Paradies für Fahrradfahrer 6 Radl-Innovationen, die Bayern gut stehen würden

Schlechte Radwege, kaum Schilder, zu wenige Abstellplätze - in Bayern hat man es als Fahrradfahrer oft nicht leicht. Das geht auch anders. Sechs Ideen aus dem Ausland, die zeigen wie.

Von: Caroline von Eichhorn

Stand: 28.04.2017 | Archiv

Radl-Innovationen | Bild: BR

GPS in Birmingham

Wie kriegen wir mehr Leute aufs Rad? Darüber haben Mitarbeiter der Stadt Birmingham gegrübelt. Ergebnis: Warum nicht einfach Räder verlosen? 3.000 Fahrräder hat die Stadt Birmingham unters Volk gebracht. Sie sind mit GPS ausgestattet – und so lernt die Stadt mit den Daten auch noch etwas über das Verhalten seiner Radfahrer. In Bayern setzt man nicht auf Verlosung, sondern auf Versteigerung. Bei Fundrad-Auktionen kann man "gefundene" Räder für wenig Geld kaufen – zum Beispiel in Bayreuth, Erlangen oder München. Blöd nur, wenn man das gestohlene Rad auf so einer Auktion plötzlich wiederfindet – und es nochmal kaufen muss…

Tiefgaragen in Tokyo

Unscheinbar sieht sie aus - wie eine türkisfarbene, öffentliche Toilette. Tatsächlich sind die Häuschen in Tokios Innenstadt aber der Zugang zu riesigen Tiefgaragen für Fahrräder. Mit einem Lift werden die Räder bis zu zwölf Meter in den Untergrund transportiert und auf Parkdecks abgestellt. Das alles funktioniert elektrisch – ziemlich komfortabel! Außerdem macht es Fahrraddieben das Leben schwer. Ganz so weit ist Bayern zwar noch nicht, aber es gibt erste Schritte in die richtige Richtung. In Bamberg gibt es seit ein paar Jahren ein Fahrrad-Parkhaus: Es ist Video-überwacht, hell beleuchtet und man kann sogar kostenlos Luft "tanken". In Augsburg und Rosenheim sind ebenfalls Parkhäuser für Fahrräder geplant.

Fahrrad-Lift in Trondheim

Manche würden ja gerne Radeln, schrecken aber vor hügeligen Strecken zurück. Dagegen hat sich Trondheim in Norwegen was überlegt: einen Fahrrad-Lift. Der besteht aus einer Schiene auf dem Gehweg. Man stellt den Fuß auf eine Metallplatte, die einen hochzieht, während man weiterhin auf seinem Rad sitzt. Strampeln am Berg? Nicht notwendig.

Kuchen-Lockmanöver in Essex

Kostenlos schlemmen dank Fahrrad fahren – damit will die britische Region Essex Touristen und Einheimische aufs Radl locken. Das Projekt nennt sich "Cake Escape". Teilnehmer bestellen sich ein Logbuch und stempeln es in sogenannten "Cycling Cafés". Bei vier Stempeln gibt’s ein Stück Kuchen gratis.

Solarradwege in Krommenie

In Holland steigen bekanntlich eh schon viele Leute aufs Rad – trotzdem versuchen die niederländischen Städte, die Infrastruktur weiter zu verbessern. In dem Ort Krommenie bei Amsterdam wurde der weltweit erste Solar-Radweg gebaut. Statt auf Asphalt fährt man auf Solarpanels – und die produzieren jede Menge Energie: 70 Meter Radweg versorgen einen drei-Personen-Haushalt mit Strom. Wer auf den "SolaRoads" radelt, engagiert sich also zweifach für die Umwelt. Noch ein cooler Vorteil: So ein Solarradweg kann im Winter Schnee abtauen – das macht das Radfahren in der Kälte gleich sicherer. Seit 2018 gibt es auch bei Köln einen Solarradweg. Und: In München wurde Ende 2018 auch ein 90 Meter lange Teststrecke beantragt.

Grüne Welle in Kopenhagen

Sie ist die fahrradfreundlichste Stadt der Welt: Kopenhagen. Alle Innovationen aufzuzählen? Fast unmöglich. Eine der besten: Die Grüne Welle. Wer mit 20 km/h durch die Stadt radelt, hat auf vielen Strecken durchgehend grünes Licht! LEDs am Boden blinken, wenn das optimale Tempo erreicht ist. Die Ampelschaltung ist für Radfahrer optimiert, Autofahrer müssen warten.

Und in Bayern ... geht's voran!

In München gibt es mittlerweile auch eine "grüne Welle" für Fahrradfahrer. Sie wurde 2017 in der Schellingstraße getestet. Das Ergebnis: Rad- und sogar Autofahrer profitieren von der Strecke, der Verkehr ist flüssiger geworden. Deswegen ist die Schellingstraße nun dauerhaft eine Radfahrer-Welle. Das Kreisverwaltungsreferat möchte im Laufe des Jahres noch weitere Strecken vorschlagen, wo ähnliche Versuche gestartet werden sollen.

Sendung: Filter, 26.04.2017 ab 15 Uhr