PULS Preview // Die Nile Hilton Affäre Ein Mord in turbulenten Zeiten

Vor dem Hintergrund der ägyptischen Revolution im Jahr 2011 ermittelt ein Polizist in einem Mordfall. Aber nicht alle wollen, dass der Fall wirklich gelöst wird. Wir zeigen euch den Film schon vor dem Kinostart in München.

Von: Matthias Scherer

Stand: 20.09.2017 | Archiv

The Nile Hilton Affäre | Bild: Prince Pictures

Es wäre spannend, zu wissen, wie viele Zigaretten beim Dreh von "Die Nile Hilton Affäre" geraucht wurden. Noredin, ein Polizist und die zentrale Figur des Films, ist jedenfalls konstant am Quarzen. Er ist ein Ermittler, wie man ihn aus vielen Filmen und Fernsehserien kennt – brütend, einsam, Alkohol und Marijuana nicht abgeneigt. Dazu kommt, dass er in Kairo arbeitet, einer Stadt, in der Polizisten von undurchsichtigen Charakteren braune Papierumschläge entgegennehmen und so ihr Gehalt aufbessern.

Ein Film Noir in spannendem Setting

Wer die Guten und wer die Bösen sind, bleibt lange unklar – im fahlen Licht der Polizeiwache, in den Opiumhöhlen und den knallvollen Straßen Kairos ist es einfach, den Überblick zu verlieren. Dieses Chaos fängt Tarik Saleh, ein ägyptisch-stämmiger Regisseur aus Schweden, mit dem Auge eines Dokumentarfilmemachers ein. Der Plot dagegen ist direkt aus dem Handbuch des amerikanischen Film Noir: es geht um Sex, um Macht, und um einen Mord. Im fiktiven Hotel Nile Hilton wird eine junge Frau umgebracht, die Beweislage belastet einen mächtigen Immobilienunternehmer. Noredins Chef scheint das gar nicht zu passen und gibt ihm zu verstehen, dass er seine Ermittlungen besser in eine andere Richtung steuern sollte.

Es gibt nur eine Zeugin für den Mord – Salwa, eine Putzfrau des Hotels. Salwa ist eine von vielen sudanesischen Flüchtlingen in Ägypten und bewegt sich deswegen wortwörtlich am Rande der Gesellschaft: sie lebt in einer Bruchbude in einem Armenviertel, kann kaum arabisch, und ist auf den Schutz ihres habgierigen Vermieters angewiesen. Sie zu finden wird zu Noredins Hauptaufgabe. Doch zuerst taucht die Sängerin Gina auf. Sie ist eine Freundin der Ermordeten und anstatt Licht ins Dunkel zu bringen, zieht sie Noredin immer tiefer in die Unterwelt.

Ein Film, der nach den Credits in unseren Köpfen weiterläuft

Der Film spielt in den ersten Tagen des arabischen Frühlings - Mubarak ist noch Präsident und hält auf Fernsehbildschirmen flammende Reden. Aber in den Gassen und Kaffeehäusern brodelt es – und die Oberklasse, von jeher gewohnt an der Macht zu sein, klammert sich panisch daran fest. Verdächtige werden verprügelt, während die Reichen sich in Luxuswohnungen vergnügen.

Regisseur Saleh ergreift keine Seiten, sondern legt den Fokus auf das, was seine Figuren motiviert: Angst, Gier, Liebe, Trauer und Hoffnung. Der gebürtige Libanese Fares Fares spielt Noredin als einen Mann, der eigentlich schon vom Schicksal und vom System gebrochen ist, sich dann aber gegen beide auflehnt. Wir als Zuschauer folgen ihm dabei gerne – und spinnen die Geschichte nach den Endcredits in unseren Köpfen weiter. 

Sendung: Filter, 21.09.2017 - ab 15.00 Uhr