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Ruhmeshalle Radiohead - The Bends

Nicht nur "OK Computer" war eine herausragende Platte. Schon ihr zweites Album "The Bends" erwies sich als Wegweiser. Radiohead war damit die erste Band, die gleich mehrfach in unserer Ruhmeshalle vertreten ist.

Stand: 06.06.2008 | Archiv

Radiohead | Bild: Jason Evans

Was für andere Bands das "Magnum Opus" ist, das war für Radiohead gerade mal der Anfang. Nun ja, nicht ganz der Anfang. Im März 1995 veröffentlichten Radiohead ihr zweites Album "The Bends". Der Nachfolger von "Pablo Honey" - einer Platte, an die man sich heute nicht zu Unrecht einzig für ihren Hit "Creep" erinnert. Dementsprechend standen Radiohead 1995 da: Als One-Hit-Wonder. Als eine von unzählig vielen Britpop-Bands. Für viele auch die alberne UK-Version von Nirvana. Dann kam "The Bends" und änderte alles.

Zwölf Songs mit einer perfekten Dramaturgie.

Albumcover "The Bands" von Radiohead | Bild: EMI

Radiohead - The Bends (Cover)

Vom aufwühlenden "Planet Telex" über das zerbrechliche "Fake Plastic Trees" bis zum betäubenden "Street Spirit". Dazwischen das hysterische "My Iron Lung", mit dem die Band auf den Erfolg von "Creep" reagierte. Die eiserne Lunge als Metapher, die dich einerseits am Leben erhält und andererseits immens einschränkt. "This is our new song / Just like the last one / A total waste of time / My iron lung", sang Thom Yorke selbstkritisch und selbstzerstörerisch. Ein gefundenes Fressen für die Medien, die nach einem neuen Pop-Märtyrer, einem neuen Kurt Cobain suchten.

Doch Yorke entzog sich den Vergleichen, wischte sie in Interviews wütend vom Tisch. Er war kein gefallener Engel. Kein Messias. Er war und ist einfach nur Musiker. Und was für einer. Kritiker erkannten sein Genie und "The Bends" hielt rasch Einzug in die ewigen Bestenlisten. Auch andere Bands wurden von der kreativen Explosion Radioheads getroffen. Michael Stipe sagt, dass ihm das Talent Radioheads Angst macht. Und holt die Band ins Vorprogramm von R.E.M. Der Weg zum Weltruhm war geebnet.

Dass "The Bends" heute im Schatten seiner monströsen Nachfolger "OK Computer", "Kid A" und "In Rainbows" steht, ist nicht schlimm. Schließlich sind das auch alles lückenlos fantastische Alben. Dennoch wird seine historische Bedeutung oftmals vergessen. Wie sähe die Musiklandschaft heute denn aus, hätte Yorke damals nicht die hohen Oktavlagen salonfähig gemacht? Bands wie Coldplay, Muse und Keane wären undenkbar. Und das wäre doch jammerschade.


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