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Interview mit einem Beziehungscoach Entfolgen, entfreunden und löschen

Trennungen sind scheiße. Seit unser Leben online ist, muss man aber mehr beachten als Passfotos aus Geldbeuteln werfen. Beziehungscoach Emanuel Albert erklärt, wie man sich in sozialen Netzwerken verhalten soll, wenn Schluss ist.

Von: Miriam Harner

Stand: 20.06.2016 | Archiv

Date Doctor Emanuel Albert | Bild: Emanuel Albert

PULS: Macht es Sinn, gemeinsame Fotos aus sozialen Netzwerken zu löschen?

Emanuel Albert: Also ich bin total dafür, dass man gemeinsame Fotos löscht, weil man einfach zurückfinden muss für sich. Man will vor allem auch jemand Neues einen guten neuen Start bieten und das geht nicht, wenn lauter Bilder mit dem Ex noch kursieren.

Wie mache ich nach einer Trennung im realen Leben auch digital richtig Schluss?

Zuerst geht's ans Whatsapp-Profilfoto. Sollte er/sie darin vorkommen, sofort raus. Auch der Status muss geändert werden auf etwas Neues, Lebenslustiges. Und dann kommt die echte Arbeit, also die ganzen anderen Medien wie Facebook, Instagram, etc. Ich würde alle Bilder rausnehmen, auf denen man zu zweit drauf ist und vor allem würde ich aufräumen, was gemeinsame Bekannte und die Familie vom Ex-Partner angeht. Die haben einfach nichts mehr in der Freundesliste zu suchen. Die würde ich in eine eigene Gruppe packen und mit sehr wenigen Rechten versehen. Dann ist das nicht so hart, aber sie haben keine Chance mehr, alles mitzubekommen, was man macht – und das wäre schon wichtig.

Soll man dann auch weiter mit dem Ex befreundet bleiben?

Die Frage ist ja immer, was ich will. Die einen wollen einen auf Freundschaft machen – auch wenn das in den seltensten Fällen funktioniert. Aber um wenigstens die Illusion zu erhalten, kann man gerne noch befreundet bleiben. Hauptsache, der andere sieht nicht alles, was man postet. Und deswegen würde ich das stark einschränken. Auf der anderen Seite, wenn ich an dem Punkt für einen Cut bin, dann würde ich alle rausschmeißen. Dann gibt es einen kurzen Ruck und dann sagt halt die Mutter vom Ex "Oh nein, ich wurde gelöscht auf Facebook!" Aber was interessiert mich das?

Und bei anderen sozialen Netzwerken? Instagram, Snapchat, Twitter – weiterhin folgen oder entfolgen?

Ich würde überall entfolgen. Es ist ganz einfach, ich kenn das von Kunden: Wenn ich dem anderen folge und der twittert – dann kann er selbst in einer anderen Sprache in einem anderen Land irgendwelche coolen Tweets absetzen. Da wird das erstmal durch Google Translate gejagt, um rauszufinden, was er gesagt oder gemeint hat. Was in Wirklichkeit passiert: Mein Gehirn und meine Emotionen bleiben hängen. Es ist total unfair für mich selbst, weil ich keine Chance habe, so richtig frei jemand Neues kennenzulernen. Wenn ich darauf setzen möchte, dass ich anschließend auch wieder eine Chance habe, mich auf jemand Neues einzulassen, sollte ich überall entfolgen, entfreunden und die ganzen gemeinsamen Bilder einfach löschen. Das ist wie eine Reinigungsaktion. Dafür braucht man meistens ein Wochenende. Das würde ich mir einfach nehmen und es wie eine Kur sehen.

Gibt es denn ein absolutes No-Go, das man nach einer Trennung in sozialen Netzwerken vermeiden sollte?

Wenn ich nach der Trennung neue Leute kennenlerne oder mich ganz früh mit meiner neuen Partnerin auf Facebook, Twitter oder Instagram "oute" und dann gleich Fotos existieren. Wenn das meine Ex mitbekommt, dann kann sie anfangen mich zu stalken und meine neue Partnerin zu stalken. Und es ist manchmal unglaublich, was die alles rausbekommen, vor allem über meine neue Partnerin. Das ist echt gefährlich, wenn die irgendwelche doofen Sachen rausbekommen, das kann gleich meine neue Beziehung, meine Affäre oder meinen Flirt versalzen oder beschädigen. Das würde ich auf jeden Fall vermeiden. Meine neuen Bekanntschaften möchte ich auf jeden Fall vor meinem Ex schützen – und deswegen bin ich generell für den sauberen Cut und auf keinen Fall gleich bei der ersten Party mit der Neuen, diese so taggen, dass die Ex alles rausfinden kann.

