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Interview // Macklemore & Ryan Lewis Ohne Waldhütte hätten wir kein Album gemacht

Macklemore ist ein Katzenmensch. Das lernen wir im PULS Interview. Außerdem verraten Macklemore & Ryan Lewis die Geheimnisse ihres neuen Albums: ein einsamer Wald, prominente Gäste und Starkbiererfahrungen.

Von: Franziska Niesar

Stand: 02.03.2016 | Archiv

Macklemore & Ryan Lewis sprechen über ihr neues Album This Unruly Mess I've Made | Bild: WDR/Kirsten Otto

Am 26. Februar ist das zweite Album "This Unruly Mess I've Made" von Macklemore & Ryan Lewis erschienen. Deutlich politischer als "The Heist" ist der Nachfolger definitiv. Das zeigt alleine die Single "White Privilege II", die die rassistische Gewalt von amerikanischen Polizisten thematisiert. Der Song ist neun Minuten lang, involviert waren auch Aktivisten und Lehrer, und der Beat ist für Ryan Lewis eher untypisch.
Inwiefern haben die beiden als Weiße überhaupt das Recht, Themen wie dieses glaubwürdig musikalisch zu bearbeiten? Im PULS Interview sprechen Macklemore & Ryan Lewis ganz offen über die Entstehung und die Bedeutung ihres neuen Albums.

PULS: Wie waren die Reaktionen auf das Album, vor allem weil es ja so anders ist als Singles wie Thrift Shop oder Can't Hold us?

Ryan Lewis: Ich würde sagen, dass unsere Fanbase supergespannt ist – genauso wie wir es sind, die Songs endlich zu spielen. Es gibt eine große Bandbreite an Gefühlen und Themen auf dem Album. Ich denke, dass wir die Musik gemacht haben, die wir 2015/16 machen wollten. Wenn es den Leuten gefällt, ist es super, wenn nicht, können die sich ja einfach nochmal "The Heist" kaufen.

Dieses Album könnte locker ein Buch sein. Hast du, Macklemore, je darüber nachgedacht ein Buch zu schreiben?

Macklemore: Ja, ich habe sogar angefangen. Ich habe zwar nur ein Kapitel geschrieben, aber das war dope. Es ging um Beschneidung.

Ryan Lewis: Bitte? Ist das dein Ernst?

Macklemore: Ja, man. (lacht) Vielleicht kommt es irgendwann mal raus.

Na gut. Dann lass uns über Songs vom Album reden. "White Privilege II" zum Beispiel. Gab es Reaktionen von schwarzen Rappern auf den Song?

Macklemore: Ich glaube, dass keiner sich öffentlich dazu geäußert hat. Ich kenne ein paar schwarze Rapper, die mir persönlich erzählt haben, dass sie den Song wichtig finden und dass die Welt ihn hören sollte. Ich wusste von Anfang an, dass der Song, dass die ganze Platte polarisieren wird. Es ist ein schwieriger Song. Rasse ist sehr schwer zu analysieren, speziell Rassismus als systematische Unterdrückung und weiße Vorherrschaft. Wir kratzen mit unserem 9-Minuten-Song nur an der Oberfläche. Trotzdem wollten wir mit dem Song eine Diskussion anstoßen.

Also hat niemand gesagt, dass du nicht der Richtige bist, um über dieses Thema zu schreiben?

Macklemore: Nein.

In den Lyrics geht es auch viel um Protest. Seid ihr auch bei Demonstrationszügen dabei gewesen?

Macklemore: Ich war bei vielen dabei, aber ich wurde immer mit Liebe und offenen Armen empfangen.

Ihr seid ins Hinterland gegangen, um das Album zu schreiben. Inwiefern hat das den Sound des Albums beeinflusst?

Ryan Lewis: Für uns war es sehr wichtig, nicht abgelenkt zu werden. In Seattle haben wir unsere Firma, unser Studio und unser Büro. Wir haben da eine Schmerzgrenze erreicht, an der es für uns Sinn ergab, mit ein paar Leuten rauszugehen und uns nur auf die Musik zu konzentrieren. Wie sehr die Waldhütte den Sound des Albums beeinflusst hat, weiß ich nicht. Aber ich denke, ohne die andere Umgebung hätten wir womöglich überhaupt kein Album gemacht.

Es sind eine Menge tolle Gäste auf dem Album vertreten, zum Beispiel auch der Schauspieler Idris Elba. Warum habt ihr ihn ausgewählt?

Macklemore: Wir sind große Fans von The Wire. Wir wussten aber nicht, dass Idris so einen musikalischen Hintergrund hat. Er rappt, singt, produziert und arbeitet als DJ. Er ist einfach ein großartiger Künstler, nicht nur ein toller Schauspieler. Wir sind mit ihm ins Studio in Los Angeles gegangen und haben dann vier bis fünf Stunden gearbeitet. Ryan und er haben angefangen Whiskey zu trinken, dann haben sie ein paar Versionen einer Hook gemacht und die beste fürs Album ausgewählt. Was ich am meisten an der Zusammenarbeit mit ihm geliebt habe: Er hat überhaupt keine Angst, neue Dinge auszuprobieren. Er ist niemand, der ein zu großes Ego hat und mit dem man deshalb nicht zusammenarbeiten kann. Wir hatten einfach Spaß.

Anderson .Paak ist auch auf dem Song "Dance Off" mit drauf. War er auch bei eurer Session mit Idris Elba dabei?

Ryan Lewis: Nein, aber was das Witzige war: Anderson .Paak ist auch so unglaublich selbstbewusst. Obwohl er noch nichts dabei hatte, ist er ins Studio und hat einfach losgelegt.

Was fühlst du, Macklemore, wenn du "St. Ides" rappst? Jedes Mal, wenn du über Alkohol oder Drogen sprichst, verfolgst du einen ganz anderen Ansatz als andere Rapper – hast du das Gefühl, dass du dein Publikum aufklären musst, weil es schlecht für dich selbst war?

Macklemore: Ich denke über "St. Ides" ein bisschen anders. In unserer Kultur haben wir eine Starkbier-Tradition. Bei den letzten paar Schlucken, die du trinkst, denkst du an die Menschen, die gestorben sind. Es geht um Erinnerungen. Es geht um Zeiten im Leben, die vorbei sind und von denen man sich wegentwickelt hat. Starkbier, St. Ides, das sind Getränke meiner Jugend. In dem Song liegt definitiv Nostalgie. Und für mich ist es wie eine Audio-Form des Trinkens der letzten Schlucke Starkbier.

Du hast heute schon mit einer Katze geschmust und deine eigene, Cairo The Cat, hat sogar einen eigenen Instagram Account. Wieso bist du so ein Katzenmensch?

Macklemore: Ich hatte als Kind einen Hund. Aber ich bin ein Katzentyp – Katzen sind einfacher zu haben. Sie stinken nicht, du musst nicht ihren Mist wegmachen.

Danke euch!

Das ganze Interview gibts es auch in unserem Ehrengäste-Podcast zum Abonnieren und Nachhören. Und vom neuen Album könnt ihr euch bald selbst überzeugen – am 7. April spielen Macklemore & Ryan Lewis in der Olympiahalle in München. PULS verlost Gästeliste-Plätze!


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