3

Making of Meme Wie #EineArmlänge zum Hashtag der Woche wurde

Wie kann man sich als Frau vor gewalttätigen Übergriffen wie denen in Köln an Silvester schützen? Indem man eine Armlänge Abstand halte, rutschte es Henriette Reker raus. Im Netz war das der Anfang einer Flut an Memen.

Von: Anna Bühler

Stand: 08.01.2016 | Archiv



"Es ist immer eine Möglichkeit, eine gewisse Distanz zu halten, die weiter als eine Ärmlänge betrifft."

Henriette Reker

So loopt sich Henriette Rekers Verhaltensregel für Frauen seit Tagen durch unsere Timelines. Die mittlerweile netzberühmte Armlänge Abstand ist der Kölner Oberbürgermeisterin Anfang der Woche auf einer Pressekonferenz zu den gewalttätigen Übergriffen in Köln raus gerutscht. Auslöser war die Frage einer Journalistin, wie man sich denn genau schützen könne, wenn man - so wie wohl mindestens hundert Frauen in der Silvesternacht  in Köln und Hamburg - belästigt werde.

Seitdem trendet das Protesthashtag #EineArmlänge. Mittlerweile teilen sogar große, internationale Medien wie die New York Times Henriette Rekers Praxistipp zur Missbrauchsvorbeugung und noch Tage später laufen im Sekundentakt neue Tweets ein.

Eine Armlänge Abstand als Lösung hilft gegen alles - außer Victim Blaming

Die Armlänge Abstand ist im Netz längst die Universallösung gegen alles, was blöd ist: Keinen Bock auf Spammails, Hagel oder Donald Trump? Einfach eine Armlänge Abstand halten! Einen passenden Reker’schen Abstandsrechner zur korrekten räumlichen Distanzierung von potenziellen Vergewaltigern, gemäß §1 Frauenverhaltenskodex, gibt es online auch schon.

Das ist alles lustig, vor allem aber ist es Kritik an der Aussage der Kölner Oberbürgermeisterin. Denn Reker gibt Frauen vor, wie sie sich draußen zu bewegen haben, ja sogar, dass sie ihr Verhalten ändern sollen. Victim Blaming nennt das Netz das dann. Sprich: Die Schuld haben nicht die Täter, sondern die Opfer. Stefanie Lohaus und die Erfinderin des Hashtags #aufschrei, Anne Wizorek, machen das Bild sogar noch größer: Das alles sei außerdem Teil der Rape Culture, die es in Deutschland nicht erst seit Köln und Hamburg gibt. Rape Culture beschreibt dabei Gesellschaften, in denen sexualisierte Gewalt und Vergewaltigung verbreitet sind und weitgehend toleriert werden.

Henriette Reker hat sich auf ihrer Facebookseite für ihre Aussage übrigens schon entschuldigt:

Die Entschuldigung darf man annehmen. Und Danke sagen für ein paar wirklich unterhaltsame Meme zum Hashtag #EineArmlänge darf man auch.


3