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Dating-App "Invisible Boyfriend" Beziehung geht jetzt auch ohne realen Partner

Datingportale waren gestern. Dank einer neuen App aus den USA kann man seinen Lover jetzt selber kreieren. "Invisible Boyfriend" nennt sich die. Das Interessante: Dahinter stecken am Ende doch echte Menschen.

Stand: 12.10.2016 | Archiv

Für eine Beziehung braucht man jetzt keine wirkliche Person mehr | Bild: BR

CJ ist eine unsichtbare Partnerin und arbeitet bei einem Start Up aus St. Louis namens "Invisible Boyfriend". Und nein, das funktioniert nicht wie Tinder oder Parship. Bei dieser App muss man nämlich seinen Partner oder seine Partnerin ganz nach eigenem Geschmack gestalten. Man wählt den Namen, das Alter, einen Persönlichkeitstypen und sogar den Ort des ersten Treffens. Es stehen sogar Bilder zur Auswahl. Sobald das Profil steht, kommt auch schon die erste Nachricht – von einem echten Menschen wie CJ.

Denn das haben die Macher von "Invisible Boyfriend" schnell gemerkt: Echte Gespräche funktionieren eben nur, wenn echten Menschen antworten. In einem Werbeclip erzählt CJ, dass sie sich immer sagt, der User verstehe schon, dass es eine unsichtbare und keine echte Beziehung ist. Trotzdem gab es natürlich schon Leute, die gefragt haben, ob sie ihren unsichtbaren Partner treffen können. Sie waren sich sicher, dass der Unsichtbare, mit dem sie chatten, die Liebe ihres Lebens und eine echte Person ist.

Anfangs war die Idee der Macher, einen chattenden Roboter zu entwickeln. Doch die Idee haben sie schnell wieder verworfen. Die unsichtbaren Boy- und Girlfriends sind ausschließlich echte Leute – hunderte von Unsichtbaren, die alle Nachrichten beantworten.

Doch wie kann es sein, dass Nutzer der App wirklich glücklich mit ihren digitalen Partnern sind – wo die doch offensichtlich fake sind? Kyle Tabor, CEO von Invisible Boyfriend, vergleicht das mit einem Besuch im Disneyland, in dem man echten Spaß an all diesen unechten Plutos, Goofys und Mickeys in Kostümen hat. Man weißt, dass sie fake sind, aber die eigene Gefühle sind sehr echt. Einige User, so Tabor, melden sich sogar von Dating-Plattformen ab, wenn sie die App entdecken. Sie berichteten der Firma, dass sie durch "Invisible Boyfriend" das Selbstvertrauen gefunden haben, raus zu gehen und Leute kennenzulernen. Manche haben sogar gesagt, dass die App ihnen beigebracht hat, wie eine gesunde Beziehung eigentlich aussieht.

In der Psychologie nennt man das Selbstwirksamkeit, meint der Journalist und Psychologe Sebastian Bartoschek. Das heißt: Wenn man in der App Erfolg beim Flirten hat, traut man sich auch eher mal, eine Person auf einer Party anzusprechen. Aber klar ist das nicht immer der Fall. Es gibt auch Menschen, die sich in so einer App verlieren – meint auch Sebastian Bartoscheck: "Ein Problem unserer Zeit ist, dass wir glauben, nicht auf andere Menschen eingehen zu müssen, sondern dass wir glauben, dass wir alles richtig machen. Und so eine App unterstützt genau diese Sicht der Dinge. Dass wir nicht mehr bereit sind, Kompromisse einzugehen und mit Unzulänglichkeiten anderer Menschen leben zu müssen."

Daran sollte man sich also immer wieder erinnern: Wenn man Apps wie "Invisible Boyfriend" falsch nutzt, ist man nicht nur alleine – man bleibt es auch.


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