Mitbewohner aus Syrien Mein Leben mit Rami

PULS Moderatorin Diane Hielscher hat einen neuen Mitbewohner: Rami, 38, aus Syrien. Hier stellen beide sich vor und erzählen, wie Rami in Dianes Wohnung gelandet ist.

Von: Diane Hielscher

Stand: 13.02.2016

Diane und Rami | Bild: Moritz H'lawatscheck

Wohnraum für Flüchtlinge ist knapp. Privatpersonen nehmen darum in ganz Deutschland Menschen bei sich auf. Aber wie ist das - zusammenleben mit einer fremden Person, die womöglich aus einem Kriegsgebiet zu uns geflohen ist? Diane aus Berlin und Rami aus Aleppo leben sein Kurzem zusammen und berichten bei PULS von ihren Erfahrungen.

Wer ist Diane?

"Das bin ich. Hallo! Wenn ich nicht zusammen mit Roger Rekless in München die Sendung BAYERN 3 PULS moderiere, dann lebe ich in Berlin, zusammen mit meiner Familie - und seit kurzem auch zusammen mit Rami."

Diane

Wer ist Rami?

"Das bin ich! Ich bin 38 und komme aus Aleppo in Syrien. Ich habe Englisch studiert und die letzten Jahre als Manager einer großen Telekommunikationsfirma gearbeitet. Bis vor drei Jahren hatte ich ein Haus, ein Auto, einen Job und genug Geld, um meine Familie zu ernähren. Hadeel, meine Frau, hat Englischunterricht für Kinder gegeben und sich um unsere beiden Söhne gekümmert. Aber dann kam der Krieg und auf einmal ging es nur noch ums Überleben. Darum, Holz für den Winter zu kaufen und genug Essen auf den Tisch zu bringen. Und darum, raus zu kommen."

Rami

Warum musste Rami fliehen?

"Die Straße, in der meine Familie wohnt, ist komplett zerstört, Autos liegen auf dem Rücken, die Fenster der Häuser sind entglast. Mein bester Freund ist in Aleppo von einem Scharfschützen erschossen worden, als wir zusammen eine Straße überquerten. Immer wieder bin ich in Bussen kontrolliert worden, ohne zu wissen von wem: Rebellen? Assads Männer? ISIS? Bei jeder Kontrolle ging es um Leben und Tod. Ein falsches Wort und die fremden Männer mit den Maschinengewehren töten jeden - einfach so."

Rami

Wie kam Rami nach Deutschland?

"Im April 2015 habe ich mich auf den Weg nach Europa gemacht. Mein Ziel: Ich muss meine Familie aus diesem Alptraum holen. Ich bin durch die Türkei gefahren und habe den Weg über das östliche Mittelmeer genommen, mit einem Schlauchboot. Ich bin durch Mazedonien und Serbien gereist und habe mich sechs Tage lang in einem ungarischen Wald vor Sicherheitskräften versteckt, ich habe gefroren und hatte schrecklichen Hunger. Trotzdem haben sie mich und meine drei Mitreisenden gefasst und eine Woche ins Gefängnis gesteckt. Doch ich habe es geschafft, bis nach Deutschland. 4.000 Dollar hat mich die Flucht gekostet, dabei zahlt man für einen Flug von Ankara nach Berlin nur 187 Euro. Aber diesen Weg können Flüchtlinge wie ich nicht gehen. Jeden Tag schicke ich meiner Frau Fotos von Berlin und meiner neuen Gastfamilie. Und dann wünsche ich mir Sprachaufnahmen von meinen Kindern per Whatsapp - damit ich nicht vergesse, wie ihre Stimmen klingen."

Rami

Warum wohnt Rami bei Diane?

"Ich bekam keine Wohngutscheine mehr vom Lageso in Berlin. Dort war es schlichtweg zu voll. Und so hatte ich einfach keinen Ort zum schlafen mehr."

Rami

"Ein Freund von einem Freund hatte Rami vor dem Lageso kennen gelernt und auf Facebook gefragt, ob jemand ein Zimmer für ihn hat - er wäre sonst obdachlos. Wir haben uns gemeldet, einen Tag später stand Rami vor unserer Tür. Jetzt wohnt er in unserem Arbeitszimmer in Berlin Neukölln, wir haben ihm unseren Fernseher ins Zimmer gestellt."

Diane