Rapper Fredo Santana gestorben Er verkörperte Chicago und dessen Sound wie kaum ein anderer

Chief Keef, Drake und Gucci Mane trauern um einen ihrer Weggefährten: Fredo Santana. Der Pionier des Drill-Sounds und Labelchef ist vergangenes Wochenende gestorben. Er wurde gerade mal 27 jahre alt.

Von: Matthias Scherer

Stand: 22.01.2018 | Archiv

Albumcover von Fredo Santanas "Trappin Ain't Dead" | Bild: Interscope

Die HipHop-Szene trug dieses Wochenende schwarz. Drake postete bei Instagram traurige Emojis und die Unterschrift: "Rest In Peace Santana“.

😢😢😢 Rest In Peace Santana

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Auch der “Trap God” Gucci Mane trauerte.

Der Rapper, auf den sich die beiden Stars beziehen, ist Fredo Santana, der am vergangenen Freitag an einem Krampfanfall gestorben ist. Er war kurz zuvor wegen Leber- und Nierenversagen in ein Krankenhaus eingeliefert worden. Fredo Santana war ein Cousin vom Rapper Chief Keef und einer der Pioniere des sogenannten Drill-Sounds, einer aggressiven, Bordsteinharten Gangart des Rap und ein brutaler Gegenentwurf zum Conscious Rap vom Chicago-Urgestein Common und den fluffigeren Sounds von jüngeren Lokalhelden Chance the Rapper und Jamila Woods.

Den kommerziellen Erfolg von Chief Keef (mehrere Millionen Klicks bei YouTube, Vertrag bei Interscope) erreichte Fredo nie – trotzdem war er mit 10 Mixtapes und einem Album seit 2012 einer der produktivsten Rapper der Drill-Szene - und mit seiner tiefen, markanten Stimme, seinem knurrenden Flow und seinem Gefühl für catchy Schlagwörter (z.B. "savage“) eine wichtige Persönlichkeit im amerikanischen Rap-Game.

Er war in der Chicago-Szene hervorragend vernetzt und arbeitete mit Rappern wie Lil Durk, Lil Reese, seinem Cousin Chief Keef und internationalen Stars wie Kendrick Lamar, Migos und Drake zusammen. Für letzteren spielte er in dessen "Hold On We’re Going On“-Musikvideo sogar den Bösewicht, der Drakes Freundin entführt.

Aber er war auch jemand, mit dem man gerne Zeit verbrachte – wie man an den Trauerbekundungen seiner Kollegen und Freunde unschwer erkennen kann. Rapper Vic Mensa nannte ihn eine "Chicago-Legende“ und schrieb bei Instagram:

"Es ist tragisch dass er von uns gegangen ist bevor er zu dem Mann werden konnte, der er hätte sein können. Fredo war der Geist der Drill-Bewegung und der Straßen Chicagos. Gegen Ende seines Lebens sagte er ein paar Dinge, von denen wir alle lernen können: Er sprach über seinen Drogenmissbrauch und seine post-traumatische Belastungsstörung, die er durch seine Kindheit in einer gewalttätigen Umgebung entwickelte. Wir müssen die Bedingungen, in denen wir junge schwarze Männer aufziehen, untersuchen."

– Rapper Vic Mensa bei Instagram  

Es wird viel darüber gesprochen, dass Fredo Santana kurz vor seinem Tod wegen Leber- und Nierenversagen im Krankenhaus war – weil das auch Symptome von übermäßigem Codein-Konsum sein können. Ob Drogen wirklich die Ursache für seinen tödlichen Anfall waren, ist noch unklar. Dass nach Lil Peep ein weiterer begabter und geliebter Künstler viel zu früh von uns gegangen ist, ist leider Tatsache.

Sendung: Filter, Montag 22.01.2018 - ab 15.00 Uhr