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Megaloh, Musa und Ghanaian Stallion Das Debütalbum von BSMG ist mehr Movement als Platte

Megaloh, Musa und Ghanaian Stallion sind "BSMG – die Black Superman Gang". Ihre erste Platte "Platz an der Sonne" ist eine faszinierende, herausfordernde und tanzbare Liebeserklärung an Afrika. Genau zur richtigen Zeit.

Von: Malte Borgmann

Stand: 22.09.2017 | Archiv

BSMG | Bild: Anthony Kurtz

Ginge es in der Welt nicht um Atomwaffen und Geld, sondern um Musik, dann wären Länder wie Nigeria und Ghana momentan unangefochtene Weltmächte, denn: Westafrikanische Tanzmusik beherrscht derzeit die Radios und Playlisten in Europa und Amerika. Beispiel gefällig? Bevor er Anfang dieses Jahres knapp von Ed Sheerans "Shape of You" überholt wurde, war Drakes "One Dance" mit insgesamt über einer Milliarde Aufrufen monatelang der meistgestreamte Song aller Zeiten (auf Spotify). Neben karibischem Dancehall bedient sich "One Dance" stark bei nigerianischem Afrobeats.

Und der meistgestreamte deutschsprachige Song aller Zeiten? Logo, "Ohne Mein Team" von Bonez MC und RAF Camora – musikalisch eine nahezu deckungsgleiche Kopie des "Afrotrap No. 5" vom französischen Shootingstar MHD. Der Sound: Eine Mischung aus Trap und aktuellen afrikanischen Genres wie Highlife, Azonto und Coupé-Décalé.

Auf der Suche nach Identität

Wer sich jetzt kurz ins Gedächtnis ruft, wie viele internationale und nationale Popmusiker derzeit versuchen, mit ihren jeweils eigenen Variationen und Kopien von "One Dance" bzw. "Ohne Mein Team" einen ähnlichen Erfolg einzufahren, der begreift: Wenn wir heute tanzen und feiern, dann tun wir das mit sehr hoher Wahrscheinlichkeit zu afrikanischen Rhythmen und Klängen.

Gerade in Deutschland allerdings fehlt ein wenig das Bewusstsein dafür - einer der Gründe, warum sich die beiden Rapper Megaloh und Musa und der Produzent Ghanaian Stallion zur Crew BSMG zusammengeschlossen haben. Alle drei haben afrikanische Wurzeln und BSMG steht wahlweise für "Black SuperMan Gang", "Brüder Schaffen Mehr Gemeinsam" oder "Brüder Schwestern Mehr Gemeinschaft". Auf ihrem faszinierenden Album "Platz an der Sonne" verbinden sie den allgegenwärtigen afrikanischen Sound mit explizit afro-amerikanischen Themen.

Es geht um die Identitätssuche als Afrodeutscher, um Alltagsrassismus und N-Wort-Debatten, um die komplizierte Gegenwart und Geschichte Afrikas, um die Schrecken der Kolonialzeit und wie sie bis heute nachwirken. Es geht aber auch um die Schönheit und den kulturellen Reichtum des Kontinents. Klingt nach viel? Ist es auch! Es kann einem schon manchmal der Kopf schwirren, wenn Musa und Megaloh all diese Realitäten und Zusammenhänge, die Kontinente und Jahrhunderte in einzelne Parts und Songs pressen.

Ein babylonisches Sprachgewirr

Die Rassentheorien Kants und Hegels, der Völkermord der deutschen Kolonialherren an den Herero, die Goldmedaillen der schwarzen Leichtathletik-Ikone Jesse Owens, die Spezialitäten der afrikanischen Küche und, und, und…. Die 18 Tracks von "Platz an der Sonne" sind bis zum Bersten vollgestopft mit Eindrücken und Analysen, Geschichte und Gegenwart - obendrein herrscht ein babylonisches Sprachgewirr aus Deutsch, Englisch, Französisch, Pidgin, Igbo, Yoruba und gefühlt einem Dutzend weiterer afrikanischer Sprachen, Dialekte und Slangs.

Fünf Semester Afrikanistik auf einer Platte

Das überfordert stellenweise, keine Frage. Aber ist das nicht großartig? Ein deutsches Rapalbum, das auf allen Ebenen lieber über- als unterfordert? Wem es trotzdem zu viel wird, dem bleibt die Möglichkeit, sich von den tollen, abwechslungsreichen Beats von Produzent Ghanaian Stallion treiben zu lassen. Sie bilden das musikalische Gegenstück zu Megalohs und Musas lyrischer Welt- und Zeitreise. Oder wie Megaloh sagt:

"BSMG ist in erster Linie ein musikalisches Movement. Es ist ein bisschen wie damals bei Wu-Tang. Die Leute sind eingeladen, unseren Film mitzufeiern – egal ob sie afrikanische Wurzeln haben oder nicht. Wenn sie sich dann näher mit der Thematik auseinandersetzen, umso besser. Aber es ist kein Muss: Man kann auch einfach nur die Mucke feiern. Weil es einfach geile Mucke ist."

Megaloh - Interview

Wo er recht hat, hat er recht. Wer dann doch irgendwann mal aus Interesse einzelne Textzeilen googelt, hört so schnell nicht wieder auf und hat am Ende wahrscheinlich so viel gelernt wie in fünf Semestern Afrikanistik – aber deutlich mehr dabei getanzt.

Megaloh wird als einer der Headliner am 2. und 3. Dezember auch auf dem PULS-Festival in Erlangen und München zu sehen sein.

Sendung: Filter, 22. September 2017 - ab 15 Uhr