Mondo Cozmo, SXTN, Lali Puna, The War On Drugs, Jordan Prince Tracks der Woche #24/17

Weilheim bis Los Angeles, Partys und Drogenkriege, New-Orleans-Prinzen und Berliner Auf-die-Fresse-Rapperinnen: Eine mehr als bunte Mischung bei den Tracks der Woche.

Von: Julian Hutter

Stand: 12.06.2017 | Archiv

Mondo Cozmo, SXTN, Lali Puna, The War On Drugs, Jordan Prince | Bild: Mondo Cozmo, SXTN, Lali Puna, The War On Drugs, Jordan Prince

Mondo Cozmo - Automatic

Will da jemand seine Fans verrückt machen? Josh Ostrander a.k.a. Mondo Cozmo haut mit "Automatic" bereits seine dritte Single raus – aber sein lang angekündigtes Album "Plastic Soul" ist immer noch nicht veröffentlicht. Der langjährige Frontmann der Eastern Conference Champions hatte mit "Shine" seinen ersten Nummer-1-Hit in den USA und bringt nun – fast ein halbes Jahr später – seine nächste und wahrscheinlich letzte Single vor dem Album-Release raus. Mit seinem gitarrenbasierten Sound bringt er den Good-Life-Vibe aus Los Angeles auf die Playlists der Welt. Während "Shine" noch an den Coldplay-Sound auf "Parachutes" erinnert, spielt Ostander auf "Automatic" mit smoothen Synthies, bissigen Percussions und einem groovigen Bass. Der Singer/Songwriter versteht es, zwischen androhender Kühle und melodischer Explosion zu spielen und erinnert dabei an eine Mischung aus Beck und U2.

SXTN – Von Party zu Party

Sucht man auf YouTube "Von Party zu Party", die mittlerweile fünfte Auskopplung von SXTNs Debütalbum, sieht man, dass es schon über eine Million andere vorher gesehen haben. Und das, obwohl das neue Video noch nicht mal eine Woche online ist. Über das HipHop-Duo aus Berlin ist schon viel gesagt und viel geschrieben worden. Wirklich sehr viel. Von Nazi-Foren in Amerika bis zum Feuilleton beschäftigen sich eine Menge Leute mit den beiden. Das liegt nicht nur daran, dass es Frauen sind, die die Männerdomäne HipHop aufrollen. Die beiden können einfach verdammt gut rappen. "Von Party zu Party" hat eine catchy Hook, die mit Dancehall-Einflüssen unterlegt ist – und auch problemlos von RAF geschrieben sein könnte. Und dann stechen solche Lines heraus: "Kanaken und Schwarze haben HipHop erfunden, doch der Türsteher lässt sie nicht rein". Auf der einen Seite posen SXTN im Video breitbeinig auf dicken Autos und provozieren, wo es nur geht. Auf der anderen Seite schwingt auch immer ein Stück Gesellschaftskritik mit.

Lali Puna – Deep Dream

Wenn man zum ersten Mal "Deep Dream" von Lali Puna hört, fühlt man sich sofort an The Postal Service erinnert, das grandiose Nebenprojekt von Death Cab for Cutie-Mastermind Ben Gibbard. Und Gibbard hat mal in einem Interview erzählt, dass er von dem The-Notwist-Album "Neon Golden" so fasziniert war, dass er selbst etwas mit ähnlicher Sound-Anmutung schaffen wollte. Und hier schließt sich der Kreis: Denn wie The Notwist kommen auch Lali Puna aus dem oberbayerischen Weilheim – und die beiden Bands stehen sich auch personell nah. Wem das gerade ein bisschen zu kompliziert war, dem sei gesagt, dass der Song von Lali Puna das Gegenteil ist: ein entspannter Elektrotrack mit einer alternativ-poppigen und klassischen Songstruktur. Dazu kommt die smoothe und zum Träumen anregende Stimme von Trebeljahr. Ganz die Weilheimer Schule eben.

The War On Drugs – Holding On

Keine Macht den Drogen: Die amerikanische Indie-Rockband The War on Drugs heißt wie eine Anti-Drogen-Kampagne der US-Regierung von 1972 und schreibt Musik, die dennoch im besten Sinne als bewusstseinserweiternd gelten könnte. Beweisstück A: ihr Song "Holding On". Die erste Single des neuen Albums "A Deeper Understanding" setzt auf den typischen Sound der Band: flirrende Shoegaze-Synthies, dauer-schrubbende verhallte Gitarrenwände und die verhuschte Stimme Adam Granduciels. Die ständig wechselnde Besetzung der Kritikerlieblinge scheint sich nun endgültig gefunden zu haben. Hoffen wir, dass sie uns in dieser Konstellation noch oft beglücken.

Jordan Prince – Sophomore Year 

Wenn man Jordan Prince bei Google eingibt, dann kommen erstmal viele Scheichs. Wirklich sehr viele Scheichs. Man muss also etwas klicken, bevor man den Musiker Jordan Prince findet. Aber es lohnt sich auch: Der Wahl-Münchner aus New Orleans überzeugt auch bei "Sophomore Year" mit raffinierten Gitarren-Pickings und mehrstimmigen Vocals. Nach eigener Aussage schreibt er seine besten Songs übrigens, wenn er traurig und dicht ist. Und als würde ihn das nicht schon sympathisch genug machen, ist auch das Konzept für seine aktuelle LP der Hammer:  Er hat ein Album geschrieben, in dem er jeden Song einer Person gewidmet hat. Aber nicht nur einfach Mami und Papi, sondern all den Menschen, die er mal getroffen hat, die ihn beeinflusst haben, seit seinem 15. Lebensjahr – bis heute. Egal, ob man noch best friends ist oder nicht. Krasse Idee, oder?

Sendung: Freundeskreis vom 12.06.2017 ab 10 Uhr