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Ruhmeshalle dEUS - Worst Case Scenario

Vor 16 Jahren wurden dEUS quasi über Nacht zum Indie-Aushängeschild Belgiens. "Worst Case Scenario" hieß das Album, mit dem die Band damals ihren furiosen Einstand im Indiekosmos feierte.

Stand: 25.04.2008 | Archiv

die Band dEUS | Bild: Universal

Es ist der Sommer 1994. MTV macht seinem Namen noch alle Ehre: Music Television. Zwischen einer Menge Schrottvideos plötzlich das hier. Zwei zottelhaarige, Händchen haltende Typen bellen unablässig "Friday, Friday" in die Kamera. Dazu flirrende Geigen, Headbanger-Gitarren und eine ungeheure Dynamik. Was ist bitte das jetzt? Endlich die Titeleinblendung. "Suds & Soda" heißt der lärmende Titel und "Worst Case Scenario" das Debüt der Band, die sich mir nichts dir nichts dEUS nannte. Und so viel Latein hatte man gerade noch parat, um zu wissen, dass "deus" für nichts weniger als "Gott" steht. Bescheiden schreibt man anders.

Europas eigene Kultband

Die Jungs meinen es verdammt ernst. Es ist ihr Erstling. Und schon hier krachen sehr souverän wütende Noise-Attacken auf zerbrechliche Jazzarchitekturen. Der britischen Indiepresse schnellt die Kinnlade nach unten und sogar Metalblätter wie Kerrang! loben den Eklektizismus der Belgier. Amerika hatte Faith No More, England lag Oasis zu Füßen und mit dEUS hatte endlich auch das europäische Festland eine eigene Kultband.

Albumcover "Worst Case Scenario" von dEUS | Bild: Universal

dEUS - Worst Case Scenario (Cover)

Mit dem erhabenen "Via" warf das Album noch eine zweite Hymne ab. Die Festivalsaison geriet zum Triumphzug und dEUS avancierten rasch zu einer der erfolgreichsten Rockbands, die Belgien je hervorgebracht hatte. Ein Name musste her für diesen unheimlichen Mischmasch aus harten Gitarrenriffs, hypnotisierenden Jams und den versponnenen, unberechenbaren Texten von Sänger Tom Barman. Die Medien einigen sich mangels besserer Ideen auf "Art Rock" - ein Begriff, der Barman bis heute die Galle ans Zäpfchen treibt.

Die erste große Liebe

Zwei Jahre nach "Worst Case Scenario" wagte die Band mit dem Nachfolgealbum "In A Bar, Under The Sea" einen mutigen Schritt ins Bizarre. Und trat dann schnell auf die Bremse. Sechs lange Jahre konnten von einer zur nächsten Platte schon mal ins Land ziehen. Doch die Fans blieben treu und verzeihen ihnen bis heute alles - auch den ein oder anderen künstlerischen Patzer. Zu groß war die erste Liebe für diese Band, die ihnen 1994 geistiges Asyl vor der Schreckensherrschaft des Eurodance bot. Mit den 14 Songs und Fragmenten von "Worst Case Scenario" rüttelten dEUS die Welt kurzzeitig aus ihrem Gleichgewicht.


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