TV & Serie // The Defenders Das All-Star-Team der zweiten Liga

Für Netflix geht mit der "Defenders"-Serie ein Riesenprojekt zu Ende. Sie ist das Äquivalent zu den "Avengers" – also Superhelden-Power pur: Daredevil, Jessica Jones, Iron Fist, Luke Cage. Aber hat sich’s auch gelohnt?

Von: Christian Alt

Stand: 16.08.2017 | Archiv

The Defenders | Bild: Netflix

Ich weiß nicht, wie viel Lebenszeit Netflix mir schon gestohlen hat. Damit meine ich nicht die Stunden, in den denen ich fantastische Serien gebingt hab – ich meine das Netflix-Tal-der-Tränen, durch das man sich bei manchen Serien schleppen muss: Die ersten drei Episoden ist da noch alles shiny, die Geschichte ist spannend und plötzlich passiert ganz lange nichts.

Gerade die Marvel-Superhelden-Serien von Netflix haben dieses Problem: Luke Cage war zwischendurch schnarchlangweilig, Jessica Jones hat rumgeeiert, Daredevil brauchte eine ganze Staffel, um sich sein blödes Kostüm anzuziehen und mit Iron Fist brauchen wir gar nicht erst anzufangen.

Oberböse Oberbösewichte

Jetzt kommen diese vier Helden zusammen und schon gibt es wieder das Tal der Tränen. Nur ist es dieses Mal direkt am Anfang der Staffel. Erst nach ganzen drei Episoden reden die vier Superfriends zum ersten Mal miteinander. Vorher macht jeder sein eigenes Ding. Wer erst in Folge vier einsteigt, verpasst kaum was, außer den ersten Auftritt von Sigourney Weaver. Die spielt die mysteriöse Oberbösewichtin Alexandra.

Hier schlägt der trashige Comic-Charme der Vorlage total durch: Alexandras Pläne sind oberböse, es geht um nichts weniger als das ewige Leben, das sich die oberböse Organisation "Die Hand" unter die Nägel reißen will. Wollen die vier Superhelden, die Defenders, Alexandra stoppen, müssen sie - Achtung: Floskelalarm - all ihre Kräfte vereinen und dem Bösen gemeinsam entgegentreten.

Edel-Trash von Netflix

Sobald die "Defenders“ dann irgendwann zusammenarbeiten, macht die Serie Spaß und zwar weil sie Edel-Trash ist. Die komplette Geschichte wirkt wie aus den goldenen Zeiten der VHS-Karatefilme abgekupfert. Und das ziemlich gut. Die Action ist gut inszeniert, die Sprüche funktionieren, die Vier harmonieren perfekt.

Die "Defenders“ sind düsterer als ihr Kinovorbild, die "Avengers“. Das ist cool. Weniger cool: Die Serie ist nicht so gut erzählt wie die "Avengers“. Hier passt nicht immer alles zusammen. Es gibt jede Menge Ecken und Kanten und holprige Dialoge. Aber wenn dann Jessica Jones mit einem gezielten Handkantenschlag einen Bösewicht aus den Latschen haut und parallel noch Iron Fist 'nen dummen Spruch drückt, dann sind all diese Bedenken schnell vergessen.

Sendung: Filter, 16.08.2017 - ab 15.00 Uhr