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Freifunk Ansbach Freies Netz für alle!

Kostenloses WLan immer und überall, das ist die Vision der Freifunk-Bewegung. Erreichen wollen sie das mit bereits vorhandenen Internetanschlüssen - und zwar mit euren.

Von: Alexander Loos

Stand: 24.06.2015 | Archiv

Freies WLan für alle | Bild: BR

Über 14.000 Freifunk-Netze gibt es inzwischen in ganz Deutschland. Das Prinzip ist schnell erklärt: Ich stecke einen WLan-Router mit einer speziellen Firmware an meine private Internetverbindung an und gebe sie dadurch für die Öffentlichkeit frei. So sollen überall freie Hotspots entstehen, in die sich jeder ohne Registrierung oder WLan-Key einloggen kann. Jedem Datenschützer stehen da die Haare zu Berge. Aber das System ist sicher, sagt Johannes Meyer von Freifunk Ansbach.

PULS: Meinen eigenen Internetanschluss einfach so unverschlüsselt freigeben, das klingt ja zunächst mal recht leichtsinnig...

Johannes Meyer: Das Netzwerk, das dem Freifunk-Router zu Verfügung gestellt wird, dient ausschließlich dazu, einen Datentunnel zu den Freifunkservern zu erstellen. Alles was darüber läuft, wird verschlüsselt an die Server weitergegeben. Das heißt, mein Netzwerk ist komplett rausgetrennt aus dem eigentlichen Freifunkverkehr. Dadurch ist es für mich als Aufsteller komplett sicher, weil nach außen nicht ich als Teilnehmer des Netzwerkes auftrete, sondern Freifunk.

Damit umgeht man also die Störerhaftung, die den Inhaber dafür verantwortlich macht, was über seinen Anschluss passiert. Aber wie sieht es mit den Nutzern aus? Ist es nicht gefährlich, mit Unbekannten im selben WLan-Netz zu surfen?

Das Freifunk-Netz ist genauso sicher oder unsicher wie das Internet. Auch bei meinem eigenen privaten Internetanschluss sollte ich unbedingt auf Verschlüsselung achten. Alle großen Internetseiten, sei es jetzt Amazon oder Facebook, verschlüsseln aber mittlerweile. Wenn ich sichere Verbindungen nutze, ein aktuelles Betriebssystem habe und da auf Updates aufpasse, macht es keinen Unterschied, ob ich mich im Freifunk-Netz bewege oder im eigenen Internetanschluss.

Was macht ihr, wenn jemand über das Freifunk-Netz etwas Illegales tut, sich etwa Kinderpornos runterlädt?

Es ist im Freifunk-Netz absolut nicht geduldet, etwas Illegales zu machen. Wir stehen da auch im engen Kontakt mit der Polizei und würden unser Bestes tun, um zur Aufklärung beizutragen. Bisher gab es aber nur zwei Fälle in Berlin, da hat sich jemand über das Freifunk-Netz Drogen bestellt. Was wir allerdings nicht tun, ist, dass wir pauschal alle unter Verdacht stellen und Daten speichern. Wir glauben, dass die Unschuldsvermutung und das Datenschutzgesetz immer noch verdammt wichtig sind. Deshalb speichern wir keine Daten von Leuten, die absolut unschuldig sind.

Es gibt ja bereits in vielen Innenstädten kostenlose WLan-Hotspots. Wozu dann noch Freifunk?

Kommerzielle Hotspot-Anbieter schaffen meist Eintrittsbarrieren, da man sich registrieren und irgendwelche AGBs lesen muss. Freifunk ist barrierefrei und kann dadurch auch von Menschen mit Behinderung genutzt werden. Blinde nutzen unser Netz zum Beispiel, um sich Updates auf ihre Laptops oder Smartphones zu laden. Oder wir sehen auch ganz oft, dass das Freifunk-Netz von Flüchtlingen genutzt wird, die keinen Internetanschluss haben und nach Hause telefonieren wollen.

Freifunk lebt ja davon, dass sich Privatpersonen einen Router mit eurer Firmware in die Wohnung stellen. So ein Router kostet um die 20 Euro und die Installation der Firmware ist zwar einfach, muss aber selbst gemacht werden. Was habe ich als Aufsteller dann von der ganzen Sache?

Die Freifunk-Router vernetzen sich untereinander. Das heißt, wenn mein eigener Anschluss mal ausfallen sollte, werde ich immer noch vom Freifunk-Netz mit Internet versorgt. Freifunk ist ein Bürger-Netz und das Prinzip der Dezentralität ist ganz wichtig. Dadurch kann das Netz nicht einfach von einer Person abgeschaltet werden.

Kann ich mir dann in Zukunft meinen eigenen Internetanschluss sparen?

Das Internet, das über das Freifunk-Netz läuft, wird niemals die Geschwindigkeit und die Qualität des eigentlichen Internets haben. Deshalb ist es auch nach wie vor unumgänglich, sich einen eigenen Internetanschluss zu holen, wenn man zum Beispiel große Downloads machen oder Onlinespiele zocken möchte.


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