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Mountainbiker-Fallen im Schwarzwald Wanderer vs. Mountainbiker, Teil 65468

Gefährliche Fallen auf Mountainbike-Trails im Schwarzwald und keiner weiß, wer es war. Beide Seiten betonen das gute Verhältnis zwischen Wanderern und Bikern, aber der Krimi im Schwarzwald ist nur ein Akt eines endlosen Streits.

Von: Sophia Rossmann

Stand: 26.06.2015 | Archiv

Biker vs. Wanderer | Bild: BR

Stellt euch vor, ihr heizt mir eurem Bike einen super spaßigen Trail entlang. Die Sonne scheint, die Vögel zwitschern, der Fahrtwind bläst euch um die Nasenspitze – alles perfekt! Doch plötzlich taucht direkt vor euch ein angespitzter Baumstamm auf, der in eure Richtung zeigt. Ihr könnt gerade noch bremsen und entgeht knapp dem Tod durch "Aufspießung".  Ein ziemlich krasses Szenario. Doch genauso ist es im Stadtwald in Freiburg passiert. Der dortige Mountainbike Verein hat jetzt Anzeige erstattet. Denn da war ein Fallensteller am Werk, glaubt der Vorsitzende Ansgar Wasmer:

"Das ging gezielt gegen Mountainbiker. Von wem das kam, ob das jemand war, der dort täglich wandert oder ob das nur ein Gelegenheits-Wanderer war, weiß ich nicht. Ich kann mir nicht vorstellen, was das für ein Mensch sein soll."

Mit Drähten und Nägeln gegen Mountainbiker

Jetzt ermittelt die Polizei. Der angespitzte Baumstamm war nämlich nicht die einzige Falle im Schwarzwald: Die Biker haben auch Drähte gefunden, die zwischen Bäumen gespannt waren und Baumstämme, die mit Nägeln präpariert wurden. Ansgar kann sich vorstellen, woher die Verärgerung der Wanderer kommt:

"Es wird viel auf Wanderwegen mit dem Mountainbike gefahren. Das liegt aber hauptsächlich daran, dass es für Mountainbiker einfach kein anderes Angebot gibt. Wir sehen das hier in Freiburg: Wenn es ein anderes Angebot gibt für Mountainbiker, wird das genutzt und dann fährt kaum einer noch auf den Wanderwegen."

Veraltete Zwei-Meter-Regel

Stephan Seyl, Pressesprecher vom Schwarzwaldverein

In Baden-Württemberg gilt nach dem Waldgesetz immer noch die Zwei-Meter-Regel. Das bedeutet, dass Mountainbiker nur auf Wegen fahren dürfen, die breiter als zwei Meter sind. Ein Relikt aus den neunziger Jahren und tatsächlich halten sich die wenigsten Biker daran. Für Ansgar ist deshalb klar, dass die Regel an der Realität vorbeigeht. Mountainbiker wollen nicht auf langweiligen, breiten Schotterpisten fahren, sondern auf schmäleren Wegen und Trails, die mit Steinen und Wurzeln nicht nur Flow-Gefühl, sondern auch eine technische Herausforderung versprechen. Der Schwarzwaldverein, die Lobby der Wanderer, beharrt aber weiterhin auf der Regel, erklärt ihr Pressesprecher Stephan Seyl:

"Wir sind der Verband der Wanderer, deshalb sind wir derzeit noch für die 2-Meter-Regelung. Sie schadet unserer Klientel nicht, im Zweifelsfalle nutzt sie ihr. Wenn die 2-Meter-Regelung von heute auf morgen abgeschafft wird, dann werden nach unserer Einschätzung zweierlei Dinge passieren: Der Druck auf die schmalen Pfade wird zunehmen, so dass es möglicherweise doch Unfälle und mehr Konflikte gibt. Das Zweite ist, dass es dann zu einer Verbotsbeschilderung bei einzelnen Pfaden kommen wird, wo dann ganz klar ein Verbotsschild 'Hier keine Mountainbiker' stehen wird."

Ob diese negativen Folgen aber wirklich auftreten, weiß man nicht, ohne es vorher ausprobiert zu haben. Wo es keine strenge Regelung gibt, eskaliert es zumindest regelmäßig - die Isartrails in München sind nur ein Beispiel dafür.

Schritt für Schritt zur Lösung

Warum dann nicht eine Lösung, die Wanderer UND Biker gut finden? Vor allem, da man sich eigentlich mag, wie Stephan Seyl selbst beteuert. Zumindest wird jetzt über eine gemeinsame Kampagne nachgedacht. Und eventuell dürfen die Biker beweisen, dass sie eben nicht die bösen Rowdies sind, wie ihnen immer unterstellt wird. Sollten sich beide Gruppen weiter annähern, könnte der Verein sich vorstellen, die Zwei-Meter-Regel neu zu bewerten. Denn laut Stephan Seyl sind die Vereinsmitglieder gar nicht so anti, da sie meistens beides machen: wandern und biken.

Vorbild für eine endgültige Lösung könnte Davos in der Schweiz sein. Da hat man sich mittlerweile auf die "Philosophie der Koexistenz" geeinigt. Das heißt, die Wege dürfen von allen genutzt werden, egal ob Wanderer oder Mountainbiker. Auf strenge Regeln verzichtet der Tourismusverband dort bewusst. Stattdessen setzt er auf Hinweistafeln, die zu gegenseitigem Respekt aufrufen. Und auch wenn das nur eine Mini-Maßnahme ist – siehe da, die Beschwerden sind seitdem extrem gesunken.

 „Bergsport Mountainbike – nachhaltig in die Zukunft“

Auch der Deutsche Alpenverein orientiert sich nun an der Schweizer Lösung und hat im September 2018 das Projekt „Bergsport Mountainbike – nachhaltig in die Zukunft“ ins Leben gerufen. Das läuft für drei Jahre in den Regionen Bad Tölz (Oberbayern) und Oberstdorf (Allgäu). Dadurch will man herausfinden, wie die Konflikte zwischen Mountainbikern und Bergsteigern beseitigt werden können, um ein verständnisvolles Miteinander zu schaffen. Dazu sollen konkrete Wegekonzepte und entsprechende Beschilderungen eine Besucherlenkung erzeugen und die Situation verbessern.


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