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Info JEREMIAS aus Hannover klingen funky, verträumt und haben trotzdem super viel Energie. So können sie sich easy neben Bands wie Parcels, Cassia und KYTES einfügen. Gute deutsche Texte gibt's als Kirsche oben drauf.


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PC Music Gute Musik oder Marketing-Gag?

Der Sound von PC Music polarisiert: Große Avantgarde-Popmusik sagen die einen, musikalische Vorhölle nennen es die anderen. Jetzt hat das Künstlerkollektiv seinen ersten Sampler veröffentlicht und will damit in den Mainstream.

Von: Matthias Scherer

Stand: 07.05.2015 | Archiv

Logo des Labels PC Music | Bild: PC Music

PC Music ist reizüberflutender Wahnsinn pur – Label, Kollektiv und Subkultur in einem, ins Leben gerufen vom Londoner Kunststudent A.G. Cook. Der gründet PC Music - was für Personal Computer Music steht - 2013 um die Musik befreundeter Produzenten zu veröffentlichen. Die Künstler die dort gesigned sind, haben Namen wie Lipgloss Twins, QT oder Kane West – wer sich hinter diesen Pseudonymen versteckt, weiß man nur in wenigen Fällen. Ist auch nicht so wichtig: bei PC Music ist es nämlich wie bei jedem erfolgreichen Start-Up: die Idee zählt.

Und die Idee hinter PC Music ist gar nicht blöd: überdrehter, aggressiver Tumblr-Pop als musikalischer Kommentar zum Zustand der gleichgeschalteten Plattenindustrie. Multimediale Satire einer multimedialen Realität. Das sagen zumindest viele Musikjournalisten, die in A.G. Cook eine Mischung aus Andy Warhol und dem legendären Backstreet Boys Produzenten Max Martin sehen.

Die Künstler, die A.G. Cook auf PC Music um sich geschart hat und deren Musik er teilweise selbst produziert, haben klar definierte Identitäten. Stereotype Charaktere, wie andere, etablierte Popstars – aber völlig überspitzt: GFOTY (Girlfriend of the Year) zum Beispiel ist die oberflächliche Trash-Trulla, die nur von Klamotten und Sex singt. Hannah Diamond dagegen ist das blauäugige Spielkind mit den großen Hooks und dem 90s Fetisch.

Keine Frage - PC Music spielen sehr gekonnt mit Identität, mit Pop-Klischees und den Stilmitteln verschiedener Internet-Subkulturen. Für bare Münze nehmen darf man bei ihnen nur wenig: wenn GFOTY zum Beispiel sagt, PC Music seien die "weißen Odd Future", dann ist das reine Provokation. Die Musik ist bis zum Anschlag durchproduziert – und für viele absolut unerträglich. Und genau das hat sie für bartkraulende Blogger interessanter gemacht, als für durchschnittliche Musikfans – bis jetzt.

Denn PC Music stehen beim Mainstream auf der Matte. Der erste käufliche Labelsampler ist seit ein paar Tagen draußen und bei der Gründung einer neuen Videoplattform namens "Pop Cube" bekommen PC Music Unterstützung von der Red Bull Music Academy. Erste Trailer sehen vielversprechend aus – oder abschreckend, je nachdem.

Dass die recycleten Popsongs von A.G. Cook und Co. demnächst im Radio laufen werden, ist eher unwahrscheinlich – andererseits hat man genau das auch mal über HipHop gesagt.


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