Studie zum Sozialleben Warum die anderen scheinbar immer auf die besseren Partys gehen

Man soll sich ja nicht ständig mit anderen vergleichen, heißt es immer. Aber wir machen’s halt trotzdem - vor allem auf Instagram. US-Psychologen haben herausgefunden: Geht es ums Sozialleben, verlieren wir praktisch immer.

Von: Paul Schedelbeck

Stand: 14.12.2017 | Archiv

Bilderbuch am Freitag beim PULS Open Air 2017 | Bild: BR/Hans-Martin Kudlinski

Bevor ihr auf diesen Artikel geklickt habt, seid ihr vielleicht an einem Partybild von einem eurer Freunde hängengeblieben. Bisschen fies. Ihr musstet vielleicht für eine Klausur lernen, da war Feiern einfach nicht drin. Und dann denkt ihr wieder: Warum gehen die anderen eigentlich immer so oft feiern, während ich daheim sitze?

Beim Sozialleben ziehen wir fast immer den kürzeren

Dieser Gedankengang ist laut Psychologen der Cornell University in den USA normal. In elf Studien haben sie untersucht, wie Menschen ihr Sozialleben im Vergleich mit anderen bewerten. Es ging um Fragen wie: Wie viele Freunde haben sie? Wie groß ist ihr Bekanntenkreis? Sind sie gut vernetzt? Wie oft besuchen sie ihre Familie? Wie oft gehen sie auf Partys? Wie oft gehen sie essen? Egal ob College-Studenten, Passanten in einer kleinen Shopping Mall oder verschiedene Teilnehmer in einer Onlinebefragung – die Mehrheit dachte immer, dass sie ein weniger reiches und aktives Sozialleben führen, als andere.

Die Erkenntnisse der Wissenschaftler sind einigermaßen überraschend. Frühere Studien haben nämlich gezeigt, dass wir uns gerne in einem besseren Licht sehen als andere Menschen. Wir halten uns demnach gerne für schlauer oder gesünder – oder für die besseren Autofahrer, um nur einige Beispiele zu nennen. Wenn wir uns also gerne überschätzen, wieso dann nicht auch beim Sozialleben?

Darum verlieren wir beim Sozialleben

Die Psychologen sehen zwei Gründe, die erklären könnten, warum wir unser Sozialleben oft schlechter bewerten, als das von anderen. Zum einen reagieren wir bei dem Thema anders, als wir das sonst tun würden. Bei einer Frage, die nicht direkt etwas mit unserem Sozialleben zu tun hat, richten wir unsere Gedanken nämlich normalerweise nach innen, sagen die Psychologen. Also zum Beispiel: "Wie oft gehst du im Vergleich zu anderen einkaufen?" Hier vergleichen wir uns nicht unbedingt mit anderen, sondern fragen uns selbst: Wie oft gehe ich eigentlich einkaufen? Doch fragt man uns nach etwas, das unser Sozialleben direkt betrifft, zum Beispiel "Wie oft gehst du feiern", richten wir unsere Gedanken demnach eher nach außen – und vergleichen uns schnell mit unseren Freunden oder anderen Menschen.

Zum anderen macht uns laut der Wissenschaftler genau dieser Blick nach außen besonders anfällig dafür, uns an besonders krasse Beispiele zu erinnern. Also an die eine Freundin, die wirklich fast jede Nacht zum Tag macht und gefühlt die ganze Stadt kennt. Sie mag eine Ausnahme sein, aber genau deshalb bleiben ihre Fotos besonders bei uns hängen – und eben nicht die der Durchschnitts-Hausparty, auf der wir letztes Wochenende waren. Zack – Vergleich verloren.

Unzufriedenheit mit dem Sozialleben? Nicht so gut.

Vielleicht sollten wir uns vor Augen halten, dass wir uns das ein oder andere Mal etwas zu sehr blenden lassen, zum Beispiel von krassen Hochglanzposts bei Instagram. Frühere Studien haben schon gezeigt, dass sich unser Sozialleben auch auf andere Bereiche unseres Lebens auswirkt. Wenn wir zufrieden sind in Sachen Freunde, Beziehung, Familie oder Kollegen – dann geht es uns nämlich auch körperlich und emotional besser. Sogar ein längeres Leben prophezeien Wissenschaftler. Ein Grund mehr, sich daran zu erinnern, dass unsere Hausparty vom letzten Wochenende ja doch auch ganz gut war…

Sendung: Hochfahren, 15.12.2017 - ab 07.00 Uhr