TV & Serie // Death Note Über diese Verfilmung habt ihr euch zu früh gefreut

Auf die "Death Note"-Verfilmung freuen sich Manga-Fans seit Jahren. Blöd nur, dass der Film ganz große Grütze geworden ist.

Von: Christian Alt

Stand: 22.08.2017 | Archiv

Lakeith Stanfield als Detektiv L | Bild: Netflix

Wieso sollte eigentlich irgendjemand NOCH eine Verfilmung von "Death Note“ brauchen? Aus dem erfolgreichen Manga wurde erst eine noch viel erfolgreichere Anime-Serie. Dann kam der Spielfilm. Dann noch eine Realfilmserie. Und dann noch zwei Filmfortsetzungen. Das einzige, was es bisher noch nicht gab, ist eine Hollywood-Verfilmung - bisher kam jede Adaption von "Death Note“ aus Japan. Und wahrscheinlich wäre das auch besser so geblieben, denn der Netflix-Film ist ein unterirdisches Fremdschäm-Fest. Die Story ist grob dieselbe wie im Manga. Eine Hühnerbrust namens Light Turner findet ein magisches Notizbuch, genannt Death Note. Am Anfang stehen seitenweise Regeln, die wichtigste lautet aber: Wessen Name ins Buch geschrieben wird, der stirbt.

Der Gott des Mordes

Überwacht wird diese Anti-Schindlers-Liste von Ryuk, einem Dämon, der aussieht wie der uneheliche Sohn von David Bowie und einem Laubrechen.

Ryuk treibt Light dazu an, das Buch auszuprobieren. Was passiert, wenn er einfach mal den Namen des Schul-Bullys reinschreibt? 30 Sekunden später wird der von einer Leiter geköpft. Light hat zwar Angst, will das Buch aber zum Guten nutzen. Gemeinsam mit seiner Freundin Mia schreibt er die Namen von Schwerverbrechern in das Buch. Und zwar so viele, dass Light zum Massenmörder wird. Um nicht aufzufallen, nennt er sich schließlich Kira: der Gott des Mordes. Überall auf der Welt beginnen Menschen an Kira zu glauben. Was ihn auf das Radar von L bringt, dem selbsternannten besten Detektiv aller Zeiten.

Hier stimmt gar nichts

"Death Note“ könnte wirklich cool sein. Der Style passt, die Schauspieler rangieren von “ganz okay” bis “ich kann nicht glauben, dass der sich für so einen Scheiß hergibt”. Die Probleme von "Death Note“ fangen beim Drehbuch an: Hier geht alles viel zu schnell. Innerhalb von fünf Minuten wird unser Milchbrötchen Light Turner zum internationalen Serienkiller. Für Fragen wie: ”Warum bekommt ausgerechnet er das Buch?” oder “Wer ist der Typ überhaupt?” bleibt einfach keine Zeit. Der Film hetzt von einer Szene zur nächsten. Zeit nimmt er sich nur, um die brutalen Morde in aller Blutigkeit zu inszenieren. Der Original-Manga hatte zwölf Bände. Der Film fühlt sich so an, als hätten die Macher versucht die ganze Story in anderthalb Stunden Film zu pressen.

Die Figuren sind egal

Leider ist aber nicht nur das Drehbuch schlimm. "Death Note“ sieht auch noch aus wie ein Billo-Horrorfilm aus den 90ern.

Der Regisseur, Adam Wingard, schert sich einen feuchten Kehricht um seine Figuren – das Milchbrot, seine Freundin und auch der Superdetektiv L, der den beiden irgendwann auf die Spur kommt: Sie alle sind ihm herzlich egal. Wingard will nur eins: Köpfe spalten, Steakmesser in Adamsäpfel rammen und Menschen von Hochhäusern jagen. Menschliche Nähe oder Mitgefühl gibt es hier nicht – nur schlecht gemachte Action. Man kann nur jeden bemitleiden, der durch diesen Film einen Erstkontakt mit "Death Note" hat. Wer die Idee eines massenmordenden Teenagers cool findet, der schaut sich am besten den Anime an und nicht diesen Schmarrn.

"Death Note" ist ab Freitag, den 25.08. auf Netflix abrufbar.

Sendung: Hochfahren vom 23.08.2017 ab 7 Uhr