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Tracks der Woche #46/16 Noga Erez, ELEL, Granada, Her feat. zeFire, Drunken Masters feat. Portugal. The Man

Expect the Unexpected bei den Tracks der Woche: eine erstaunliche Unbekannte, ein unvorhersehbarer Soundmix, österreichischer Mundart-Reggae, feministische Männer und ein überraschendes Zusammentreffen.

Von: Sophie Kernbichl

Stand: 11.11.2016 | Archiv

Noga Erez, ELEL, Granada, Her feat. zeFire, Drunken Masters feat. Portugal. The Man 2016 | Bild: Michael Colella, Anthony Najera, Ta Mo, Axel Morin, Tonje Thilesen

Noga Erez - Dance While You Shoot

Es gibt Songs, die einen explizit zum Tanzen auffordern, und es gibt Songs darüber, im Club rumzuballern - man erinnere sich nur an "One Shot Two Shot" von D12. Newcomerin Noga Erez vereint die beiden Motive auf ihrer Debütsingle "Dance While You Shoot". Die kraftvolle, androgyne Stimme der israelischen Musikerin und die simplen Beats zwischen Trap und Dubstep von Produzent Ori Rousso geben dem Song eine einzigartige Coolness. Mit sehr wenig Text vermittelt Noga Erez extrem viel Attitüde. Dazu trägt auch das in Pink getauchte Musikvideo bei, das die Künstlerin aus Tel Aviv in einem heruntergekommenen Plattenbau in Kiew zeigt. Ihre Präsenz erinnert in ihrer Lässigkeit an Kollegin MIA - das kam ihr sicher auch bei ihrem Auftritt auf dem diesjährigen Primavera Sound Festival in Barcelona zugute.

ELEL - When she walks

ELEL ist eine siebenköpfige Band aus Nashville, der man ihre - von Country-Pop geprägte - Wahlheimatstadt anhört. Hämmerndes Schlagzeug, weiche Akustikgitarre, Tamburin und A-Capella-Passagen - alles in ihrer neuen Single "When she walks" vertreten. Dazwischen tauchen aber wie aus dem Nichts Bläser auf, die den Song noch einmal in eine ganz andere Richtung pushen, um dann wieder zum Ausgangssound zurückzukehren. So unterschiedlich die musikalischen Einflüsse dieser Single sind auch die Mitglieder von ELEL: Aus allen Teilen der USA zusammengetrommelt - Arkansas, Kentucky, Mississippi oder New York - hat sich die Band 2013 gegründet und 2015 ihre erste EP veröffentlicht. Über das im Oktober erschienene Album "Geode" sagt Frontmann Ben Elkins: "I wanted Geode to have life; not just energy but subtlety and feeling between the big musical moments."

Granada - Eh ok

Mit der gleichnamigen Stadt in Spanien haben Granada nicht viel am Hut. Der Name der Band kommt von der Redensart "dann spielt’s Granada", was so viel heißt wie: "dann gibt’s Ärger". Dabei klingen die fünf Österreicher, die gerne über den 16. Bezirk von Wien singen, gar nicht so grantig. Eher tiefenentspannt. Der Reggae-gefärbte Song "Eh ok" beschreibt das Gefühl, gleichzeitig weg und hier bleiben zu wollen und kommt zu dem Schluss: "Ich glaub' ich bleib zu Haus, da schauts gemütlich aus.". Ziehharmonika und die steirisch-wienerischen Texte von Thomas Petritsch sorgen für den Liedermacher-Touch. Auf ihrem Debütalbum "Granada" finden sich aber auch Tracks, die mehr nach Indie oder Brassband klingen. Das ist wohl der Experimentierfreude von Sänger Petritsch geschuldet, der als Solokünstler unter dem Namen Effi englischsprachige Musik macht. Ende November gehen Granada als Vorband der Sportfreunde Stiller auf Deutschland- und Österreich-Tour.

Her feat. ZeFire - Queens

Zwei französische Männer, die sich scheinbar dem Feminismus verschrieben haben: Ihre Band haben Victor Solf und Simon Carpentier nach dem englischen weiblichen Pronomen benannt. In ihrem Video zu "Five Minutes" wehren sie sich gegen den Stereotypen "Frau" und ihre neue Single "Queens" ist allen Frauen der Welt gewidmet, weil sie alle verdammt noch mal Königinnen sind. Nur ein bisschen schade, dass die löbliche Botschaft der beiden Herren in ihren Songtexten über Verführung und Versuchung jetzt nicht so ganz rüberkommt. Aber gut. Wesentlich überzeugender ist dafür ihr Sound: "Queens" beginnt reduziert, baut sich clever auf, um sich dann nach der Hälfte des Tracks sanft aber bestimmt zu entladen. Zu Beginn dieses Jahres wurde das Duo dank ihrer EP "Her Tape #1" oft mit dem gefeierten Musikerkollektiv Jungle verglichen. Jetzt beweisen die Franzosen aber, dass in ihnen mehr steckt als ein "klingt wie".

Drunken Masters feat. Portugal. The Man - Louder

Ein junges DJ-Duo geht mit Casper auf Tour und trifft John Gourley, den Sänger der US-Indie-Band Portugal. The Man. Die drei haben Backstage viel Spaß, man versteht sich, trinkt zusammen und zack: Die Idee zu einem Feature ist geboren. Weil die Zusammenarbeit per E-Mail und Facetime aber eine langwierige ist, hat es über ein Jahr gedauert bis der Song fertig war. Aber die Mühe hat sich definitiv gelohnt: "Louder" schlägt gekonnt die Brücke zwischen den beiden Musikwelten. Softer als andere Tracks der Drunken Masters, die es normalerweise auch gerne mal voll auf die Zwölf mögen, aber trotzdem dank Future Bass härter als Portugal.The Man alleine. "Louder" ist übrigens der erste Track von den Drunken Masters mit eigens eingesungenen Vocals. Warum nicht also gleich zu Beginn die Latte mit einer so prominenten Stimme extrem hochsetzen?


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