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Wege in die Modebranche Man muss ja nicht immer gleich Designer werden

Die Modebranche ist groß. Auch wenn oft nur die Designer und Models im Rampenlicht stehen - es gibt noch viele andere Modeberufe. Wir haben fünf Menschen getroffen, die irgendwas mit Mode machen. Was genau und wie sie dahin gekommen sind, erzählen sie selbst.

Von: Gesine Kühne

Stand: 17.10.2016 | Archiv

Modebranche | Bild: BR

Sebastian Schwarz, 26, freier Moderedakteur, -assistent und Stylist (Harper’s Bazaar, i-D Germany, L’Officiel und Zeitmagazin)


Nach dem Abi habe ich erstmal eine kaufmännische Ausbildung bei der Bank gemacht, dann aber gemerkt, dass das nicht das Richtige ist. Ich habe dann Kultur- und Medienwissenschaft studiert, tatsächlich mit der Intention, Moderedakteur zu werden. Ich wollte meine Leidenschaft zum Beruf machen. Leidenschaft ist auch übrigens das, was man braucht, um in der Branche Fuß zu fassen. Deshalb bin ich auch der Meinung, dass teure Modeschulen nicht sein müssen, um den Traumberuf zu verwirklichen.

Ein Muss für den Job als Moderedakteur:

Hingabe für Mode und Design, Begeisterung für Sprache und Text, die Gabe, visuelle Eindrücke schnell und fokussiert zu verarbeiten, ein Gespür für wirkliche Neuheiten in der Mode. Das journalistische Handwerk sollte man auch beherrschen. Denn wir Redakteure und Stylisten sind wie ein Filter einer schier unfassbar großen Menge an Trends, wir vermitteln quasi zwischen Designer und deren Hintergrund, Inspiration und Motivation und dem Leser beziehungsweise Endverbraucher.

Das hört sich vielleicht jetzt wahnsinnig überhöht an, deshalb möchte ich meinen Lieblingssatz mit euch teilen, der das Ganze wieder erdet:

"Es ist nur Mode, es ist nur Mode, es ist NUR Mode!"

Moderedakteur Sebastian Schwarz

Laura Wulff, 26, Assistenz-Einkäuferin im Berliner "Voo"-Store und Trendbloggerin beim Blogzine "This is Jane Wayne"


Ich habe in Berlin Modedesign studiert mit dem Plan, ein eigenes Label zu gründen. Allerdings habe ich im Studium gemerkt, dass die Realität hart und teuer ist und man einen langen Atem braucht. So wie das Studium selbst auch, wegen der ganzen Materialien, die man so braucht.

Im Nachhinein denke ich, …

… dass es besser gewesen wäre, nach der zehnten Klasse von der Schule abzugehen, um zu arbeiten. Ich war eh nie eine gute Schülerin, liebe es aber zu arbeiten. Für meinen Job als Einkäuferin habe ich auch so alles, was es braucht: nämlich Mut und Gefühl, den Rest kann man beim Machen erlernen.

Ich bin froh, dass ich nicht ins Design gegangen bin, weil…

… ich als Buyer, also Einkäuferin, die Trends von Morgen beeinflussen kann. Denn der Käufer bekommt im Laden das vorgesetzt, was ich vorausgewählt habe. Das heißt, ich kann trendbestimmend arbeiten, das liebe ich an meinem Job.

Nathan Thomas, 34, Schmuckdesigner & Goldschmied aus Australien, Label "Nathan x Thomas", seit drei Monaten in Berlin


Ich war erst 18, als ich mit der Schule fertig war und hatte keine Ahnung, was ich machen soll. Hauptsache zur Kunsthochschule gehen, egal ob Malerei oder Grafikdesign, irgendwas mit Kunst als Gegensatz zum Leben meiner Familie. Im Nachhinein wäre ich gern früher gereist, weil das Reisen meinen Horizont so sehr erweitert hat. Das hilft auch im Design.

