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Künstler oder Konservenmusik? Regensburg sperrt DJs aus

DJs müssen zukünftig draußen bleiben: Das gilt anscheinend beim nächsten Regensburger Bürgerfest. Ein Bühnenbetreiber hatte sich dafür eingesetzt - Weil DJing keine Livemusik sei.

Von: Jasper Ruppert

Stand: 29.06.2016 | Archiv

Fragt man Klemens Unger, Kulturreferent der Stadt Regensburg, nach seinem Verständnis von DJs, hat er eine Definition schnell zur Hand: "Ein Discjockey, kurz DJ, ist eine Person, die Musik für ein Publikum zusammenstellt und abspielt. Musiktitel von CDs, LPs oder digitale Formate wie MP3s werden durch den DJ in eine Reihenfolge und dem Publikum in einem Club oder auf einer Party zu Gehör gebracht."

Dieses - leicht aus der Zeit gefallene - Verständnis von DJs verbaut nun möglicherweise zahlreichen Elektro-Künstlern die Möglichkeit, auf dem Regensburger Bürgerfest zu spielen. Stein des Anstoßes war unter anderem der Bühnenbetreiber Uwe Kabas. Der sagte gegenüber PULS: "Für mich ist ein DJ keine Livemusik, weil er ja nicht selber singt oder ein Instrument spielt." Er gibt aber auch zu: "Kann aber sein, dass ich zu altmodisch, zu konservativ bin."

Dieser altmodischen Einschätzung stimmte das Kulturreferat aber nun zu. Damit würde eine ganze Musikrichtung vom Regensburger Bürgerfest ausgeschlossen werden. Einem Fest, das über vier Tage geht, hunderte Veranstaltungen beinhaltet und zehntausende Besucher anzieht.

Elektrobühnen kamen immer an

Säm Wagner, Musikbeauftragter der Stadt Regensburg, kann die Entscheidung nicht verstehen: "Ich war schon sehr überrascht, weil es schon seit Jahren auf dem Bürgerfest in Regensburg Elektrobühnen gibt und die größte letztes Jahr am Neupfarrplatz wahnsinnig gut ankam. Ich dachte, das geht so weiter."

Auch Hannes Teichmann äußerte sich uns gegenüber in diese Richtung. Teichmann ist gebürtiger Regensburger, ein international bekannter Elektro-Künstler und hat auch selbst schon mehrfach auf dem Regensburger Bürgerfest gespielt. Er findet, "dem Regensburger Bürgerfest würde es besser stehen, wenn man inhaltlich diskutiert, welche Bands und welche DJs man einlädt, statt sich an solchen Begrifflichkeiten aufzuhängen."

Man müsste davon ausgehen, dass besonders die betroffenen Bühnenbetreiber sauer sind - dem ist aber nicht so. Sie sehen sich durch die Entscheidung nicht betroffen. Sascha Al Mahmoud , dessen Bühne am Neupfarrplatz Auslöser für die Kontroverse war, sieht das so: "Ich glaube, dass damit gemeint war, dass keine klassischen DJs auf dem Bürgerfest auftreten sollen." Al Mahmoud plädiert dafür, "dass es da eine Differenzierung geben muss, zwischen den klassischen Mp3-DJs, die ein Lied nach dem anderen spielen, oder Künstlern, die da oben neue Musik zusammenmischen."

Elektro-Künstler sollen keine Live-Musik sein?

Ähnlich äußert sich auch Thomas Ruhfaß. Ruhfaß ist Geschäftsführer von Stadtmaus, einer Agentur, die sechs Bühnen auf dem Bürgerfest betreut. Auch er glaubt nicht, dass von dieser Entscheidung Elektro-Künstler betroffen seien, sondern lediglich die Stände, die irgendwo ihren Mp3-Player anschließen und für Dauerbeschallung in den Straßen sorgen. "Ich bin mit der Stadt vollkommen einer Meinung,  dass man Konserven-Musik von Ständen und von Bühnen runter nicht braucht."

Auf der einen Seite stehen Bühnenbetreiber Kabas und das Kulturreferat der Stadt, für die DJs und Elektro-Künstler keine Live-Musik sind. Auf der anderen Seite der Bühnenbetreiber Al Mahmoud und Ruhfaß, die das Verbot aber nicht auf sich beziehen.

Klärung, wer mit seiner Definition der Entscheidung Recht hat, wird die offizielle Ausschreibung der Stadt zum Bürgerfest bringen. Darin muss deutlich gesagt werden, was erlaubt ist und was nicht. Und eine Gruppe wird nach dieser Ansage sauer sein: entweder die, die DJs für keine Musiker halten oder die, die elektronische Tanzmusik lieben.


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