TV & Serie // Hindafing Diese Serie ist das bayerische "Breaking Bad"

Können deutsche Serien so geil sein wie amerikanische? Versuche gibt es: "Weinberg" als "Twin Peaks" zum Beispiel. "Hindafing" ist die erste Serie, die das Versprechen einlöst - als geiles, bayerisches "Breaking Bad".

Von: Christian Alt

Stand: 15.05.2017 | Archiv

Hindafing - Maximilian Brückner | Bild: Bayerischer Rundfunk

Es gibt eigentlich keinen Moment, in dem Bürgermeister Alfons Zischl nicht total druff ist. Bei Rathausversammlungen, zuhause, beim Kleintierzüchterverein und sogar bei der Beerdigung des eigenen Vaters hat er die Nase voll mit Crystal Meth. Zischl sieht sich als politischen Shootingstar, der zu Höherem bestimmt ist und nur von der Provinz aufgehalten wird. Sein Ticket nach München, Berlin oder sogar Brüssel soll ein Bio-Supermarkt sein, den er in der kleinen Gemeinde Hindafing bauen will: Donau Village.

Das Problem ist nur, dass Zischl ein wahnsinnig schlechter Politiker ist. An das Wohl seiner Mitbürger denkt er nie - dafür aber viel an sich. Alle im Ort sind stinksauer auf Zischl. Wenn er das mit dem Bio-Supermarkt verkackt, dann kann er die nächste Wahl gleich vergessen. Und pleite ist er wegen seiner Crystal-Meth-Sucht auch. Sein Dealer verfolgt ihn sogar bis zum Rathaus, um an die Kohle zu kommen. Die einzige Lösung: Das Schwarzgeldkonto seines Vaters. Damit er da rankommt, muss er dem Landrat einen Gefallen tun und 50 Flüchtlinge aufnehmen. Platz haben die aber nur im Donau Village. Zischl hat also die Wahl zwischen politischem Selbstmord und Schuldenfreiheit.

Fast wie die Idole

Die Vorbilder von "Hindafing" sind ganz klar. Zum einen wäre da die Serie "Fargo" – ebenfalls eine Geschichte über die dunklen Seiten einer kleinen Stadt. Zum anderen ist "Hindafing" von "Breaking Bad" inspiriert. Spezielle Kameraeinstellungen, entsättigte Farben und natürlich Crystal Meth. Aber am meisten zu verdanken hat "Hindafing" wohl der österreichischen Serie "Braunschlag". Auch hier geht es um einen Provinzpolitiker, der ums Überleben kämpft, die Merkwürdigkeiten des Landlebens und eine schräge Dorfgemeinschaft. Nur an die Qualität von "Braunschlag" kommt "Hindafing" dann leider nicht ran. Der Look und der Style stimmen, aber die Figuren bleiben bis auf Bürgermeister Zischl etwas blass. Maximilian Brückner, der den Bürgermeister verkörpert, spielt hier alle an die Wand.

Aktuell und brisant - aber nicht überladen

Es ist krass, wie viele Themen "Hindafing" in nur sechs Folgen unterbringt. Da wären nicht nur Flüchtlinge und Crystal Meth aus Tschechien, sondern unter anderem auch Fracking, Prostitution, Inzest und Wahlbetrug. Normalerweise platzen Serien schon bei drei Themen aus allen Nähten, wollen zu viel und fallen auf die Schnauze. Aber "Hindafing" jongliert zehn Bälle und geht gleichzeitig auf einem Drahtseil. Der Balanceakt funktioniert. Hindafing ist lustig, abgedreht, spannend und macht Lust auf mehr. Hoffentlich geht’s bald mit einer zweiten Staffel weiter.

"Hindafing" könnt ihr euch in der BR-Mediathek ansehen.

Sendung: Hochfahren, 17. Mai 2017 - ab 7 Uhr