Als eigenständiger Schmuckdesigner muss man…

… kreativ und innovativ arbeiten, das klappt bei mir super. Genauso ist es aber auch wichtig, die Geschäftsseite zu verstehen und im Auge zu behalten. Das fehlt meiner Arbeit manchmal ein bisschen, weil ich mich in der Schmuckproduktion verliere. Trotzdem würde ich mit niemandem tauschen, weil die Arbeit mir so viele Freiheiten bietet. Mein Leben steht im Vordergrund. Das ist mir wichtig. Ich will meine Arbeit nicht abgeben und nur noch delegieren.

Ich bin gerne Schmuckdesigner, weil…

… herkömmlicher Modeschmuck oft schnell und billig hergestellt wurde und nur eine Saison hält. Ich kann als gelernter Goldschmied gute, hochwertige und auch zeitlose Stücke designen und herstellen, die trotzdem noch erschwinglich sind.

Nathan auf Instagram

Kiki Albrecht, 27 , Bloggerin, Inhaberin der PR-Agentur "Blow" und Social-Media-Beraterin


Ich habe meinen Abschluss in Gesellschafts- und Wirtschaftskommunikation gemacht. Ursprünglich wollte ich Modedesign studieren und habe deshalb nach dem Abi diverse Praktika gemacht. Bei einem Modemagazin, einer PR-Agentur und auch bei einem Modelabel. Und da habe ich gemerkt, dass ich zwar total gerne mit Mode arbeite, aber auch, dass man als Modedesigner sehr großes Talent haben muss um es zu schaffen. In dieser Zeit ist auch mein Blog entstanden - nicht um damit Geld zu verdienen, sondern eher, um mein Interesse an der Mode mit anderen zu teilen. Der hat sich jetzt für meine PR-Agentur ausgezahlt. Die richtigen Kontakte sind schon im Zuge des Bloggens entstanden.

Ein Muss für den Job als PR/Social-Media-Beraterin:

Man sollte schon wissen, welche Medien es gibt, wo welche Themen stattfinden. Außerdem muss man flexibel sein, denn ein Foto-Shoot kann schon mal am Wochenende, eine Modenschau am Abend stattfinden. Man steht ständig im Austausch mit Designern und Presse, da sind Offenheit für Menschen und Kommunikationskills sehr wichtig.

Der Job als PR-Beraterin ist wichtig, weil…

… es vielen Kreativen und Designern, die tolle Dinge kreieren, schwerfällt, den Überblick zu behalten. Oder es für sie schwierig ist, mit den richtigen Leuten in Kontakt zu treten. Dabei helfe ich den Designern, und deshalb mache ich das auch so gerne, eine Kommunikationsstrategie zu entwickeln.

Marlen Stahlhuth, 26, Mode-Allrounderin - vor allem freie Fotografin, Redakteurin, manchmal auch Moderatorin und Bloggerin


Ich habe Modejournalismus und Medienkommunikation an der AMD, einer Privat-Uni in Hamburg, studiert. Trotzdem finde ich, dass es nicht unbedingt eine Privat-Uni sein muss - es muss einfach zu einem passen. Ich mochte meinen Studiengang, weil es sehr praxisorientiert war - obwohl er kein anerkannter Bachelorstudiengang ist. Wir hatten viele Dozenten, die als Redakteure arbeiten und uns einen realistischen Einblick in die Arbeitswelt geben konnten. Deshalb hatte ich nach dem Studium keine Hemmungen direkt einzusteigen.

Als Allrounderin brauche ich…

… vor allem Durchhaltevermögen und Fleiß. Das ist Teil der Selbstständigkeit. Auch wenn ich es mir erlauben kann, mittwochs frühstücken zu gehen, ich arbeite jedes Wochenende durch. Trotzdem kann ich mir mein Leben gerade nicht besser vorstellen, denn inzwischen habe ich die Möglichkeit sechs Monate im Jahr zu reisen. Das ist ein Leben, von dem ich dachte, dass man es erst als Rentner führen kann.

Meine Empfehlung ist:

Möglichst breit aufstellen, das macht einem den Job leichter und man verdient auch ein bisschen mehr Geld.


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