3

Games // Furi Das ist Hochleistungs-Gaming

Dieses Action-Game hat nur Endbosse. Dazwischen wird spaziert und gequatscht. Über Freiheit und darüber, dass man sie sich erkämpfen muss. Und hier muss man sie sich wirklich hart erkämpfen.

Von: Franz Liebl

Stand: 22.07.2016 | Archiv

Zwei Tage lang habe ich es probiert. Immer wieder habe ich den Controller ausgelaugt weggelegt. Wieder war ich zu unkonzentriert, zu langsam, zu schwach. Als ich Endboss Nummer fünf endlich besiegt hatte, habe ich leicht vor Aufregung, Anspannung und Erschöpfung gezittert. Puh, "Furi" verlangt mir echt alles ab.

Hochleistungs-Gaming

Ich muss exakt ausweichen, blitzschnell blocken und kontern. Ich muss den Rhythmus des Gegners lesen und ihm meinen eigenen entgegen setzen. Sonst habe ich keine Chance. "Furi" ist Hochleistungs-Gaming. Mit Fußvolk hält sich das Game gar nicht auf. Es gibt keins. Nur einen schweren Brocken nach dem anderen, eine Endboss-Parade. So ein Kampf kann durchaus über 30 Minuten dauern. Anstrengend und episch.

Deepe Story über Freiheit

Aber "Furi" bietet eben nicht nur fordernde Kämpfe. Es ist deswegen ein tolles Game, weil es sein Gameplay so gut mit der Story verknüpft. Ich bin ein stummer Science-Fiction-Samurai ohne Mimik, gefangen in einem futuristischen Gefängnis, das weit über der Erde schwebt. Aber da ist dieser Typ mit der Hasenmaske. Er stachelt mich an: Komm wir brechen aus! Du willst doch frei sein! Du musst dafür nur alle Wärter töten. Die wiederum drücken mir ständig rein, dass ich das pure Böse bin, dass ich die Ketten verdient habe, dass ich schuldig bin. Ich muss wohl ein furchtbarer Kerl sein.

Zwischen den langen Kämpfen gibt es Verschnaufpausen, in denen ich zur nächsten Arena spaziere. Währendessen versucht der Hasenkopf mich noch mehr anzustacheln. Ständig spricht er von Freiheit und dass man sie sich erkämpfen muss. Aber ich verdiene es doch eingesperrt zu sein. Ich fange an zu zweifeln. Vielleicht sind die anderen die Bösen. Vielleicht bin ich der Tod selbst. Trotzdem kämpfe ich weiter. "Furi" gibt einem immer genau so viel Futter, dass sich bis zum überraschenden Schluss alles höchst geheimnisvoll anfühlt.

Optik und Soundtrack: Ganz oben

Das wird massiv verstärkt durch die stylische Anime-Optik, irgendwo zwischen entrücktem Airbrush und pastellfarbener Graphic-Novel. Dazu kommt ein absolut herausragender Soundtrack aus Elektro-Synthwave Stücken von namhaften Szenegrößen wie Lorn, The Toxic Avenger oder Danger. Nur noch gut!

Zugegeben, irgendwann habe ich verstanden wie die Spielmechanik von "Furi" funktioniert und dass sie sich wiederholt. Aber dadurch, dass ich mich Tag für Tag vorgetastet habe, ist es nicht langweilig geworden. Langweilig wird es erst dann, wenn man aus einem Anflug von Frust die Schwierigkeit auf "Easy" stellt. Dann verliert „Furi“ sofort seinen Reiz – die Bosse sind nur noch ein lasches Abziehbild ihrer selbst und das Game insgesamt ein Spaziergang, nicht mehr nur die Verschnaufpausen zwischen den Bossen. Also: Gar nicht erst an der Schwierigkeitsstufe rummachen. Ich war wie gefesselt von "Furi", dieser Gaming-Metapher auf die Freiheit. Sie wird einem einfach nicht geschenkt.

Furi (The Game Bakers // für PS4, Steam)


3