TV & Serie // Crashing Stand-Up-Comedy ist eine Religion

Stand-Up-Comedian Pete Holmes zeigt in "Crashing" nicht den Erfolg, sondern die harten Lektionen am Anfang seiner Karriere – als Couch-Surfer bei seinen Comedy-Helden.

Von: Vanessa Schneider

Stand: 09.08.2017 | Archiv

Crashing | Bild: Sky Atlantic

Pete Holmes hat es sich anders überlegt. Statt wie sonst einen Film im Community Center zu gucken, will er seine Frau zuhause überraschen. Nur hat die schon was anderes vor – mit einem langhaarigen Hippie-Typen im gemeinsamen Ehebett.

Eine Kurzschlussreaktion führt zur nächsten und schon liegt das langweilige geordnete Vorstadtleben von Pete Holmes in Scherben. Pete Holmes lässt seine Vergangenheit in Upstate New York mit knallenden Türen hinter sich und findet sich Ende zwanzig, verlassen und allein auf der Bühne von irgendeiner schäbigen Comedy-Bar mitten in New York City wieder. Und legt direkt die nächste Bruchlandung hin. Denn statt über seine Witze zu lachen, lacht das Publikum über ihn.

Von einer Bruchlandung zur nächsten

Aber auch davon lässt Pete sich nicht unterkriegen. Denn er hat seit dem College nur einen einzigen Traum: Er will Comedian werden. Und jetzt lässt er sich nicht mehr stoppen. Nicht von Buh-Rufen, nicht von einem abgeschleppten Auto, nicht mal von einer Messerattacke. Nach dieser katastrophalen Nacht crasht Pete schließlich auf der Couch von Artie Lange - einer auf zwei Beinen wandelnden Lebenskatastrophe und Comedy-Legende. So beginnt Petes Comedy-Ausbildung auf der Couch und im echten Leben.

"Crashing" ist die neuste Serie vom Produzenten und Comedy-Papst Judd Apatow, der ein Händchen für verschrobene realistische Charaktere und lebensnahe Dramedy hat – wie bei "Girls" und "Love". Die Idee von Pete Holmes hat ihm sofort gefallen. Den gibt es nämlich wirklich und die Serie basiert lose auf dem Leben des US-Comedians: Wie der Serien-Pete, ist auch der echte sehr gläubig, ein bisschen naiv und ein herzensguter Typ. Und genau wie der Serien-Pete, wurde auch der echte von seiner Jugendliebe mit Ende zwanzig verlassen. Genauso real sind die Comedystars, auf deren Couches Pete in seiner Serie landet: TJ Miller, Sarah Silverman, Artie Lange. Von allen lernt er, was er für den Erfolg braucht.

Eine Liebeserklärung an Stand-Up-Comedy

Pete stürzt sich in die Stand-Up-Szene. Er tritt auf, wo er nur kann, siebenmal die Woche - unbezahlt - nur um einen Fuß in die Tür zu kriegen. Das unterscheidet "Crashing" von den Serien anderer Stand-Up-Comedians, wie "Louie" und "Seinfeld": Diese Serie ist zwar auch eine Liebeserklärung an Stand-Up-Comedy, aber sie verklärt das Geschäft nicht. Denn das Leben als aufstrebender Comedian ist hart und ganz und gar nicht glamourös. Was "Crashing" auch zeigt: Erfolgreiche Comedy ist oft richtig scheiße – wie dieser Witz hier von TJ Miller:

"Leute beschreiben Frauen ja oft lautmalerisch: Sie hat Brüste wie BÄM! Ein Hinter wie POW! Aber meine Freundin Kate ist eher unattraktiv. Ihre Brüste sind eher MEH, ihr Hintern so WahWahWah..."

Crashing

Die wirklich lustigen Momente entstehen bei "Crashing" meistens abseits der Bühne, in Petes Alltag - wenn's unangenehm wird, wenn sein Leben passiert und er sich wie ein Fremdkörper durch die Stadt treiben lässt. Und darin liegt so viel komisches Potenzial, dass man hofft, dass der Serien-Pete das am Ende der Staffel auch selbst erkennt – und endlich sein Leben auf die Bühne bringt. Das hat der echte Pete Holmes zum Glück ja auch gelernt.

"Crashing“ läuft dienstags auf Sky Atlantic und im Stream bei Sky Go im englischen Original mit Untertiteln.

Sendung: Filter, 9.8.2017 - ab 15 Uhr