TV & Serie // Culpa Die größte deutsche Serienüberraschung des Jahres

Der Krimiserie "Culpa" gelingt das, was deutsche Serien selten schaffen: richtig gute Geschichten zu erzählen. Die fantastischen Dialoge sind dabei nur der eine Erfolgsfaktor. Der andere ist der überragende Hauptdarsteller.

Von: Christian Alt

Stand: 11.07.2017 | Archiv

Pressefoto der Serie "Culpa - Niemand ist ohne Schuld" | Bild: Sky

Das Setting ist simpel: eine Kirche, ein Priester, ein Sünder. Mehr gibt es bei "Culpa“ kaum zu sehen. Und trotzdem ist die Serie eine der ganz großen Serienüberraschungen des Jahres. Denn statt Spezialeffekten oder Action-Sequenzen gibt es hier fantastische Dialoge, die einen nicht mehr loslassen.

Jede Folge beginnt gleich: Der namenlose Priester, der von Stipe Erceg gespielt wird, empfängt eins seiner Schäfchen auf dem Beichtstuhl. Was gebeichtet wird, darf der Priester nicht weitererzählen - sonst droht ihm die Exkommunikation. Auch wenn ihm ein Verbrechen gebeichtet wird, das noch nicht mal stattgefunden hat. Die einzige Möglichkeit, die der Priester in solchen Fällen hat: Er muss auf die Sünder einreden. Sie müssen selbst handeln. Aus dieser Prämisse entwickelt die Serie ihre packende Handlung.

Magische Dialoge

Gleich in der ersten Folge geht es um ein Geschwisterpärchen, Frank und Andrea, das eine Frau im Keller eingesperrt hat. In einer einzigen riesigen Szene spricht der Priester mit Frank. Den Keller, die Frau und das Verbrechen an sich bekommen wir nie zu sehen.

"Culpa“ müsste eigentlich keine Fernsehserie sein. Ein Hörspiel wäre beinahe genauso gut. Denn die wirkliche Kraft dieser Serie entsteht aus den Dialogen. Die sind nämlich fantastisch geschrieben. Durch geschicktes Fragen entlockt der Priester seinen Sündern eine Wahrheit nach der anderen.

Dieses Hin und Her, das Ringen um die Wahrheit, entwickelt seine Kraft aber auch durch die Schauspieler. Stipe Erceg, den man vielleicht aus "Die fetten Jahre sind vorbei“ kennt, spielt den unterkühlten Priester fantastisch. Er holt aus jedem Halbsatz, jedem Punkt und jedem Komma alles raus. Wenn er mit den Sündern spricht, schaut man wie gebannt auf den Fernseher.

Aus der Not eine Tugend machen

"Culpa“ beweist, dass man für eine faszinierende Serie kein großes Budget braucht. Deutsche Serien müssen nicht immer das nächste "Breaking Bad“ oder das nächste "The Wire“ sein. "Culpa“ macht aus der Not eine Tugend und konzentriert sich effektiv aufs Wesentliche - gute Geschichten zu erzählen. Einziger Wermutstropfen: Von diesen Geschichten gibt es zu wenig. Gerade mal vier Folgen à 30 Minuten hat die Miniserie. Hoffentlich gibt es schnellstmöglich eine zweite Staffel – mit noch mehr abgefahrenen Sündern.

"Culpa" läuft ab dem 12. Juli immer mittwochs ab 20.15 Uhr auf 13th Street

Sendung: Hochfahren vom 12.07.2017 ab 7 Uhr