Man unterscheidet ja schon: Bin ich der Verlassene oder habe ich Schluss gemacht. Also ein wenig Rücksichtnahme muss man doch dem Ex-Partner auch entgegenbringen, oder?

Also wenn ich der Verlassene bin, dann hoffe ich meistens noch auf eine Chance. Dann würde ich nicht komplett überall die Freundschaften kündigen, sondern würde versuchen, Informationen von meinem Ex zu bekommen. Daraus kann man eventuell coole Aktionen machen und eine Rückeroberungen starten. Trotzdem würde ich alle gemeinsamen Bilder rausnehmen, um dem Ex einen Denkzettel zu verpassen. Wenn ich allerdings derjenige bin, der gegangen ist, dann würde ich tunlichst darauf achten, dass meine Ex nicht wieder ihre Tentakeln nach mir ausstrecken kann. Dann würde ich überall einen Cut machen und alles sauber abschneiden, damit ich wenig Angriffsmöglichkeit biete. Weil eventuell wartet meine Ex nur auf eine Chance, sich mit irgendeiner Info von mir wichtig zu machen.

Sich zu trennen, ist nie leicht und war nie leicht. Aber was für Probleme spielen in den sozialen Netzwerken zusätzlich eine Rolle?

Wenn meine Trennung in den sozialen Netzwerken bekannt wird, dann gibt es immer den unschönen Effekt, dass ich von allen möglichen Leuten Kommentare bekomme. Das würde ich in jedem Fall vermeiden. Was auch wichtig ist: Wenn ich mich über soziale Netzwerke oder Whatsapp trenne, dann sollte ich relativ klar sein und nicht rumeiern. Denn gerade wenn das nur per Nachricht passiert, ist da ganz viel Raum für Interpretation. Das heißt meine Ex-Freundin kommt leichter auf Ideen, liest es zwei, drei Nächte später nochmal durch und sieht plötzlich alles ganz anders – und das kann einen richtigen Rattenschwanz ergeben. Wenn ich also schon per Nachricht oder Whatsapp Schluss mache, dann ist es wichtig, dass es relativ klar, schlicht – und auch wenn es fies ist – knapp formuliert ist, damit da möglichst wenig Raum für Interpretation bleibt.

Wie schlimm ist es denn für den Verlassenen, immer noch die Möglichkeit zu haben, Fotos zu sehen und Informationen zu bekommen. Welche Rolle spielen da soziale Medien?

Trennungen sind heute viel schmerzhafter. Ich finde Fotos, finde Nachrichten. Und viele machen den Fehler, den Ex zu stalken. Wenn ich meiner Ex ein bisschen helfen will, dass sie leichter über mich hinwegkommt, dann räume ich natürlich überall auf. Aber ich kann einfach nicht vermeiden, dass die Person immer wieder nachschauen kann, was noch los ist bei mir und sich dadurch selbst den Stachel reintreiben kann – und dadurch auch länger Liebeskummer haben kann, als es früher gewesen wäre.

Auf deinem Blog gibst du Tipps für so ziemlich jede Beziehungsphase. In deinem Job hörst du also bestimmt jeden Tag verrückte Geschichten über Trennungen im Zusammenhang mit sozialen Medien. Gibt es eine Geschichte, die dir besonders im Gedächtnis geblieben ist?

Ich finde es immer ganz besonders fies, wenn Leute ganz unerwartet vor das Aus gestellt werden. Gerade eben haben sie noch rumgeschrieben und sich mit mir beraten, wie sie die Beziehung eventuell noch retten können. Dann kommt auf einmal: "HILFE!" Weil er eiskalt ein Bild von sich und seiner Neuen als Whatsapp-Profilfoto genommen, aber weitergeschrieben hat, als wäre nichts gewesen. "Hey, wie geht’s dir? Am Wochenende ist ja ne Party, kommst du auch?" Genauso hart ist, wenn man gerade noch miteinander eine schlechte Beziehungsphase hatte und dann kommt nichts mehr – also klassisches Ghosting. Dann schreiben beide Seiten nicht mehr, weil der eine hat keinen Bock mehr und der andere hofft auf eine etwaige Kontaktaufnahme. Und plötzlich, einfach von heute auf morgen, sind überall alle Connections abgebrochen, man wird aus der Freundesliste gekickt, Freundin, Bruder, alle gekickt – und dann sind Leute natürlich oft ganz schön bestürzt: "Der hat nicht mal Schluss gemacht, hat sich seit Tagen nicht gemeldet – und heute Morgen sehe ich, dass ich überall rausgekickt worden bin!" Das ist auch ziemlich hart.


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