TV & Serie // Room 104 Die Serien-Wundertüte

Wirkliche Innovation vermisst man manchmal im Seriengeschäft. "Room 104" will das jetzt ändern und erzählt zwölf komplett unterschiedliche Geschichten in zwölf Folgen. Klingt erstmal nicht sonderlich spektakulär - ist es aber.

Von: Christian Alt

Stand: 01.08.2017 | Archiv

Szene aus Room 104 | Bild: HBO

Als die Autoren von "Room 104" die Serie für HBO entwickelt haben, haben sie drei einfache Regeln aufgestellt. Nummer 1: Jede Folge spielt in derselben Kulisse - dem titelgebenden Hotelzimmer 104. Regel Nummer 2: Es dürfen maximal drei Schauspieler vorkommen. Und die krasseste Regel, Regel Nummer 3: Jede Folge muss einen anderen Stil haben. Horror, Comedy, Drama - jede Folge hat ein anderes Genre, andere Figuren und Geschichten.  Ergebnis ist nicht nur ein beeindruckendes Fernsehexperiment, sondern auch eine spannende Serie. Folge 1 ist zum Beispiel die Horror-Folge. Hier geht’s um eine Babysitterin. Sie soll auf einen Neunjährigen namens Ralph aufpassen. Aber als Ralph ihr erzählt, dass noch ein anderes Kind im Zimmer ist, Ralphie, wird das lockere Babysitten ziemlich unheimlich.

Die Babysitterin tut das als Hirngespinst des kleinen Ralph ab: Ein unsichtbarer Freund, der sich im Bad "versteckt". Ja, genau. Als Ralph ihr dann aber steckt, dass Ralphie seine Mutter umgebracht hat und gerade mächtig sauer auf sie ist, will sie nur noch raus aus Zimmer 104.

Zurück in die Zukunft

"Room 104" versucht das Fernsehen neu zu erfinden und geht dafür weit in seine Vergangenheit zurück. In den 50ern gab es solche Formate noch öfter: Jede Woche passiert was Neues, das einzige was gleich bleibt, ist der Ort oder das Feeling. Direkte Vorlage für "Room 104" ist "The Twilight Zone".

Die Mutter aller Mysteryserien erzählte auch in jeder Folge eine neue Geschichte, nur das typische, unheimliche "Twilight Zone"-Gefühl mit Plottwist war jedes Mal dasselbe. "Room 104" geht hier noch eine ganze Ecke weiter. Dass mit jeder Folge das Genre wechselt, kann schon mal verwirren. Zum Beispiel, wenn man nach der gruseligen Babysitter-Folge plötzlich eine Geschichte über zwei Mormonen sieht, die von Gott auf die Probe gestellt werden.

Etwas, das es woanders nicht gibt

"Room 104" ist keine Serie für jeden und auch die Serie selbst weiß manchmal gar nicht so recht, was sie überhaupt sein will. Ein paar Folgen sind Durchschnitt, ein paar mehr sind wirklich toll und dann sind da noch die, die absolut brillant sind. Zum Beispiel die Folge "Voyeurs", in der eine Putzfrau durch das Hotelzimmer tanzt und sich vorstellt, wie das Leben der Gäste wohl aussieht. 25 Minuten Ballett ohne eine einzige Zeile Dialog - einfach so. In einer anderen Folge verwandelt sich das Zimmer in eine Arena, wenn zwei MMA-Kämpfer gegeneinander antreten und alles kurz- und kleinschlagen. So etwas hat man woanders noch nicht gesehen.

Ob das Hotelzimmer-Experiment in eine zweite Staffel geht, ist noch nicht klar. Aber wer mal was anderes sehen will als episch erzählte Geschichten, der findet mit "Room 104" etwas, was es im Fernsehen selten gibt: Was total Neues.

Sky zeigt "Room 104" als Preview zeitgleich zum US-Start ab 29. Juli auf Sky On Demand,  Sky Go und Sky Ticket in der Originalfassung. Ab 21. September gibt es sie wahlweise auf Deutsch oder im Original auf Sky Atlantic HD.

Sendung: Hochfahren vom 02.08.2017 ab 7 Uhr