Jetzt Alleine (SW43 L33 D1DO Remix) Yung Hurn

Info Der Wiener Yung Hurn zelebriert, beeinflusst von Yung Lean, Future und der ein oder anderen bewusstseinserweiternden Substanz den trippy Swag-Rap. In “Alleine” stürzt er sich auf die Melodie von Dido’s Hit „Thank You“ von 1999.


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Liebesbrief an einen digitalen Lebensretter Warum Snapchat die beste App der Welt ist

Die App mit dem kleinen Geist ist einer der beliebtesten Messenger in Deutschland. Unsere Autorin findet: zurecht! Snapchat hat sie aus der digitalen Sinnlosigkeit befreit und ihr wieder beigebracht, im Internet lustig zu sein.

Von: Lili Ruge

Stand: 25.02.2016 | Archiv

Verliebt in Snapchat | Bild: BR

Ich möchte mich hiermit festlegen: Snapchat ist die beste App der Welt! Okay, ich gebe es zu, wir hatten unsere Anfangsschwierigkeiten, ich hab es gelöscht, wieder installiert, wieder gelöscht und wieder installiert. Aber dann, irgendwann hat es zwischen uns gefunkt und seitdem ist die App da für mich wie ein neuer guter Freund. Snapchat hat mich an der Hand genommen und aus der digitalen Sinnkrise gezogen.

Snapchat zwingt mich spontan zu sein

Ich meine, das stundenlange Posieren für Instagram - das ist es doch nicht wert! Dort herrschen Modeblogger und Selfmade-Models über den richtigen Insta-Look wie grimmige Despoten. Und seien wir ehrlich: Da kann ich eh nicht mithalten. Und Twitter? Wer bin ich auf Twitter? Die lustige Punchline-Queen? Nö, zu langweilig. Der eifrige Retweeter mit Lesetipps für seine Freunde? Nö, so gut sind die SZ- und Spiegel-Online-Artikel dann auch wieder nicht. Manchmal denke ich eine halbe Stunde über einen lustigen Tweet nach, bis ich ihn einfach verwerfe. Toll. Snapchat dagegen macht Spaß, weil es mich zwingt, spontan zu sein.

Das Internet vergisst nicht, Snapchat schon

Auf Snapchat wird in Echtzeit gepostet, ohne ellenlanges Posieren und Retro-Filter-Action. Wenn ich mir auf meinem Selfie nicht gefalle, dann kann ich die Dauer der Sichtbarkeit ganz kurz einstellen. Nachdem meine Freunde es gesehen haben, wird es wieder gelöscht. Das verkackte Party-Bild kann ich easy rumschicken, sollte mich irgendwann mal ein Personaler googeln, findet er das Ding sicher nicht. Und es ist so einfach, eine witzige Alltagsbeobachtung zu fotografieren und mit Text oder Gekritzel zu kommentieren. Mit Snapchat habe ich wieder gelernt, lustig im Internet zu sein. Und sei es nur durch ein Selfie mit Hundemaske.

Mit Snapchat bin ich näher an meinen Freunden und Lieblingskünstlern

Erinnert ihr euch noch an die Zeiten, als Facebook jung war? Also vor Echtnamenzwang und als wir noch jeden kannten, der unsere Urlaubsbilder geliked hat? Damals, als wir uns noch nicht wie eine Person des öffentlichen Lebens gefühlt haben mit unseren 700 alten Klassenkameraden und 500 losen Party-Bekanntschaften? Tja, genau so ist Snapchat jetzt. Und deswegen habe ich wieder Lust, Dinge zu posten. Es ist viel schöner, ein paar spontane Bilder an die richtigen 20 Leute zu verschicken, als in einem digitalen Sportpalast vor einer anonymen Masse sein Herz auszuschütten.

Auf Snapchat poste ich das hässliche Kater-Selfie in meine Story, weil ich weiß: für die 24 Stunden, die das Bild sichtbar ist, für die können meine Freunde den Schmerz nachempfinden. Und ich bekomme durch Snapchat endlich wieder mit, was meine Freunde wirklich machen. Keine perfekten Insta-Shots von Sonnenuntergängen hinter Palmenstränden, sondern Alltagsaufnahmen: Müde Montagmorgenfotos, neue Dancemoves zu neuen Lieblingssongs. Dinge, die mich interessieren und Dinge, die ich mit eigenen Snaps kommentiere statt nur zombiemäßig mein "Daumen Hoch" zu geben. Sogar meine Lieblingskünstler sind auf Snapchat irgendwie nahbarer als auf den von Agenturen durchdesignten Facebook- und Instagramaccounts.

Snapchat macht Schluss mit Selbstdarstellertum

In einer Welt des digitalen Schwanzvergleichs, in der viel Geld in Likes, Klicks und Views gepumpt wird, ist Snapchat superentspannend. Ich kann nämlich nicht sehen, wie viele Leute die Story von meinen Snapchat-Freunden geguckt haben. Klar, auch auf Snapchat kann man Punkte sammeln, aber hier wird man vor allem für eigene Interaktion belohnt, nicht für Reichweite. So einfach macht Snapchat Schluss mit unserem egozentrischen Selbstdarstellertum im Netz. Für mich heißt das: Viel weniger Stress.

Das Beste ist aber: Ich kann mir meine eigenen Snaps nicht mehr angucken, nachdem ich sie verschickt habe. Ich will nicht wissen, wie viel Zeit ich schon mit dem Kuratieren meines Instagram-Profils verschwendet habe. Mein neuer Freund Snapchat hat mich endlich von diesem Wahnsinn befreit und mir dafür eine entspanntere und buntere digitale Welt gezeigt, bei der ich gern wieder dabei bin.


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