Frittierte Chabos made in Offenbach Macht Hafti jetzt in Hühnchen?

Dass auch deutsche Rapper (ganz wie die amerikanischen Vorbilder) ihre eigene Marke diversifizieren und fleißig in Geschäftszweige abseits der Musik investieren, ist nichts neues – das eigene Klamottenlabel gehört ab den ersten tausend Youtube-Klicks quasi eh zum guten Ton. Darüber hinaus gibt es eine bunt schillernde Palette an Produkten und Dienstleistungen, die von deutschen Sprechgesangsartisten feilgeboten werden: Fitnessprogramme (Kollegah), Shisha-Tabak (Kool Savas), Vaporizer-Liquids (Azad) oder Zierfische (Bushido). Und Haftbefehl? Der macht zusätzlich zu seinem lukrativen Badelatschen-Business jetzt in Hühnern. Genauer gesagt: frittierten Hühnern.

Frittierte Chabo-Hühnchen in Offenbach

Das erste deutsche Los Pollos Hermanos also will Haftbefehl in Offenbach eröffnen. Wie Gacker Haft Baba Haft im (nur geringfügig bizarren) Ankündigungsvideo erklärt, kennt man diese Restaurantkette eigentlich aus der berühmten Fernsehserie „Better Call Saul“ (und ganz nebenbei aus der noch viel berühmteren Fernsehserie „Breaking Bad“). Da nutzt der fiktive Drogenboss Gustavo Fring seine Los Pollos Hermanos-Restaurants, um Rauschgiftgelder zu waschen. Dass Hafti jetzt unter dem gleichen Namen im echten Leben frittierte Hähnchenteile verkaufen möchte, macht in vielerlei Hinsicht Sinn – und zwar nicht nur, weil der Mann dem Vernehmen nach etwas von Rauschgift versteht: Haftbefehl und seine Azzlacks sind schließlich eine der wenigen Crews im deutschen Rapgeschäft, die sich dem dämlichen Fitness-Trend verweigern und stattdessen prall gefüllte Wohlstandsplauzen durch die Gegend tragen. Außerdem rappt Haftbefehl echt! oft! vom Kochen!Und – wenig bekannter Fun Fact: Es gibt tatsächlich eine japanische Zwerghuhnrasse namens Chabo. (Was übrigens auch den Gockelkopf im Logo von Haftbefehls Klamottenmarke erklärt.

Los Promo-Hermanos

Allerdings: Dass Haftbefehl wirklich vorhat à la Ricky Ross voll ins Chicken–Business einzusteigen, ist dann doch eher unwahrscheinlich. Die ganze Aktion riecht arg nach Netflix-Promostunt. So sind in den USA vor einigen Wochen (nämlich pünktlich zum Staffelstart von "Better Call Saul") bereits in einigen Städten Los Pollos Hermanos-Filialen aufgetaucht – zu essen gab‘s da aber lediglich ein paar Fritten und nach wenigen Tagen wurden die Pop-Up-Restaurants wieder dicht gemacht. Netflix und das Management von Haftbefehl waren nicht zu erreichen, ein Anruf bei der Stadtverwaltung Offenbach zeigte, dass dort niemand von einer entsprechenden Gewerbeanmeldung gehört hatte. Das spricht nicht dafür, dass Hafti dauerhaft ein Restaurant eröffnen will.

Wie dem auch sei – am 14.Juni gibt’s irgendwo in Offenbach angeblich Chicken Wings auf Haftbefehl sein Nacken. Wobei da ja noch Ramadan ist und viele von Haftbefehls Fans seine Großzügigkeit zumindest tagsüber nicht in Anspruch nehmen dürfen. Der Cock! Äh: Fuchs! Ähnlich tumultartige Szenen wie damals auf der Rheinkultur 2011 dürften damit hoffentlich ausbleiben. Und am Ende bleibt mehr für Moneyboy.

Sendung: Filter, 7. Juni 2017 - ab 15 Uhr