auf keinen Fall in Naturschutzgebieten eingesetzt werden. Auch das Leben unter Wasser, zum Beispiel die Laichzeit von Fischen, sollte nicht gestört werden. Und das Landratsamt befürchtet, dass durch das Aufstellen der Winch am Ufer die Tier- und Pflanzenwelt gestört wird. Wer also in öffentlichen Gewässern ohne Sondergenehmigung wincht, muss eventuell mit Konsequenzen rechnen, in diesem Fall mit einem Bußgeld von bis zu 5000 Euro.

Die Gefahr lauert im Verborgenen

Winchen kann sich aber nicht nur negativ auf den Geldbeutel auswirken –sondern auch auf die Gesundheit. Das Problem dabei: Das Risiko ist nicht direkt von außen sofort erkennbar. Die tückischen Hindernisse befinden sich unter Wasser und die können richtig gefährlich werden. Vor allem wer an einem Wehr winchen will, muss sich richtig gut auskennen:

"Ein Wehr entsteht, wenn Wasser einen steilen Abhang hinunter fließt. Am Boden bildet sich dann eine sogenannte Wasserwalze. Walze, weil ihr Wasserverlauf kreisförmig ist und dem einer Waschmaschine ähnelt. Dadurch entwickelt sich an der Wasseroberfläche ein Wasserrückstrom zur Absturzstelle und wenn man da mal drin ist, ist es quasi unmöglich, mit eigener Kraft an der Oberfläche wieder raus zu schwimmen." (Madita Lang, Ausbilderin bei der Wasserwacht Bayern)

Bevor dann nach und nach die Kraft schwindet, man auskühlt und zunehmend die Orientierung verliert, sollte man sich auf den Grund des Flusses sinken lassen, denn da gibt es einen sogenannten Schussstrahl, der einen wieder aus der Wasserwalze treibt. Allerdings können auch da große Steine, Baumstämme oder andere Gegenstände liegen, an denen man sich leicht verletzen kann. Ganz wichtig: immer Ruhe bewahren, bloß nicht panisch werden!

Was tun, wenn ich sehe, wie jemand in dieser Wasserwalze steckt?

"Die oberste Priorität ist die eigene Sicherheit und das sofortige Absetzen eines  Notrufs unter der 112. Hinterherspringen birgt viele Gefahren, sehr schnell kommt man selbst in Lebensgefahr. Deshalb wird empfohlen, dem Betroffenen erst mal irgendwas schwimmfähiges zuzuwerfen, im Idealfall einen Rettungsring oder irgendwelche anderen Gegenstände, die schwimmfähig sind, an denen sich der Betroffene zunächst festhalten kann." (Madita Lang, Ausbilderin bei der Wasserwacht Bayern)

An ein Wehr sollten sich also wirklich nur die Profis trauen… so wie Nico von Lerchenfeld. Alle anderen üben bis dahin besser im Wakepark und ziehen sich lieber die Edits von Nico rein. Die machen richtig Bock und man ist dann ja auch fast beim Winchen mit dabei!


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