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Ruhmeshalle Metallica - The Black Album

Mit dem "schwarzen Album" landen schwerst verzerrte Gitarren 1991 endgültig im Mainstream. Dafür bezahlen Metallica einen hohen Preis: Keine Metalband wird seither derart verehrt und verdammt zugleich.

Stand: 18.02.2010 | Archiv

Metallica | Bild: dpa/ picture-alliance

Stundenlang konnten Musikfans Ende der achtziger Jahre darüber diskutieren, ob eine Band noch Speed-Metal macht oder schon Thrash-Metal. Diese Stilvielfalt war damals noch neu – und der Metal erst langsam dabei, sich aus der Subkultur in den Mainstream zu moshen. Dann kamen Metallica 1991 mit ihrem fünften Album. Es war schwarz wie die Nacht und voller headbangender Hits. Plötzlich liefen schwerst verzerrte Gitarren und Songs über Albträume zur besten Sendezeit im Radio und auf MTV.

Metallicas Weg vom wüsten Thrash-Metal zur elterntauglichen Ballade dauerte zehn Jahre: Die kalifornische Band hatte mit ihrem Debütalbum "Kill Em All" im Jahr 1983 Metalgeschichte geschrieben. Damals kombinierten sie halsbrecherische Soli mit der Energie des Punk. Auch Master of Puppets von 1986 war ein Meilenstein. Für ihre vierte Platte "And Justice For All" gab es 1990 einen Grammy – dabei waren Metallica-Songs damals über sieben Minuten lang, voller Takt- und Tempiwechsel.

Sechs Hit-Singles, 20 Millionen Mal verkauft

Cover von "The Black Album" von Metallica | Bild: Vertigo

Metallica - The Black Album (Cover)

Auf ihrem fünften Album sollte alles anders werden – die Songs wurden kürzer und klangen sauberer. Das Ergebnis: Ihr "Black Album" verkauft sich über 20 Millionen Mal, sechs Hit-Singles werden ausgekoppelt. Eltern, Lehrer und Streber konnte man vor Metallica wunderbar mit ein bisschen Heavy Metal-Folklore provozieren. Blut, Satanismus und Apokalypse gehörten zum guten Ton, Bands wie Slayer und Motörhead kokettierten mit Fascho-Symbolen – wie schon die Punks 15 Jahre vor ihnen. Damit standen Metalbands im Generalverdacht für alles Schlechte: Rechtsextreme Satanisten, die kleine Kinder zum Frühstück verspeisen. Mindestens. Dagegen waren Metallica so wunderbar vorzeigbar. Frei nach dem Motto: Lange Haare sind ja okay, aber gepflegt müssen sie sein. Und so böse klingen die Songs von Metallica ja eigentlich gar nicht.

Mit dem Erfolg kommen die Probleme...

Im Song "The Unforgiven" singt James Hetfield wie ein Popper, die Ballade "Nothing Else Matters" spielen frisch vermählte Paare auf dem Standesamt und "Enter Sandman" wird zur Erkennungsmelodie von Arminia Bielefeld. So ein Erfolg macht Metallica angreifbar. Verrat an der Szene lautet der Vorwurf – denn welchen Wert hat Heavy Metal noch, wenn der kleine Bruder luftgitarrespielend durch die Wohnung hüpft?

Metallica sind die ersten Heavy Metal-Superstars. Und zwar zurecht: Denn die Songs auf dem schwarzen Album sind ein Höhepunkt des Metal-Songwritings: Sie sind komplex, aber nachvollziehbar, verbinden Metal mit Blues und sogar Pop. Kurzum: Sie reihen Metal in eine Tradition der Rockgeschichte ein. Künstlerisch ging es mit Metallica nach dem schwarzen Album jahrelang bergab. Erst mit "Death Magnetic", der Platte von 2008, klang die Band wieder so verspielt und mächtig wie zu ihren besten Zeiten. Doch so erfolgreich wie mit dem "Black Album" waren Metallica nie wieder – und auf Konzerten dominieren bis heute die Hits von dieser fantastischen Platte.


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