Vorgestellt // Claire Gezeiten-Pop für Club und Couch

"Was dich nicht umbringt, macht dich stärker!" Bei Claire passt das Sprichwort perfekt. Die Up-And-Down-Phasen beim Songschreiben hat die Band ebenso überlebt wie den Diebstahl ihres Equipments. Nachzuhören auf dem zweiten Album.

Von: Frederik Kunth, Vanessa Patrick

Stand: 20.04.2017 | Archiv

Musik für …

Menschen, die auf elektronischen Pop à la Grimes stehen. Claire beweisen auf ihrem zweiten Album "Tides" Mut zum Experiment und setzen mehr auf analoge, als auf digitale Sounds. Mit ihrem "Post Pop" schlägt die Münchner Band eine Brücke zwischen Indie und Elektro. Der Sound von Claire ist mal sphärisch, mal clubbig, nie zu glatt, nie zu schräg - und trotzdem nie langweilig. Perfekt ausbalanciert eben. Kein Wunder, dass die Produzentenboys von Claire auch noch Musik für Werbung, Filme und Games fabrizieren.

Ihr Problem ist...

dass sie mit der Zeit ziemlich verkopft geworden sind und über ihre eigene Musik viel zu viel nachdenken. Claire selbst bezeichnen das als "coole Understatement-Psycho-Nummer", die ihnen das musikalische Leben manchmal ziemlich schwer macht. Deswegen hat die Band für ihr zweites Album mit Dave McCracken einen Haus- und Hoftherapeuten angeheuert, der schon mit Depeche Mode und dem Stone Roses-Frontmann Ian Brown zusammengearbeitet hat. Mit ihm waren sie drei Wochen zu sechst im Studio - im Nachhinein betrachtet die Band diese Zeit als Masterclass, bei der sie sich viel vom Produzentenprofi abschauen konnten.

Mögen wir, weil...

Claire eine sehr bodenständige und ehrliche Band sind. Auch sie haben ihre Up-And-Down-Phasen - deswegen heißt ihr Album ja auch "Tides" (übersetzt: Gezeiten). Als sie während ihrer Songwriting-Phase in England mal richtig depri waren und ihre eigene Musik viel zu kritisch betrachtet haben, hat ihr Produzent Dave bei einem ihrer Lieder plötzlich krass zu bouncen begonnen. Da war ihnen klar: Diesen ganzen Mindfuck muss man im Studio auch mal hinter sich lassen. Hauptsache, man hat als Band eine gute Zeit - das spiegelt sich jetzt in der Tracklist auf "Tides" wider: Von langsam über funky bis hin zu tanzbar ist für alle Lebenslagen der passende Song dabei. Wie gut, dass die Band mit Josie-Claire Bürkle eine Sängerin mit einer enorm wandlungsfähigen Stimme hat.

Bester Moment...

wenn Sängerin Josie beim PULS Open Air 2017 ihre Fangirl-Momente erleben wird. In New York hat sie mal auf dem CMJ Festival ihren Schwarm Dan Croll im Aufzug getroffen. Wie der Zufall es will, treten beide am selben Tag in Kaltenberg auf. Grund genug also für Josie, dem Dan bei Instagram zu schreiben und ein Bier-Date auszumachen. Dann können sie auch darauf anstoßen, dass Claire doch tatsächlich auf verschlungenen Wegen den Großteil ihres Equipments wiederbekommen haben, das ihnen 2014 samt Auto in London klaut wurde. Denn auf jedes Tal folgt ein Berg. Und nach Ebbe kommt Flut.

Sendung: Freundeskreis, 24.04.2017 ab 10.00 Uhr