TV & Serie // Genius: Einstein Albert, der geile Stecher

Albert Einstein hat nicht nur die Relativitätstheorie aufgestellt, er war auch sonst ein cooler Hund. Zumindest lässt die Serie "Genius" uns das glauben.

Von: Christian Alt

Stand: 15.06.2016 | Archiv

Genius | Bild: National Geographic

Das erste Mal, als wir Albert Einstein sehen, ist er gerade sehr beschäftigt. Er überwindet die Trägheit der Masse und schiebt seine X-Achse in die Matrix seiner Geliebten. Kurz: Einstein macht seine Alte klar. Und er will, dass sie bei ihm einzieht - obwohl er noch mit seiner Frau zusammen ist. Liebe ist mindestens so relativ wie die Zeit. Aber keine Angst, Albert Einstein wird hier nicht zum Sexmonster. Vielmehr macht diese Szene klar, dass die Serie "Genius" den berühmtesten Physiker der Welt von einer anderen Seite zeigen will.

Dazu erzählen die Macher die Geschichte auf zwei Zeitebenen. Einmal ist Einstein schon über fünfzig Jahre alt. Das ist in den 30er Jahren. Er muss von Deutschland aus in die USA fliehen, denn die Nazis drohen die Macht zu übernehmen und selbst der berühmte Einstein, ein Jude, ist nicht mehr sicher. In Rückblenden sehen wir dann aber den jungen Einstein. Wie er sich verliebt, wie er zur Schule geht und wie er schließlich die Relativitätstheorie aufstellt.

Der Streber aus der ersten Reihe

Einstein ist in der Serie schon in jungen Jahren der Professor, der er später wird. Er ist der Streber, der alles besser weiß. Nichts gegen Streber, aber das nervt leider ein bisschen an "Genius". Die Serie versucht, die Theorien und Durchbrüche Einsteins irgendwie verständlich zu machen. Mal gibt es Monologe vor vollen Hörsälen, mal wird die Lichtgeschwindigkeit beim Fahrradfahren erklärt und mal nervt der junge Einstein alle seine Mitschüler mit neunmalklugem Nachfragen. Allein in der ersten Folge werden so viele physikalische Gesetze angerissen, wie in einem Schulbuch der 9. Klasse. Das ist immer spannend und auch interessant, aber die Charaktere kommen darüber ein bisschen zu kurz. Wenn Einstein zum Beispiel mit seinem Vater streitet, dann sollen hier die ganz großen Emotionen rüberkommen. Aber weil wir keine Beziehung zu dem Vater aufbauen konnten, gehen solche Momente komplett unter.

Wie eine ZDF-Vorabendserie

In "Genius" steckt irgendwo eine gute Serie. Der Look stimmt, die Kostüme stimmen, die Schauspieler sind auch gut - allen voran Geoffrey Rush, der den alten Einstein wunderbar exzentrisch spielt. Aber zu oft wirkt "Genius" wie eine ZDF-Vorabenddoku: brav, belehrend und berechnend. man erwartet, dass jeden Moment der Mainzer Schwellkopp von Guido Knopp ins Bild ploppt und irgendwas mit Nazis erzählt. Das ist vor allem schade, weil der echte Einstein bestimmt gern eine wilde Serie über sein Leben gesehen hätte, mit viel Farbe, viel Musik und viel Sex.

Die Serie "Genius" läuft ab dem 27. April auf National Geographic.

Sendung: Hochfahren, 26.04.2017 ab 7 Uhr