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Gegen Papierverschwendung Abiturienten kleben ihre Schule mit 11.520 Blättern zu

Nie wieder Schule! Aber eine Botschaft hatten die Abiturienten in Kirchseeon noch: Wisst ihr, wie viel Papier wir in der Schule verschwendet haben? Deshalb haben sie mit ihrem Abistreich eine Aktion á la Christo gestartet.

Von: Alexandra Reinsberg

Stand: 21.06.2016 | Archiv

Abiturienten sitzen am 20.06.2016 im oberbayerischen Kirchseeon (Bayern) vor ihrer mit Papier komplett verklebten Schule. In einer Nacht- und Nebelaktion hatten sie die Fassade ihrer Schule verhüllt und protestieren so gegen die Papierverschwendung in Zeiten des Klimawandels. | Bild: picture-alliance/dpa

Überfall im Lehrerzimmer, Wackelpudding auf die Treppen, den Mercedes der Direktorin einsauen und dann Party auf dem Schulhof? Das war den Abiturienten am Gymnasium Kirchseeon zu lahm. Sie wollten mit ihrem Abistreich ein Zeichen setzen - gegen Papierverschwendung.

120.000 Blätter Papier hatten Lehrer und Schüler in den vergangenen zwei Schuljahren im Unterricht verbraucht, so die Rechnung der Schüler. Dass das unnötig und einfach viel zu viel ist, wollten sie mit ihrem Abistreich verdeutlichen und packten dafür ihr Schulgebäude in Papier. Für die Aktion, die an die Verhüllungsaktionen des Aktionskünstlers Christo erinnert, brauchten die 138 Schüler allerdings nur einen Bruchteil von den DIN-A-4-Blättern, die ihnen in den vergangenen zwei Jahren ausgeteilt wurden. Und das obwohl die Schule eigentlich Klimaschule 2017 werden möchte.

Verantwortlich für die Aktion war auch Jonas Glaser. Die Idee kam ihm und seinen Kumpels während der Abiturprüfungen vor vier Wochen. Am vergangenen Sonntag setzen die Schüler ihre Aktion dann um.

"Zum Einkleiden sind wir am Sonntagmorgen um 8 Uhr hingefahren und hatten eine Hebebühne dabei. Leider hat uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung gemacht und um 13 Uhr nochmal einen Teil der Fassade runtergerissen. Insgesamt haben wir ungefähr bis 3 Uhr morgens weitergearbeitet."

Jonas Glaser, Abiturient am Gymnasium Kirchseeon

Jonas, Jenö-Justus und David (v.l.n.r.) hatten die Idee für den Abistreich

11.520 Blätter brauchten die Schüler, von dem der Großteil Originale aus dem Unterricht waren. Eigentlich hatten die Schüler vor, die Unterlagen in einem großen Feuer zu verbrennen. Ihre Botschaft so rüberzubringen, hat tatsächlich sehr viel mehr bewirkt. Mit der bundesweiten Berichterstattung hätten die Abiturienten nicht gerechnet. Damit ist auch ihre Hoffnung gewachsen, dass die Verschwendung in den kommenden Jahren weniger wird:

"Mittlerweile hat fast jeder Schüler einen Computer, Laptop oder ein Smartphone und man könnte viel mehr mit diesen digitalen Speichermedien arbeiten. In Norwegen sind sie da schon ziemlich weit. Schulen in Deutschland könnten auch einfach mehr Tablets anschaffen, denn mittlerweile kann man mit Tablets alles machen, was man auch handschriftlich machen würde."

Jonas Glaser, Abiturient am Gymnasium Kirchseeon

Mittlerweile ist die Schule wieder ausgepackt und die Abiturienten warten auf ihre Zeugnisverleihung am Freitag. Der Abi-Streich dürfte aber trotzdem in die Schulgeschichte eingehen, getreu dem Abimotto 2016: "K-ABI-tän Bläubär" - ne ordentliche Piratenaktion!


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