Video-Roundup im Oktober Die fünf besten Musikvideos aus Bayern

Der Oktober hat uns nicht nur einen herrlichen Altweibersommer beschert, sondern auch wieder eine ganze Reihe herrlicher Musikvideos aus Bayern. Die besten fünf gibt’s wie immer hier in unserem Video-Roundup.

Von: Malte Borgmann

Stand: 27.10.2017 | Archiv

Ebow – ASYL

Sehen: Die bittere Realität – Nachrichtenbilder von Kriegsgebieten, Flüchtlingslagern, Neonaziaufmärschen. Eine energetische Ebow und ausgelassen tanzende Flüchtlinge halten mit Wut und Lebenslust dagegen.

Hören: Dieser Beat! Als hätten Cypress Hill Black Sunday damals in einem orientalischen Tempel aufgenommen… Zum treibenden Instrumental rappt Ebow atemlos und voller Furor über das Schicksal Geflüchteter und die Verständnislosigkeit und Ablehnung, die ihnen im Westen entgegenschlägt.

Fragen: Und wann entdeckt Haiyti ihr politisches Bewusstsein?

lilly among clouds – Listen To Your Mama

Sehen: Im Video zu "Listen to your Mama" machen lilly among clouds und ihre beste Freundin eine ganze Menge Sachen, von denen ihnen ihre Mütter höchstwahrscheinlich abraten würden: mit Bengalofackeln durch die U-Bahnhöfe Berlins laufen, vom Hausdach auf Passanten spucken, nachts auf dem Rollfeld Flugzeug spielen - solche Sachen eben.

Hören: Sonst ja eher dunkel, schwermütig und entschleunigt, ist lilly hier mal ungewohnt upbeat und euphorisch unterwegs. Die Kickdrum stampft mit 120 Schlägen pro Minute voran – und dazu wird in bester 70er-Disco-Manier quer übers Geigengriffbrett gefiedelt. Geht nach vorne, macht gute Laune, gefällt.

Fragen: Und was sagt die Mama dazu?

YANG MABLO – Swimming Pool

Sehen: Sommer ist vorbei, Yang Mablo und seine Jungs stehen immer noch am Pool und turnen up: Chicken Wings vom Barbecue, Schnaps in roten Plastikbechern, hübsche Mädchen blazen Kush. Alles lit, alles gucci, auch im Oktober.

Hören: SWIMMING POOL! SWIMMINGPOOLSWIMMINGPOOL!  SWIMMING POOL! SWIMMINGPOOLSWIMMINGPOOL! SKURR SKURR!

Fragen: Irgendwie trägt keiner Supreme – waren die Dreharbeiten am Mittwoch?

LIONLION – What Do I Know

Sehen: Ein verlassener Kiesstrand. Notenpartituren in der Ozeanbrandung. Ein nackter Laubwald an der Grenze zwischen Herbst und Winter. Schon die Opening Shots des wunderschön gefilmten Videos zu What Do I Know machen klar: Party gibt’s woanders. Bei LIONLION wird es nachdenklich, deep, emotional und poetisch. We call it Herbst.

Hören: Indie-Alternative-Rock, der zwischen zartem Gefrickel und ganz großer Geste hin und her pendelt. Wer Referenzen braucht: Nada Surf, Death Cab for Cutie, und ja doch: Coldplay (die Alten!)

Fragen: Wann bitte habt ihr das letzte Mal am Strand auf einer Schreibmaschine eine Symphonie komponiert?

Boshi San feat. LUX – Raubtier

Sehen: HipHopper auf Krankenliegen und in Gummizellen, flimmernde Bildschirme, finstere Wissenschaftler, Kanülen, Injektionen und Überwachungskameras. Na, wenn das mal kein zeitgeistkritischer Rapsong ist!

Hören: Boshi San und LUX sehen vor lauter fallenden Bäumen den Wald nicht mehr – nicht nur diese Zeile erinnert an Samy Deluxes Deutschrap-Klassiker Weck mich auf. Die bayerische Version ist ein Rundumschlag gegen Geld, Gott, Staat, Gesellschaft und Medien – irgendwo zwischen Wut, Verzweiflung und Paranoia. Das Instrumental klärt derweil eine uralte Boom-Bap-Frage, nämlich: Mit wieviel Vinylknistern kann man einen Beat zuspachteln, ohne dass er untenrum den Wumms verliert? Antwort: Mehr als man gedacht hatte.

Fragen: Warum gibt es auf der Welt keine Liebe?

Sendung: Plus 1, 28. Oktober 2017 - ab 14 Uhr.